Was einen an manchen Tagen erwartet, wenn man das Haus verlässt und so tollkühn ist, sich mit Auto oder Zug fortbewegen zu wollen, ist nicht immer schön. Es handelt sich dabei um sogenannte Fahrzeuge, die aber sehr oft gar nicht fahren, sondern stehen. Weil der Zug mal wieder auf einen anderen Zug warten muss, weil die Straßen in den Großstädten nicht dafür ausgelegt sind, dass zwei panzerartige Autos aneinander vorbeikommen. Oder, weil mal wieder Ferien anfangen und sich scheinbar alle Reisenden verabredet haben, genau zur gleichen Zeit loszufahren, um dann gemeinsam zu stehen.
Um auf solche Erfahrungen zu verzichten, kann man zu Fuß gehen oder einfach zu Hause bleiben. Wobei, wer dieser Tage nach Passau blickt, muss erfahren: Selbst zu Hause kann einen das Verkehrschaos einholen. So ergeht es gerade der Betreiberin eines Fitnessstudios in der Alten Straße in Passau. Ob nun wegen ihres Alters oder aus anderen Gründen, die Alte Straße ist gesperrt aufgrund einer Baustelle. Darauf weisen Schilder hin. Rot leuchtet der quergestellte Balken auf dem Sackgasse-Schild, schwungvoll weist ein Pfeil darauf hin, dass man hier am besten nicht weiterfährt, sondern abbiegt, das „U“ verrät warum: Umleitung.
Vielleicht ist die Schilderlehre aus der Fahrprüfung schon lange her, vielleicht treibt die Leute eine unbändige Neugierde an, vielleicht liegt es auch daran, dass der Ort, der den Schildern zufolge gesperrt sein soll, erst viel später kommt und einige meinen, sie könnten ja noch bis zur nächsten Kreuzung fahren. Sicher ist: Täglich fahren etliche Autofahrer an einem Sackgasse-Schild vorbei, um dann festzustellen: So was, hier ist ja eine Sackgasse! Also wenden sie, und zwar genau vor dem Fitnessstudio der 68-jährigen Passauerin, die „regelrecht verzweifelt“ ist, wie sie der Passauer Neuen Presse anvertraute und auch, wie viele Autos sie täglich bewundern darf: mehr als 1000.
Manchmal rangieren vier Autos gleichzeitig, manchmal versucht sich ein Lastwagen herumzuwinden, manchmal ist einer kühn und prescht einfach auf dem Fahrradweg an der Baustelle vorbei. Klingt vielleicht unterhaltsam, ist auf Dauer aber ziemlich nervig, etwa drei Wochen soll das noch so gehen. Deshalb, eine Bitte an alle Passauer: Beim Autofahren vielleicht auch mal die Schilder lesen oder – noch besser – das Rad nehmen.

