Großeinsatz in Penzberg und Murnau:47-Jähriger mit tödlicher Substanz in der Tasche kollabiert und stirbt

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In der Penzberger Berufsschule ist es am Donnerstag zu einem Großeinsatz von Polizei, Rettungskräften und Feuerwehr gekommen, nachdem ein Mann kollabiert ist, der eine zunächst mysteriöse Substanz bei sich führte. (Foto: Jens Büttner/dpa)

Mehr als ein Dutzend Personen aus einer betroffenen Schulklasse einer Berufsschule klagen über Atemwegsbeschwerden und Kopfschmerzen, zwei müssen vorsorglich in die Klinik. Bei dem Verstorbenen wurde hochtoxisches Natriumazid gefunden.

Von Claudia Koestler, Penzberg

In der Berufsschule Penzberg ist es am Donnerstagnachmittag zu einem dramatischen Einsatz gekommen: Ein 47 Jahre alter Berufsschüler erlitt der Polizei zufolge einen Kreislaufstillstand. Obwohl er unter laufender Reanimation in die Klinik gebracht wurde, starb er dort. Da er eine Flasche mit zunächst unbekannter Substanz mit sich führte, kam es in Penzberg und Murnau zu einem Großeinsatz von Polizei, Rettungsdienst, Feuerwehr und anderen Sicherheitsbehörden. Mehr als ein Dutzend Personen der betroffenen Schulklasse klagten über Symptome wie Atemwegsbeschwerden und Kopfschmerzen, zwei von ihnen mussten zur Abklärung vorsorglich stationär in Krankenhäusern aufgenommen werden.

Wie die Beamten berichten, erhielt die Integrierte Leitstelle Oberland gegen 13.40 Uhr die Nachricht, dass in der Berufsschule für Pflegekräfte in Penzberg eine Person das Bewusstsein verloren habe. Die sofort alarmierten Rettungskräfte fanden dort den 47-jährigen Mann vor, der in einem Klassenzimmer kollabiert war. Im Zuge der Erste-Hilfe-Maßnahmen zeigte sich, dass der Mann eine Flasche mit einer zunächst unbekannten pulvrigen Substanz mit sich geführt hatte. Zur Abklärung möglicher Gefahren, insbesondere für Personen, die den Mann reanimiert hatten und deshalb in unmittelbaren Kontakt gekommen waren, wurde der Mann sowie das Fläschchen mit unbekanntem Inhalt im Bereich der Notaufnahme isoliert.

Mit Unterstützung der Feuerwehr Garmisch-Partenkirchen sowie der Analytischen Taskforce der Berufsfeuerwehr München wurde die Substanz unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen und hohem Aufwand untersucht, ehe feststand, dass es sich bei der Substanz um Natriumazid handelte. Dieser Stoff führt laut Polizei auch bei oraler Einnahme von geringen Mengen zum Tod. Nach Rücksprache mit den Medizinern des Klinikums Murnau war jedoch auch klar, dass eine hohe Gefahr, insbesondere mit irreversiblen Gesundheitsschäden, für Personen im unmittelbaren Umfeld des 47-Jährigen ausgeschlossen werden konnte.

Der Einsatz wurde unter Leitung des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd mit einer Vielzahl an Polizeidienststellen geführt. Neben regionalen Rettungskräften und Feuerwehren waren auch Vertreter des zuständigen Gesundheitsamtes beteiligt.

Noch vor Ort übernahmen Beamte des Fachkommissariats 1 für Todesermittlungen der Kriminalpolizeiinspektion Weilheim die weiteren Untersuchungen in dieser Sache. Unter der Sachleitung der Staatsanwaltschaft München II erfolgen nun die weiteren Ermittlungen in dem Fall. Zu klären ist hierbei auch, wie der Mann in Besitz dieser hochtoxischen Substanz kommen konnte. Woher der Mann das Gift bezogen hatte, war am Freitag noch unklar, wie ein Polizeisprecher sagte. Hierzu müsse das Umfeld des Toten befragt und gegebenenfalls Computer oder Handy ausgewertet werden. Die Substanz sei jedenfalls nicht einfach im Handel erhältlich.

Die Ermittler gehen bei dem Vorfall von Suizid aus. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt liegen den Ermittlern keinerlei Anhaltspunkte vor, dass der 47-Jährige andere Personen gefährden oder gar vorsätzlich schädigen wollte. Eine Gefährdung der Bevölkerung habe es nicht gegeben, sagte ein Sprecher des Gesundheitsamtes Garmisch-Partenkirchen.

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