Süddeutsche Zeitung

Unfall in Peiting:Weichenstörung ließ Zug in Oberbayern entgleisen

Lesezeit: 2 min

Die Bayerische Regiobahn sieht die Ursache für den Unfall von Peiting in einem technischen Fehler. Der Fahrer des Zugs könnte demnach aber auch ein entsprechendes Signal übersehen haben.

Von Matthias Köpf, Peiting

Die Bayerische Regiobahn (BRB) führt das Engleisen eines ihrer Züge an einem Bahnhof im oberbayerischen Peiting auf eine technische Störung an einer Weiche zurück. Demnach könnte diese Weiche nicht vollständig am Gleis angelegt, sondern gleichsam zwischen beide Richtungen gestellt gewesen sein und so die vorderen Laufgestelle des Zuges aus dem Gleis gehoben haben. Dies teilte eine Sprecherin der BRB am Mittwoch als "ersten Erkenntnisstand" des Unternehmens mit.

Zugleich ist demnach aber die Frage offen, ob der Fahrer der Regiobahn das mit der Weiche verbundene Signal etwa wegen des Schneeregens und der Dämmerung zu spät erkannt oder sogar ganz übersehen haben könnte. Dieses Signal hätte demnach eine Fehlstellung der Weiche erkennen lassen.

Bei dem Unfall am Dienstagmorgen am Bahnhof Peiting Ost hatten nach Angaben der Bundespolizei drei Schüler einen leichten Schock erlitten. Insgesamt waren demnach 52 Fahrgäste mit dem Regionalzug unterwegs, die meisten davon Schüler auf dem Weg zur Schule. Sie alle konnten die Fahrt später mit Bussen fortsetzen. Der bei der Einfahrt in den Bahnhof schon vergleichsweise langsame Zug war zwar mit dem vorderen Teil aus den Gleisen gesprungen, aber aufrecht auf dem Gleisbett stehen geblieben.

Nach dem Unfall sind die Gleise an der Weiche stark deformiert. Aufnahmen zeigen, dass eine Schiene gebrochen ist. Darauf, dass dies schon vor dem Unfall so gewesen sein könnte, hat die BRB nach eigenen Angaben keine Hinweise. Die offiziellen Ermittlungen zur Unfallursache führt die Bundespolizei unter Leitung der Staatsanwaltschaft München II. Ergebnisse gibt es laut einer Polizeisprecherin aber noch nicht. Auch die Angaben der BRB will die Polizei nicht bestätigen.

Schon lange gibt es Kritik an der eingleisigen Strecke

Die Deutsche Bahn, deren Netzsparte für die Gleise, Weichen und Signale verantwortlich ist, möchte den Ermittlungen der Behörden nach Angaben eine Konzernsprecherin nicht vorgreifen und sich dazu deswegen auch nicht äußern. Die Gleisinfrastruktur im Bahnhof Peiting Ost habe man aber vor gut einem Jahr erneuert. Nach dem Zugunglück von Burgrain bei Garmisch-Partenkirchen, bei dem Anfang Juni vergangenen Jahres fünf Menschen ums Leben gekommen sind, hat die Bahn auch auf der nun betroffenen Pfaffenwinkelbahn zahlreiche Langsamfahrstellen eingerichtet. Ein Teil davon ist noch immer nicht beseitigt.

Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisiert den Zustand der eingleisigen Strecke seit Jahren als unzureichend. Schon in einem Positionspapier von 2003 hieß es, die vorhandene Streckeninfrastruktur, die überwiegend aus dem Baujahr 1917 stamme, erfülle "nicht mehr die Anforderungen an einen modernen Schienenverkehr". Daran hat sich trotz punktueller Maßnahmen der DB im Grundsatz nichts geändert.

Im Jahr 2020 sammelte Pro Bahn mehr als 3100 Unterschriften für eine Online-Petition, mit welcher der Verband unter anderem eine Elektrifizierung der Pfaffenwinkelbahn und Verbesserungen im gesamten Werdenfelsnetz rund um Garmisch-Partenkirchen forderte. Zu diesem zählt auch die Strecke des Unglücks von Burgrain. Inzwischen hat die Bahn angekündigt, 80 Millionen Euro in ihre maroden Netze im Werdenfelser Land und im Oberland zu stecken. Nach längeren Streckensperrungen im vergangenen Jahr wird die für den Zeitraum bis 2025 angekündigte Modernisierung mit neuerlichen Sperrungen einhergehen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5730491
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.