Pauli im Abseits:Die Landrätin bittet zur Kasse

Im Landkreis wächst der Unmut über die ehemalige CSU-Politikerin. Die Fürther Landrätin lässt Agenten Interviews gegen Geld anbieten und sagt reihenweise Amtstermine ab.

Olaf Przybilla

Beim ersten Gespräch mit dem Sprecher von Gabriele Pauli wollte der Redakteur des Focus seinen Ohren nicht trauen. Der Mann, der sich als "Herr Melkers" aus dem Landkreis Fürth vorstellte, bot nach Angaben des Nachrichtenmagazins ein Exklusivinterview mit der Landrätin an - für 30 000 Euro. Zudem habe er das Magazin aufgefordert, an die private Faxnummer von Pauli einen Vertrag zu senden und spezielle Wünsche anzugeben, was man von der Landrätin im Interview gerne hören möchte.

Eine der Optionen soll gewesen sein, dass die aus der CSU ausgetretene Pauli sich exklusiv bei den Freien Wählern ins Gespräch bringen könnte. Eine andere wäre ein öffentliches Liebäugeln mit einem Wechsel zur FDP gewesen. Bei einem zweiten Telefonat, diesmal hörte am Focus-Telefon eine Zeugin mit, soll der Sprecher das Angebot wiederholt haben.

Die Fürther Landrätin hat am Montag umgehend dementieren lassen, dass man von ihr Antworten kaufen könne. Bestätigt hat Pauli dagegen, dass der Herr Melkers für sie neuerdings als Sprecher arbeitet. Die Information darüber erhielt die SZ von der Sprecherin des Fürther Landratsamtes, die nach eigenen Angaben mit Pauli nicht im Telefonkontakt steht - aber "regelmäßig" Anweisungen per Mail erhält.

Eigentlich sei für Auskünfte der private Sprecher der Landrätin zuständig, ein in Schwabach ansässiger PR-Agent. Bei ihm läuft aber seit Tagen nur eine Daueransage vom Band. Dafür veröffentlichte Pauli am Montag auf ihrer Internetseite eine Erklärung, in der sie es für legitim erklärt, "von denjenigen, die von meinem Engagement profitieren, einen Teil zu verlangen". Gemeint sind damit offenbar Medienunternehmen, die Pauli zufolge "Millionenumsätze" damit gemacht haben sollen, Paulis "politische und private Handlungen und Meinungen darzustellen".

In ihrem Landkreis wird Pauli auch in dieser Woche ein Phantom bleiben. Am Montag soll sie zu einem Termin außerhalb des Kreises geeilt sein. Um was es dort ging, müsse "natürlich geheim" bleiben - dafür habe man doch "sicherlich Verständnis", sagt die Amtssprecherin. Am Donnerstag will Pauli das einzige Mal ins Landratsamt kommen, zu einem "nichtöffentlichen Termin". Öffentlich hätte in der vergangenen Woche eine Scheckübergabe für die Landkreisstiftung sein sollen.

Nach der exklusiven Bekanntgabe ihres CSU-Austritts im Magazin Vanity Fair musste dies jedoch der verdatterte Fürther CSU-Kreisvorsitzende übernehmen. Die Landrätin habe interne Termine, hieß es zur Begründung - Termine, die es ihr offenbar ebenso wenig ermöglichten, die Familienkonferenz des Landkreises und die Vollversammlung des Kreisjugendrings zu besuchen. Zu beiden Terminen war sie angemeldet.

SPD-Kreischef Michael Bischoff ist nun mächtig verärgert, denn der Kreisrat musste Pauli zuletzt im Jugendhilfeausschuss vertreten, wo es darum gehen sollte, rechtsradikale Aktivitäten im Landkreis zu unterbinden. Pauli ließ sich entschuldigen, eines Termins in einer Talkshow wegen. Der Schulausschuss musste ebenso verlegt werden wie der Kreisausschuss. Mittlerweile, sagt Bischoff, füllen die von Pauli kurzfristig ausgeteilten Verlegungsschreiben "einen kleineren Schnellhefter".

Finanzielle Einbußen wahrscheinlich

Sollte sich herausstellen, dass Pauli an Vanity Fair tatsächlich ein Interview verkauft habe um den Preis, mehrere Tage die Öffentlichkeit zu meiden, kündigt die SPD eine Dienstaufsichtsbeschwerde an. Dass Pauli Geld vom Hochglanzmagazin eingestrichen hat, scheint wahrscheinlich: Der SZ hatte ein Mann, der sich als Agent Paulis zu erkennen gab, vor einer Woche ebenfalls ein kostenpflichtiges Exklusivinterview angeboten.

Der Stimmungsumschwung im Landkreis könnte für Pauli zu empfindlichen finanziellen Einbußen führen. Der Fürther Kreistag kann vom 2. Februar 2008 an - drei Monate vor Eintritt des Pensionsfalls - darüber entscheiden, ob Pauli bereits als 50-Jährige ihre Landrats-Pension in Höhe von 3900 Euro pro Monat gezahlt wird. Das Gesetz sieht eine Entscheidung vor, "wenn sich der Beamte ohne wichtigen Grund nicht zur Wiederwahl stellt".

Die SPD hat angekündigt, sie wolle der Landrätin die volle Pensionsleistung erst vom 62. Lebensjahr an zubilligen. Aus der CSU-Fraktion sind nun ebenfalls kritische Stimmen zu hören: "Ich kann mir nicht vorstellen", sagt Kreisrat Maximilian Gaul, "dass sich meine Fraktion für Paulis Pension ab dem fünfzigsten Lebensjahr einsetzt."

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