Reiterpolitik ist in Bayern nicht in der Staatskanzlei angesiedelt, sondern am Söderschen Wohnzimmertisch. Karin Baumüller-Söder, Bayerns First Lady und erfahrene Springreiterin, übernimmt gerne die Schirmherrschaft, wenn es um Pferde geht. Die Reiterstaffel der Polizei, das Projekt „Reiten in der Grundschule“, der gemeinnützige Verein „Pferde für unsere Kinder“ – posieren mit Pferden? Baumüller-Söder ist dabei. Diese Nische mag mancher belächeln, die bayerischen Reiter lassen auf ihre First Lady nichts kommen.
„Speerspitze“, sagt der Chef des Bayerischen Reit- und Fahrverbandes über Baumüller-Söder, so ganz allgemein. Und „treibende Kraft“ beim Projekt „Reiten in der Grundschule“. Überhaupt wolle der Sport gar nicht elitär sein, gerade mit den Schulprojekten sollen Kinder die Tiere und das Drumherum kennenlernen, die sonst keinen Zugang haben.
Tatsächlich gibt es in Bayern etwa 15 Grund- und Mittelschulen – von 2400 –, die auch Reiten anbieten. Darüberhinaus sind es noch einige weiterführende Schulen, insgesamt sollen etwa 40 Schulen Projekte oder Nachmittagsprogramm mit und rund ums Pferd anbieten. Vorreiter, räusper, war vor etwa 25 Jahren ein Gymnasium in Deggendorf. Niederbayern sei da führend, heißt es beim Reiterverband.
Passend dazu steht mitten in Niederbayern das wohl berühmteste Ross des Freistaats: In Pfarrkirchen auf dem Stadtplatz thront weithin sichtbar eine Pferdeskulptur aus Bronze. Der Bildhauer Hans Wimmer wollte damit an die Historie des Rottals und die gleichnamige Pferderasse erinnern.
Ob auch für Dalera und Checker Statuen in Planung sind, ist nicht überliefert. Wer sich fragt, wer das ist, hat die Olympiawochen wohl fernab der Nachrichten verbracht. Schließlich haben die deutschen Reiter vier der zwölf Gold-Medaillen geholt. Dalera gewann mit Jessica von Bredow-Werndl im Sattel zweimal Gold in der Dressur. Checker sprang mit Christian Kukuk ganz nach oben aufs Podium. Was das mit Bayern zu tun hat? Also bitte! Dalera und ihre Reiterin wohnen in der Nähe von Rosenheim. Checker gehört zum Teil dem FC-Bayern-Spieler Thomas Müller. Der betreibt mit seiner Frau ein Gestüt südlich von München und erzählte kürzlich dem Fachblatt Cavallo, dass seine Frau ihn mit dem „Pferdevirus infiziert“ habe.
Darauf setzt man auch beim Reit- und Fahrverband. Jedenfalls hoffen sie dort auf einen Olympia-Effekt. Als Zeitvertreib und Ferienprogramm für all die Wendy- und Cavallo-Abonentinnen und frisch-infizierten Pferdefans im Freistaat sei derweil der Besuch des Marstall-Museums in Nymphenburg empfohlen: Dort steht Cosa Rara, die Lieblingsstute des bayerischen Märchenkönigs Ludwig II., zwar nicht in Bronze, aber „kunstvoll präpariert“, wie die Schlösserverwaltung in ihrem Blog schreibt, im Originalfell.