Süddeutsche Zeitung

Politik in Bayern:Plenk darf wohl CSU-Probemitglied werden

Der Ortsvorstand soll sich für den früheren AfD-Fraktionschef Markus Plenk ausgesprochen haben. Für die CSU ist der Fall eine sensible Angelegenheit.

Der frühere AfD-Politiker Markus Plenk kann wohl grundsätzlich in die CSU eintreten. Sollte er in seiner Heimatgemeinde Ruhpolding im Kreis Traunstein einen Aufnahmeantrag stellen, dürfte dieser angenommen werden. Dafür hat sich der CSU-Ortsvorstand laut Medienberichten mit einer Mehrheit ausgesprochen. Ortsvorsitzender Justus Pfeifer sagte dem BR, Plenk werde "kein roter Teppich ausgerollt". Er würde behandelt werden wie jedes andere potenzielle Neumitglied. Zudem solle er, falls ein Antrag eingeht, zunächst für ein Jahr auf Probe dabei sein. Man habe das Vorgehen eng mit der Parteiführung in München abgestimmt.

Das Konzept einer Probemitgliedschaft unterstützt demnach auch der Traunsteiner Landrat und CSU-Kreisvorsitzende Siegfried Walch. Entscheidend sei, ob jemand "das Wertefundament der CSU" teile. Der Biolandwirt und Unternehmensberater Plenk, damals mit Katrin Ebner-Steiner Chef der AfD-Landtagsfraktion, hatte Anfang April der AfD den Rücken gekehrt. Schon da hatte er angekündigt, zur CSU wechseln zu wollen. Mit Antrag oder Entscheidung noch vor der Europawahl ist aber nicht zu rechnen.

Für die Christsozialen ist der Fall eine sehr sensible Angelegenheit, entscheidet er doch über die generelle Linie im Umgang mit hochrangigen AfD-Leuten; in der Partei hat das längst zu Kontroversen geführt. So sagte etwa der Ex-Abgeordnete und Trostberger CSU-Chef Markus Fröschl im April: Sollte Plenk in die CSU-Fraktion eintreten, werde er die Partei verlassen. CSU-Generalsekretär Markus Blume sagte am Freitag, man werde sich jeden Einzelfall anschauen - so auch bei Plenk. "Klar ist: Es kann erst mal nur eine Gastmitgliedschaft auf Probe geben." Eine solche könne bis zu einem Jahr dauern. Da Plenk noch keine Aufnahme beantragt habe, gebe es für ihn aber keinen neuen Stand, so Blume. "Wenn es einen Mitgliedsantrag gibt, werden wir diesen genau prüfen." Voraussetzung für eine Aufnahme in die CSU sei "eine klare Distanzierung von der AfD und ein Bekenntnis zu unseren Werten".

Zumindest die Distanzierung von der AfD dürfte Plenk freilich bereits bewiesen haben. Zum Abschied im April sagte er, er wolle "keine weitere Energie in das Bemühen stecken, die AfD-Fraktion vor einem Rechtsruck zu bewahren". Er "habe es satt, die bürgerliche Fassade einer im Kern fremdenfeindlichen und extremistischen Partei zu sein".

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SZ vom 11.05.2019 / ojo, wiw/baso
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