Pläne für Kasernengelände:Neuer Stadtteil für Bamberg

Pläne für Kasernengelände: In der ehemaligen Lagarde-Kaserne sollen Wohnungen und Geschäfte entstehen. Und ein Konzertsaal in der früheren Backstein-Reithalle.

In der ehemaligen Lagarde-Kaserne sollen Wohnungen und Geschäfte entstehen. Und ein Konzertsaal in der früheren Backstein-Reithalle.

(Foto: Pesch Partner Architekten)
  • Rund ein Zehntel der Stadtfläche Bambergs liegt nach dem Abzug der US Army brach.
  • Nun ist ein neuer Stadtteil in Planung - mit bezahlbarem Wohnraum und Orten für Kreatives.
  • Immer mehr Studenten ziehen in die Welterbestadt und haben Probleme, günstige Wohnungen zu finden.

Von Katja Auer, Bamberg

Wohnungen sollen dort entstehen, wenn die mit Stacheldraht bewehrten Zäune erst einmal weg sind, Platz für Geschäfte und Gewerbe, ein "vernünftiger Mix" eben, wie es Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) formuliert. Auch mit Kultureinrichtungen, einem Konzertsaal zum Beispiel. An der Stelle muss Starke kurz lachen, schließlich hat Bamberg schon einen vorzüglichen Konzertsaal für sein ebenso großartiges Orchester, während die Kulturschaffenden in der Landeshauptstadt gerade fassungslos vor dem Nein von Ministerpräsident und Oberbürgermeister zu einer neuen Halle stehen.

Aber in Bamberg haben sie große Pläne. Ein neuer Stadtteil soll entstehen, denn seit die US-Armee im vergangenen Jahr abgezogen ist, liegt ein Zehntel der Stadtfläche brach. 450 Hektar groß ist das ehemalige Militärgelände, zu dem auch ein Flughafen, ein Schießplatz und die Muna gehören, die ehemalige Munitionsanstalt, die zum Teil Naturschutzgebiet ist. Zentral für die Konversion, also die Umwidmung für zivile Zwecke, ist zunächst das Kasernengelände, das etwa 160 Hektar umfasst.

Sechs Planungsbüros legten der Stadt ihre Ideen für die Fläche vor, die Bamberg um ein neues Viertel erweitern soll, die beiden Siegerentwürfe stellte Oberbürgermeister Starke am Mittwoch vor. Sie sollen die Grundlage sein für die weiteren Planungen, aber auch für die Verhandlungen mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Denn noch gehört das gesamte Areal der Bundesrepublik. Die Stadt will das ganze Gelände kaufen, um die Entwicklung selbst zu gestalten. "Eine Jahrhundertchance" nennt Starke die Konversion, die anderswo die Furcht vor einem großen Leerstand auslösen würde, zumal in dieser Dimension. Doch Bamberg kann den Platz gut gebrauchen.

Wie sich der Wohnungsmarkt entwickelt

Pläne für Kasernengelände: Quelle: SZ-Karte

Quelle: SZ-Karte

Zwar ist die Stadt in den vergangenen 40 Jahren nur um 1500 Einwohner auf derzeit etwa 71 500 gewachsen. Dennoch entwickelt sich Bamberg damit entgegen der demografischen Entwicklung in Oberfranken. Die ständig expandierende Otto-Friedrich-Universität macht die Stadt bei Studenten zusätzlich beliebt, mehr als 13 000 junge Menschen sind zurzeit eingeschrieben. Auch aus dem Landkreis zieht es viele Menschen zurück in die Welterbe-Stadt.

All das macht sich in den Preisen für Immobilien bemerkbar, die seit Jahren steigen. Studentenbuden sind knapp, Häuser für Familien sowieso. "Wir haben einen absolut überhitzten Wohnungsmarkt", sagt Starke. Wenn die Konversion dazu führe, dass die Wohnungspreise sinken, sei das "absolut wünschenswert". Außerdem hofft er darauf, dass die Stadt weiter wächst. Schneller sogar. Das Ziel seien 5000 Bewohner mehr bis 2025, sagt Konversionsmanager Harald Lang.

Was aus den Kasernen werden soll

Gerade weil es so schwierig geworden ist, in der Stadt eine bezahlbare Bleibe zu finden, bewegt die Bamberger die Frage, was aus den Kasernen wird. Die, wenigstens über den Stacheldraht hinweg, so aussehen, als müsste man sie nur aufsperren und einziehen. Bei einer Führung kürzlich hat sich der Eindruck bei vielen Besuchern verfestigt, weswegen Skepsis herrscht gegenüber der Stadtspitze, ob es nicht doch Pläne gebe, einige Häuser einfach abzureißen, um den Immobilienmarkt stabil teuer zu halten.

Das bestreiten die Verantwortlichen und versichern, dass möglichst viel Wohnraum erhalten bleiben soll. Verbunden mit dem Problem allerdings, "dass wir bis heute nicht wissen, in welchen Zustand der ist", sagt Lang. Schon anderswo mussten Kasernen teuer saniert werden, weil sie entweder mit Schadstoffen belastet waren oder den Vorschriften der bayerischen Bauordnung nicht entsprachen.

Das droht auch in Bamberg. In einem aktuellen Gutachten über die Gebäude der Pines Housing Area, die als erstes vermietet werden sollten, wird eine umfassende Sanierung gefordert, da die Häuser mit Insektiziden belastet seien und der teerhaltige Parkettkleber gesundheitsschädlich sein könnte. Die anderen Kasernen wurden noch nicht untersucht.

Was die Architekten vorhaben

Die Pläne der Architekten berührt das bislang nicht, die Entwürfe müssten anpassungsfähig sein, sagt Lang. Schließlich könnten 12 000 Amerikaner nicht auf einmal ersetzt werden. Das Münchner Büro Morpho-Logic sieht für den östlichen Rand der Stadt unter anderem ein Kreativquartier vor. Architekten, Designer und Künstler könnten in die ehemaligen Garagen und Hinterhöfe einziehen, als "Gegenpol zur etablierten Altstadt".

Verbunden werden soll das mit dem Entwurf des Stuttgarter Büros Pesch Partner Architekten für den Bereich westlich der vierspurigen Straße, die das Areal teilt. Dort, in den denkmalgeschützten Backsteinbauten der ehemaligen Lagarde-Kaserne, sollen Wohnungen entstehen, für Studenten vielleicht, es soll eine Markthalle geben und einen zentralen Platz als Treffpunkt im Viertel. Dort steht die alte Reithalle, in der ein Konzertsaal entstehen könnte. Ein mittelgroßer, 200 Plätze, 300 vielleicht. Dann könnten die Münchner Orchester gerne mal zum Proben kommen, sagt der Oberbürgermeister. Nur ein Scherz. Natürlich.

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