Pauli und Hohlmeier im TV:Rivalinnen im Rampenlicht

Es ist der einzige gemeinsame TV-Auftritt von Gabriele Pauli und Monika Hohlmeier im Europawahlkampf. Doch zu sagen haben sie sich kaum etwas.

Olaf Przybilla, Coburg

Der Europawahlkampf soll ja angeblich eine reichlich müde Angelegenheit sein. Bei TV Oberfranken in Coburg haben sie das aber gerade ganz anders erlebt. Die Leute vom Lokalfernsehen haben zu einem Rededuell von sechs Kandidaten eingeladen.

Gabriele Pauli, Monika Hohlmeier, ddp

TV-Duell der Europakandidaten: Gabriele Pauli (links) will für die Freien Wähler ins Europaparlament, Monika Hohlmeier steht auf der CSU-Liste auf Platz 6.

(Foto: Foto: ddp)

Es soll um Brüssel gehen, um Agrarsubventionen also und Förderrichtlinien. Doch den meisten Besuchern geht es an diesem Abend um etwas ganz anderes. Es geht um das Duell zweier Frauen, die nicht nur Franken einigermaßen in Atem gehalten haben: Gabriele Pauli, Spitzenkandidatin der Freien Wähler, trifft im einzigen gemeinsamen TV-Auftritt auf Monika Hohlmeier, Wahloberfränkin mit CSU-Listenplatz 6.

Die 1000 Karten im örtlichen Kongresshaus waren schon Wochen vor Beginn des Wortwechsels ausverkauft. Hört man sich vor der Halle um, so macht dort kaum einer einen Hehl daraus, was wirklich interessiert an diesem Abend. "Die beiden wern sich scho' gscheid zoffn, oder?" fragt ein Pensionär.

Die Stadt Coburg wird seit 19 Jahren von einem SPD-Mann regiert, es ist also nicht so, dass dort die Sozialdemokratie ein unbekanntes Phänomen wäre. Doch erkundigt man sich nach dem beteiligten SPD-Kandidaten, dann fragen die Leute zurück: "Carlo wer?" Carlo Stauch, Politologe aus Kronach, Listenplatz 58, nach menschlichem Ermessen ohne jede Chance, ins Brüsseler Parlament einzuziehen.

Pauli gegen Hohlmeier also. Die ehemalige Landrätin aus Fürth ist im kurzen Sommerrock gekommen. Wenn den amtierenden Coburger Landrat von der SPD im Publikum eine Frage zur Fördervergabe der EU drückt, dann lächelt Pauli lange und sagt dann "Lieber Herr Ex-Kollege".

Hohlmeier hat sich an diesem Abend für einen orangefarbenen Hosenanzug entschieden. Nach all dem, was ihr noch vor fünf Monaten widerfahren ist, als die Kandidatur einer Oberbayerin in Oberfranken durchsickerte, kann sie über die Resonanz im Raum nicht klangen. Hier und da ein vereinzeltes "Buh!", ansonsten freundlicher Beifall.

Hohlmeier sagt, dass sie gekämpft habe für den Stimmungsumschwung in Oberfranken. Dass manches, was sie sich anhören musste, schon sehr weh getan habe. Und dass der Eindruck, dass hier jemand nach Oberfranken respektive Brüssel abgeschoben werden soll, ein ganz und gar falscher sei.

Mit "der Gabi" übrigens habe sie, Hohlmeier, sich in der Vergangenheit immer richtig gut verstanden.

Aus dem Mund von Gabriele Pauli sind dergleichen Grußadressen nicht zu hören. Wenn Hohlmeier spricht, und sei es über ihre Rivalin in drei Meter Entfernung, dann fixiert Pauli einen beliebigen Punkt in der Halle. Schimpft Pauli auf die CSU, dann blickt sie ins Publikum und erwartet Ovationen. Die kommen dann auch zuverlässig.

Die CSU werfe ihr vor, ein Posten-wechsel-Spiel zu inszenieren, ätzt Pauli. Sie werde als Glühwürmchen abgekanzelt, "da frage ich mich schon: auf welchem Niveau sind denn diese Leute?"

Zuvor hat Hohlmeier zu verstehen gegeben, dass eben dieses "Postenhopping" der Frau aus Fürth - gerade noch Landtag, bald schon Europaparlament und demnächst wohl am liebsten auch noch Bundestag - doch sehr gewöhnungsbedürftig wirke.

Dafür erntet Hohlmeier Beifall. Allerdings wesentlich weniger als der Kandidat Stauch, der SPD-Mann, als er seinen Wahlspruch "Ein Oberfranke für Oberfranken" verteidigen muss. Okay, sagt Stauch, die Möglichkeit, dass er es von Bundeslistenplatz 58 für die SPD ins Europaparlament schaffe, sei womöglich übersichtlich. Und insofern schaffe es eventuell gar kein Oberfranke nach Europa. Aber bei ihm, Stauch, könne der Wähler immerhin davon ausgehen, "dass ich auch nach der Wahl unserem Bezirk Oberfranken treu bleibe". Der Saal jauchzt, Hohlmeier lächelt gequält, schlägt aber nicht zurück.

Am Ende endet das Duell der beiden Frauen mit Wohnsitz in Franken mit einem Unentschieden. "Die Hohlmeier hat die bessern Argumente g'habt", sagt ein 77 Jahre alter ehemaliger Ingenieur. "Aber die Pauli kommt halt viel besser rüber." Gemessen am Applaus scheint derzeit freilich Pauli die besseren Karten zu haben. Mit ihren Einwürfen "Das Konstrukt Europa ist nicht demokratisch" und "viele EU-Parlamentarier wirtschaften sich in die eigene Tasche" heimste sie den meisten Beifall ein.

Bei der Verabschiedung kommt es zu einem kurzen Handschlag zwischen den beiden Kandidatinnnen. Die wenigen Worte, die beide wechseln, sollen indes "eher nicht von intensiver Zuneigung" gezeugt haben, berichtet ein Ohrenzeuge.

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