Pläne für "Südabitur":Spaenle plädiert für einheitliche Prüfungen

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Kultusminister Ludwig Spaenle ist für ein bundesweites Zentralabitur. Doch er will auch das "Südabitur" vorantreiben - aus Furcht, dass das hohe Niveau des bayerischen Abiturs sonst leiden könnte.

Tina Baier

79 Prozent der Deutschen befürworten nach einer aktuellen Umfrage des Marktforschungsinstituts Emnid ein bundesweites Zentralabitur mit einheitlichen Prüfungsaufgaben. Die Bundesbürger versprechen sich davon, dass Schüler, die beispielsweise von Berlin nach Bayern umziehen, nicht mehr so stark unter dem Wechsel von einem Bildungssystem ins andere leiden. Außerdem soll die Vergabe von Studienplätzen gerechter ablaufen, weil die Abiturnoten besser miteinander vergleichbar sind.

Große Anspannung: Schüler bei den Abiturprüfungen im März 2011. (Foto: dapd)

Einer der größten Befürworter ist der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) - allerdings nur unter der Voraussetzung, dass das hohe Niveau des bayerischen Abiturs nicht darunter leidet. Erst im Dezember vergangenen Jahres hatten sich Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern auf erste Schritte hin zu einem gemeinsamen Abitur geeinigt. Von der damaligen Einigkeit ist allerdings nicht mehr viel übrig.

Durch den Regierungswechsel in Baden-Württemberg ist äußerst fraglich, ob sich das Land weiterhin an Spaenles "Südabitur" beteiligen wird. In Sachsen-Anhalt geht das Kultusministerium von der CDU an die SPD, was eine weitere Zusammenarbeit beim Südabitur eher unwahrscheinlich macht. Dafür sei Niedersachsen dazugekommen, sagt Spaenle, auch Hamburg habe inoffiziell Interesse bekundet.

"Südabitur": "eine Luftnummer"?

Nahziel ist ein Pool von Prüfungsfragen, zunächst für Mathematik und Deutsch, aus dem sich diejenigen Länder, die ein vergleichbares Abitur planen, bedienen können. "Wir wollen dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen bereits nächstes Jahr die ersten Aufgabentypen vorlegen", sagt Spaenle.

Das in Berlin ansässige Institut solle dann prüfen, ob diese Aufgaben ein einheitliches Niveau gewährleisten. Spaenle strebt sogar einen Staatsvertrag zwischen denjenigen Bundesländern an, die sich auf gemeinsame Grundlagen beim Abitur einigen. "Ich bin außerdem der Meinung, dass auch die Prüfungsfragen für den Mittleren Schulabschluss und für den Hauptschulabschluss ein einheitliches Niveau haben sollten", sagt der Kultusminister.

Hans-Ulrich Pfaffmann (SPD) kann der Idee vom "Südabitur" nichts abgewinnen. "Wenn man vereinheitlichen will, muss man das bundesweit machen", findet er. Für Thomas Gehring (Grüne), ist Spaenles "Südabitur" "eine Luftnummer". Das Institut für Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) arbeite ohnehin schon an verbindlichen Bildungsstandards für das Abitur in allen 16 Bundesländern.

Heinz-Peter Meidinger, Vorsitzender des Deutschen Philologenverbands, findet es grundsätzlich sinnvoll, "das Abitur weiter zu vereinheitlichen". "Ein zentrales Bundesabitur mit denselben Aufgaben zum selben Zeitpunkt für alle wird es aber nie geben", sagt er. Das sei schon wegen der unterschiedlichen Ferienzeiten in den verschiedenen Ländern nicht möglich.

Außerdem würde auch das keine absolute Gerechtigkeit garantieren. Bei der Benotung hängt nämlich viel davon ab, wie korrigiert wird. Das hat unter anderem eine Untersuchung ergeben, bei der ein und dieselbe Abituraufgabe in drei verschiedenen Bundesländern korrigiert wurde. In einem Land wurde die Arbeit mit der Note zwei bewertet, in den beiden anderen bekam der Testabiturient eine Drei beziehungsweise eine Vier.

© SZ vom 16.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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