Passionsspiele Oberammergau:Eine Botschaft, die noch heute gilt

Zum 41. Mal sind in Oberammergau die weltberühmten Passionsspiele eröffnet worden. Bilder einer Inszenierung mit ganz eigenem Blick auf Jesus Christus.

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Alle zehn Jahre ist es soweit: Das oberbayerische Dorf Oberammergau in der Nähe von Garmisch-Partenkirchen verwandelt sich in eine große Bühne - und lockt Tausende Besucher an. Am Samstag, 15. Mai 2010, wurden die bekanntesten Passionspiele der Welt zum 41. Mal eröffnet. Bei Regen und einer Temperatur von nur fünf Grad schauten 5000 Gäste der ersten Aufführung der Leidensgeschichte Christi zu.Foto: AFP

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Die Erfolgsgeschichte der Oberammergauer Passionsspiele ist untrennbar mit der Pest im Dreißigjährigen Krieg verbunden: Nachdem der "schwarze Tod" zahlreiche Einwohner hinweggerafft hatte, gelobten die Bürger im Jahr 1633, regelmäßig ein "Spiel vom Leiden, Sterben und Auferstehen unseres Herrn Jesus Christus" aufzuführen, sollte die Pest keine weiteren Opfer fordern. Tatsächlich starb nach der Überlieferung von da an kein Einheimischer mehr an der tödlichen Seuche.Im Bild zu sehen ist Andreas Richter (rechts) als Jesus. Die Rolle ist wie immer doppelt besetzt.Foto: AFP

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Pfingsten 1634 erfüllten die Oberammergauer das Versprechen erstmals: Die Aufführung fand auf einer Bühne am Friedhof statt, die sie über den Gräbern der Pesttoten errichtet hatten. Seitdem führten die Bewohner des Orts ihr Passionsspiel mit wenigen Unterbrechungen alle zehn Jahre auf. Die fünfstündige Aufführung stellt die letzten Tage Jesu bis zu seiner Auferstehung dar.Im Bild zu sehen ist die Abendmahlszene: Jesus-Darsteller Frederik Mayet (3. von rechts) bricht gemeinsam mit seinen Jüngern das Brot.Foto: dpa

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Lasset die Kinder zu mir kommen: Jesus schart seine großen und kleinen Anhänger um sich.Zu den Besonderheiten der Passion gehört unter anderem, dass nur mitwirken darf, wer in Oberammergau geboren ist oder seit 20 Jahren dort lebt. Beinahe die Hälfte der Bevölkerung des 5000-Einwohner-Dorfes beteiligt sich in diesem Jahr auf oder hinter der Bühne.Foto: AFP

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102 Passions-Aufführungen soll es in diesem Jahr geben; dazu werden in dem Ort rund eine halbe Million Zuschauer erwartet. Die Gemeinde erhofft sich als Veranstalter einen Reingewinn von 28 Millionen Euro. Allerdings spüren die Veranstalter die weltweite Wirtschaftskrise: Vor allem viele Amerikaner haben bereits gebuchte Arrangements aus Karte und Hotelübernachtungen wieder storniert.Im Bild: Jesus ist verraten und festgenommen worden.Foto: AFP

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Die Römer beginnen die Kreuzigungsprozedur mit einer öffentlichen Geißelung. Jesus, verhöhnt als "König der Juden", muss eine Dornenkrone tragen.Mit dem damals blutjungen Christian Stückl leitete 1990 der jüngste Spielchef aller Zeiten die Aufführungen. Für den heutigen Intendanten des Münchner Volkstheaters ist die Passion 2010 bereits seine dritte als Regisseur. Mit der Modernisierung und Politisierung des Stücks machte er sich im Dorf nicht nur Freunde, konnte sich aber letztlich immer wieder durchsetzen.Foto: Getty

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Spielleiter Stückl hat auch in diesem Jahr Änderungen am Text vorgenommen. Unter anderem hat er Texte aus der Bergpredigt hinzugefügt, um der Figur Jesu eine weitere Dimension über sein Leiden hinaus zu geben.Die Szene zeigt, wie Jesus gezwungen wird, sein Kreuz vom Richtplatz vor die Stadtmauern zum Hügel Golgota zu tragen.Foto: Getty

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"Für mich ist Jesus ein streitbarer junger Jude, der für seine Botschaft, die bis heute Gültigkeit hat, ans Kreuz geschlagen wurde", erklärte der Regisseur im Vorfeld der Aufführung.Foto: AFP

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Jesus wird gemeinsam mit zwei Räubern vor der Jerusalemer Stadtmauer ans Kreuz geschlagen. Neu bei der Passion 2010: Christus wird aus dramaturgischen Gründen im Dunkel der Nacht gekreuzigt.Foto: ddp

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Jahrelanger Kritikpunkt an den Passionsspielen waren die antisemitischen Tendenzen: Die Juden wurden in der Aufführung seit dem Mittelalter als Mörder Christi dargestellt. Dafür gibt es 1934 Lob von höchster Stelle: Bei den Sonderspielen zum 300-jährigen Jubiläum besucht Adolf Hitler Oberammergau und erklärt die Spiele als "reichswichtig". Nach dem Krieg gibt es deshalb zahlreichen Aufrufe jüdischer Organisationen, die Passionsspiele zu boykottieren.In das Spiel eingefügt sind zwölf "Lebende Bilder", bei denen die Darsteller berühmte Werke der Malerei nachstellen. Im Bild: "Das Verlorene Paradies".Foto: Getty

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Die Oberammergauer haben es vor allem Spielleiter Stückl zu verdanken, dass solche Vorwürfe gegen die Spiele mittlerweile aus der Welt sind: Stückl bemüht sich um einen aktiven Dialog mit jüdischen Organisationen, die dabei helfen, den Text vom Antisemitismus zu reinigen. Vor allem der berühmte "Blutruf", bei dem sich das jüdische Volk selbst verflicht, wird gestrichen; dafür wird Jesus' jüdische Herkunft betont. In diesem Jahr enthält der Text zudem einen Auszug aus dem jüdischen Glaubensbekenntnis.Das "Lebendige Bild" zeigt das Pessachfest vor dem Auszug aus Ägypten.Foto: GettyTexte: sueddeutsche.de/dpa/AFP/ddp-bay/AP/aho

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