An Titeln ist Passau, diese schöne Stadt im Osten Bayerns, reich. Der bekannteste lautet „Drei-Flüsse-Stadt“, aus nachvollziehbarem Grund: Zwar fließen bestimmt auch anderswo auf der Welt drei Gewässer an einer Stelle zusammen – nur passiert selbiges in Passau halt schon sehr malerisch. „Drei-Flüsse-Stadt“ nennt sich die Stadt deshalb konsequent auf der eigenen Website. Weitere dort zu findende Eigenbezeichnungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit: „Schul- und Universitätsstadt“, „kulturelles Zentrum“, „Wirtschaftsstandort“, „Messestadt“.
Den Titel „Knöllchen-Hochburg“ aber hat man bislang ausgespart. Der findet sich jetzt anderswo im Netz: auf der Nachrichtenseite des Bayerischen Rundfunks. Demnach hat die Stadt im vergangenen Jahr „mehr als eine Million Euro durch das Ausstellen von Strafzetteln eingenommen“, weil Menschen ihr Auto falsch geparkt hatten. Kein schlechter Schnitt bei 54 000 Einwohnern. Laut BR hat das deutlich größere Regensburg nur eine ähnlich hohe Summe an Bußgeldern eingenommen. Und in den Kämmereien von Landshut (750 000 Euro), Schweinfurt (760 000 Euro) und Rosenheim (900 000 Euro) könnte man neidvoll mit den Ohren schlackern, wenn auch besser hinter verschlossenen Amtstüren: Das Bezahlen von Strafzetteln zählt nicht zu den beliebtesten aller Bürgerpflichten.
Bleibt die Frage, warum Passau ein besonderes Gespür fürs Knöllchen besitzt. Vielleicht liegt es ja an der speziellen Geografie der „Drei-Flüsse-Stadt“: Wer schon mal versucht hat, sie motorisiert zu durchqueren, weiß, dass hier viel Wasser fließt, aber angesichts beengter Verhältnisse nicht immer der Verkehr. Als ähnlich verbesserungswürdig gilt aus Autosicht die Parkplatzsituation. Aus Stadtmarketingsicht freilich nicht: Gerade als Tourist will man häufig lieber auf Flüsse schauen, auf alte Häuser und die Veste, weniger auf wild herumstehende SUVs.
So gesehen wäre es den Passauern zu wünschen, dass sich die Knöllchenausstellerei für sie rentiert. Finanziell ist der Gewinn allerdings überschaubar. Hat der BR richtig gerechnet, dann gab die Stadt im vergangenen Jahr 880 000 Euro für die Parkraumüberwachung aus. Unterm Strich blieben deshalb von all den Strafzetteln gerade einmal 200 000 Euro im Haushalt hängen. Dafür ist der neue Titel aber unbezahlbar.