Pius-Bruderschaft:Ermittlungen gegen Williamson stocken

Der Fortgang des Verfahrens gegen den Holocaust-Leugner ist derzeit unklar. Probleme macht ein Rechtshilfeersuchen an Schweden.

Die Ermittlungen gegen den britischen Bischof Richard Williamson wegen Volksverhetzung sind ins Stocken geraten.

Pius-Bruderschaft: Der Fortgang des Verfahrens gegen Bischof Richard Williamson ist derzeit unklar.

Der Fortgang des Verfahrens gegen Bischof Richard Williamson ist derzeit unklar.

(Foto: Foto: Reuters)

Der Leitende Regensburger Oberstaatsanwalt Günther Ruckdäschel bestätigte Informationen des Bayerischen Rundfunks, dass es Probleme mit einem Rechtshilfeersuchen an Schweden gebe. Der Bischof der umstrittenen Pius-Bruderschaft hatte in einem Interview mit einem schwedischen Fernsehsender den Holocaust geleugnet.

Die schwedischen Behörden haben nun aber mitgeteilt, dass der TV-Journalist nicht wie von den deutschen Ermittlern gewünscht dazu vernommen werden könne. Offenbar verhindert der Status des Reporters in dem skandinavischen Land eine Zeugenbefragung.

"Wir können das rechtlich nicht nachvollziehen. Bei uns wäre es kein Problem, einen Journalisten zu befragen", sagte Ruckdäschel. Der Fortgang des Verfahrens gegen Williamson ist deshalb derzeit unklar. Die Regensburger Staatsanwaltschaft wartet weiter darauf, ob über das europäische Justiznetz nicht doch noch die Aussage des Fernsehmannes zu erhalten ist. "Wenn nichts aus Schweden kommt, müssen wir halt schauen, wie wir ohne diese Aussage weiterkommen", meinte der Chefermittler.

Der 69-jährige Williamson hatte im Priesterseminar der Piusbrüder in Zaitzkofen nahe Regensburg die Ermordung von sechs Millionen Juden in den Gaskammern bestritten und nur eine geringere Zahl von Opfern in den Konzentrationslagern der Nazis eingeräumt. Er hat sich über seinen Rechtsanwalt zu den Ermittlungen geäußert. Williamson erklärte, er sei davon ausgegangen, dass das Interview nicht in Deutschland verbreitet werde. In mehreren anderen Staaten ist es im Unterschied zur Bundesrepublik keine Straftat, den Holocaust zu leugnen.

Vor wenigen Wochen - und ein knappes halbes Jahr nach dem Skandal um Richard Williamson - zog auch Papst Benedikt XVI. personelle Konsequenzen aus der Affäre. Der Pontifex entließ den Chef der Abteilung, die für eine Annäherung der römisch-katholischen Kirche an die umstrittene Splittergruppe verantwortlich ist. Der kolumbianische Kardinal Dario Castrillon Hoyos werde durch den US-Kardinal Joseph Levada ersetzt, der fortan die Päpstliche Kommission Ecclesia Dei (Kirche Gottes) leite.

Der Papst hatte Anfang des Jahres weltweit Empörung ausgelöst mit der Entscheidung, die Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Bruderschaft, darunter der Holocaust-Leugner Williamson, wieder aufzuheben. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte daraufhin vom Papst eine Klarstellung gefordert.

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