Denkmalschutz:Pfaffenhofener Heimatpfleger will nicht gegen Rauswurf vorgehen

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„Zurück bleibt das Gefühl, dass ökonomische Interessen am Ende wohl wichtiger waren als der Erhalt von Denkmälern“, teilt Norbert Bergmann mit, der abberufene Heimatpfleger von Pfaffenhofen. (Foto: privat)

Das gab es noch nicht in Bayern: Norbert Bergmann übte sein Ehrenamt gewissenhaft aus – und wurde deshalb vom Kreistag abberufen. Zum Abschied findet er mahnende Worte.

Von Lisa Schnell, Pfaffenhofen

Norbert Bergmann klingt traurig und enttäuscht, er sorgt sich um die Zukunft des Denkmalschutzes in Bayern. Und trotzdem, gegen die Entscheidung des Pfaffenhofener Kreistags, ihn als Kreisheimatpfleger zu entlassen, will er keine Rechtsmittel einlegen. So schreibt er es am Montag in einer Mitteilung.

Bergmann übernahm Ende 2022 das Ehrenamt des Heimatpflegers für den Landkreis Pfaffenhofen, sechs Jahre sollte er sich unter anderem um den Denkmalschutz in der Region kümmern. Nach nur zwei Jahren aber stimmte der Kreistag mit großer Mehrheit für seine Entlassung. Einen einmaligen Vorgang in Bayern nannte das der Landesverein für Heimatpflege. Bergmann nämlich soll fachlich nichts vorzuwerfen sein, jahrelang leitete er ein Büro für Denkmalpflege. Die Gründe für seine Entlassung sind laut Landratsamt eher auf der persönlichen Ebene zu finden. Das Vertrauen sei nicht mehr da gewesen, teilte es mit. Bergmann sieht das ein wenig anders.

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Norbert Bergmann ist Heimatpfleger im Landkreis Pfaffenhofen. Zu seinen Aufgaben gehört es, sich für den Denkmalschutz einzusetzen. Hat er getan. Dann aber bekam er einen Anruf vom Landrat.

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„Zurück bleibt das Gefühl, dass ökonomische Interessen am Ende wohl wichtiger waren als der Erhalt von Denkmälern.“ Auch der Bürgermeister des Städtchens Vohburg hatte gesagt, dass Bergmanns Beratungen „die Vorhaben unfassbar teuer“ gemacht hätten. Bergmann stimmt das „sehr traurig“. „Was wollen wir unseren Kindern vererben, wenn alte Häuser nur noch nach ökonomischen Vorstellungen beurteilt werden?“, fragt er in seiner Mitteilung. Es gehe um nichts weniger als „die Wertschätzung unserer Kultur“. Ein Teil der bayerischen Baukultur werde „unwiederbringlich verloren“ gehen.

Lange habe er überlegt, ob er gegen die Entscheidung des Kreistags rechtlich vorgehen soll. Viele hätten ihm dazu geraten. Am Ende aber habe er sich dagegen entschieden. Ein Kreisheimatpfleger nämlich habe eine „rein beratende Funktion“. Er habe gerne viele Stunden ehrenamtlich aufgebracht, um dies zu tun, sagt Bergmann. „Dies funktioniert jedoch nur, wenn man den Kreisheimatpfleger nicht als Gegner, sondern als Partner ansieht. Diese Voraussetzung ist nicht mehr gegeben.“

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Bergmann gibt auch gerne zu, dass er „nicht immer bequem“ war, nur: „Das wollte ich auch nicht sein.“ Schließlich sei es die Aufgabe eines Heimatpflegers, sich für den Denkmalschutz einzusetzen. Am Ende formuliert er noch die Hoffnung, dass „diese Entscheidung des Kreistags nicht bayernweit Schule macht und man kritische Kreisheimatpfleger abberuft“.

Ob der Umgang mit Bergmann rechtens war, muss die Regierung von Oberbayern trotzdem prüfen, da der Manchinger Archäologe Daniel Meixner Rechtsaufsichtsbeschwerde eingereicht hat. Bergmann wirft dem Landratsamt etwa vor, dass seine Dienstnummer abgestellt wurde und er die Beschlussvorlage gegen sich nicht habe sehen dürfen.

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