Piusbrüder in Bayern:Vergebliche Warnung an die Widerspenstigen

Trotz Protesten der Kirche wollen die Piusbrüder am Samstag drei neue Priester weihen.

Monika Maier-Albang

Sie sind nicht lange in sich gegangen nach der Erklärung aus Rom. "Selbstverständlich" werde man an den Weihen festhalten, hatte ein Sprecher der Piusbrüder erklärt, da war die Stellungnahme des vatikanischen Presseamtes noch beinahe druckfrisch.

Piusbrüder in Bayern: Pius-Brüder in Fulda bei der Weihungszeremonie ihrer neuen Kapelle "Muttergottes von der immerwaehrenden Hilfe" vor dem Altar: In Bayern

Pius-Brüder in Fulda bei der Weihungszeremonie ihrer neuen Kapelle "Muttergottes von der immerwaehrenden Hilfe" vor dem Altar: In Bayern

(Foto: Foto: ddp)

Der Vatikan hatte darin bekräftigt, dass die katholische Kirche die geplanten Priesterweihen der "Priesterbruderschaft St. Pius X." als "durchweg illegitim" ansehe. Ein paar Tage später schon warfen sich vor dem Traditionalistenbischof Bernard Tissier de Mallerais in den USA 13 Männer zu Boden, um nach vorkonziliarem, in lateinischer Sprache gefeierten Ritus die Priesterweihe zu empfangen. Und vor drei Wochen hatte die Bruderschaft die Amtskirche in Deutschland provoziert und eine Kapelle in Fulda geweiht.

Im schweizerischen Ecône will der Obere der Bruderschaft, Bernard Fellay, am 29. Juni selbst tätig werden. Und für diesen Samstag hat die Pius-Bruderschaft in ihr Priesterseminar nach Zaitzkofen bei Regensburg eingeladen, um drei Priester und drei Diakone zu weihen - nach dem Kirchenrecht wird diese Weihe unerlaubt sein, aber trotzdem gültig.

Ende Januar hatte Papst Benedikt XVI. die Exkommunikation der vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft aufgehoben um diese in die Gemeinschaft der katholischen Kirche zurückzuholen. Aus römischer Sicht soll die Wiederaufnahme ein Prozess sein, dem inhaltliche Gespräche vorangehen müssen - bis dahin dürfen die Bischöfe ihre Ämter nicht ausüben. So sieht es der Vatikan. Die Piusbrüder zeigen sich bislang jedoch unbeeindruckt von der römischen Direktive.

"Akt der Widerspenstigkeit"

Der deutsche Distriktobere Franz Schmidberger will die Weihehandlung zwar keinesfalls als Provokation verstanden wissen. Die Weihen richteten sich "gegen niemanden", sagte er der Katholischen Nachrichtenagentur KNA. "Sie sind für den Papst und die Bischöfe." Aber es sei momentan nun mal "wie bei Kranken, die nicht sehen, welche Medizin zu ihrer Gesundung beiträgt".

Nun kann man rätseln, wen Schmidberger zu den Kranken zählt. Die deutschen Bischöfe, die sich gegen die Pius-Bruderschaft positioniert haben, wohl allemal. Vor allem der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, in dessen Bistum Zaitzkofen liegt und der als Mitglied der Glaubenskongregation schon als möglicher Unterhändler für die Gespräche mit der Gemeinschaft genannt wird, hatte den Piusbrüdern die Weihe in seiner Diözese strikt untersagt. Dass sie an ihren Plänen festhalten, deutet Müller nun als "Akt der Widerspenstigkeit", was auf eine "gewisse Borniertheit" schließen lasse. Müller weiht fast zeitgleich zu den Piusbrüdern im Regensburger Dom neun Männer zu Priestern.

Vielleicht ist es von Schmidbergers Warte aus aber sogar der Papst selbst, der einen Arzt benötigt? Die Bruderschaft liebt derartige Vergleiche. Mal sehen sie sich als Feuerwehr, mal als Helfer in der Not. Die Gemeinschaft, die der französische Bischof Marcel Lefebvre 1970 aus Protest gegen die "neomodernistischen", "neoprotestantischen" Tendenzen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) gegründet hatte, lebt schließlich aus ihrer Mission: die katholische Kirche auf den rechten Kurs zurückzubringen.

Im Vatikan übt man sich derweil in Gleichmut. Die Gespräche mit der Pius-Bruderschaft sollen unter allen Umständen beginnen, Papst Benedikt XVI., der einst als Präfekt der Glaubenskongregation die Abspaltung der Lefebvrianer nicht hatte verhindern können, will es so. Zwar befürchten selbst im Vatikan Skeptiker, dass man bestenfalls ein paar Dutzend der weltweit etwa 400 Priester der Bruderschaft zum Umschwenken bewegen kann.

Trotzdem soll der "Dialog" geführt werden. Die Piusbrüder sind sich ihrer guten Startposition durchaus bewusst, und so verkündet der deutsche Distriktobere Schmidberger schon mal, welchen Ausgang die Gespräche aus seiner Sicht nehmen könnten: Dass aus der Bruderschaft eine Personalprälatur wird, die unmittelbar dem Papst unterstellt ist, also ein eigenständiges Organ, vergleichbar dem Opus Dei.

An diesem Samstag nun werden sich die Gäste im Schlossgarten des ehemaligen Herrenhauses in Zaitzkofen einfinden, weil die Räume des Priesterseminars Herz Jesu die 1500 erwarteten Besucher nicht fassen könnten. Sie werden auf Bierbänken auf dem Fußballplatz des Seminars sitzen und in deutscher Übersetzung die Predigt des spanischen Bischofs Alfonso de Galarreta vernehmen können.

Vorne, etwas erhöht, wird ein Zeltdach über einem Altar gespannt sein, was von Vorteil ist, da es in Bayern seit Tagen regnet. So werden zumindest die Kleriker nicht nass. Alles gehe seinen gewohnten Gang, wird der Hausherr Stefan Frey nicht müde zu betonen. Man verfahre eben so, wie man es seit drei Jahrzehnten gewohnt sei.

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