Philologen warnen vor Privatisierung:Lieber staatlich lernen

Nach der Abitur-Pleite an einer Schweinfurter Schule warnt der bayerische Philologenverband vor einer weiteren Privatisierung des Bildungswesens. Ein Ministerialbeauftragter hat sich derweil mit den betroffenen Schülern getroffen. Sie verlieren schlimmstenfalls zwei Jahre.

Der bayerische Philologenverband hat nach der Abitur-Pleite an einer Schweinfurter Privatschule vor einer weiteren Privatisierung des Bildungswesens gewarnt. "Ein freier, vom Staat unkontrollierter Wettbewerb würde mit Sicherheit zu einem Qualitätsverfall und nicht zu einer Niveausicherung führen", sagte der Verbandsvorsitzende Max Schmidt.

An einer privaten, staatlich noch nicht anerkannten Fachoberschule (FOS) in Schweinfurt waren alle 27 Schüler einer Klasse durch die schriftliche Abiturprüfung gefallen. Schmidt kritisierte das Geschäftsmodell einzelner Privatschulen, die sich bewusst an Eltern von Schülern wendeten, die die Kriterien für weiterführende staatliche Schulen nicht erfüllten.

Staatlich anerkannte Schulen in freier Trägerschaft leisteten zwar in großer Mehrzahl gute Arbeit. Eltern allerdings, die überlegten, ihre Kinder an lediglich staatlich genehmigten, aber noch nicht staatlich anerkannte Privatschulen zu schicken, sollten sich des Risikos bewusst sein.

Das Kultusministerium wies die Kritik zurück. Es gebe überhaupt keine Pläne zur Privatisierung des Bildungssystems. Wolle ein privater Träger eine Schule eröffnen, werde dies umfangreich geprüft. Bei einem positiven Urteil habe sie zunächst den Status einer staatlich genehmigten Schule. Erst wenn zwei komplette Jahrgänge erfolgreich zum Abschluss gebracht wurden, werde der Titel staatlich anerkannte Schule vergeben. Dann erst könne die Schule eigenverantwortlich agieren.

Der Ministerialbeauftragte für die Fachoberschulen in Nordbayern überprüft derweil die schriftlichen Arbeiten zum Fachabitur an der Schule. Zudem prüft er die Arbeiten der Schüler im vergangenen Schuljahr. Am Donnerstag trafen sich Schüler, der Leiter der staatlichen Fachoberschule Schweinfurt und der Ministerialbeauftragte, um das weitere Vorgehen abzustimmen.

Kultusministerium versucht Kritik zu zerstreuen

Die Schülern sollen möglichst die 12. Klasse an der staatlichen Fachoberschule wiederholen dürfen. Voraussetzung ist eine Aufnahmeprüfung, die noch im Juli stattfinden soll. Kritik von Schülern, in diesem Zeitraum könnten sie sich nicht hinreichend vorbereiten, versucht das Kultusministerium zu zerstreuen.

Die Aufnahmeprüfung sei nicht zu vergleichen mit der missglückten Fachabiturprüfung, geprüft werde nur die Eignung für den Übertritt in die 12. Klasse, also die FOS-Abschlussklasse. Sollte eine Eignung dafür nicht vorliegen, könnten die Schüler auch in die 11. Klasse zurückgehen. Sie würden in dem Fall aber mindestens zwei Jahre verlieren.

Das Kultusministerium bestätigte, dass etliche der 27 Schweinfurter Schüler 2011 nicht den Notendurchschnitt für die Aufnahme an einer staatliche Fachoberschule vorweisen konnten. Dieser liegt bei 3,5 in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik. Die private FOS hatte den Schülern eine Teilschuld an dem Debakel zugewiesen. Unterricht und Prüfungsvorbereitung seien "ein Prozess, an dem unter anderem auch der einzelne Schüler nicht nur beteiligt ist, sondern durch seine Eigenverantwortung einen ebenso wesentlichen Teil zum Erfolg beitragen muss".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: