Passau:Kampf um Inhalte

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Studenten fordern in Petition Erhalt der Entwicklungspsychologie

Von Anna Günther, Passau

Das eine tun und das andere nicht lassen, diese Worte bemühen bayerische Bildungspolitiker regelmäßig, wenn es um Digitalisierung und klassische Inhalte der Pädagogik geht. Dieser Spagat zwischen Bewährtem und digitaler Methodik ist für Lehrer jeden Alters herausfordernd, an der Universität Passau aber führt das Thema seit Monaten zu Unruhe bei Lehramtsstudenten: Seit dem vergangenen Herbst gehen Gerüchte um, wonach die Professur für Entwicklungspsychologie eingestellt werden soll. Mittlerweile haben Studenten der Passauer Studierendengruppe des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) eine Online-Petition lanciert, in der sie sich für den Erhalt der Entwicklungspsychologie einsetzen. Mehr als 1200 Unterzeichner haben die Petition binnen zwei Wochen angeklickt.

Zwar bemüht sich die Universitätsleitung inzwischen, das Gerücht zu entkräften: Die Professur werde nicht abgeschafft, das sei auch längst kommuniziert worden, heißt es auf Anfrage. "Das Profil der Professur für Entwicklungspsychologie wird geschärft." Künftig solle der Lehrstuhl "Psychologie des Lehrens und Lernens mit Digitalen Medien" heißen. Die Vorlesung Entwicklungspsychologie werde auch weiterhin angeboten. Aber Laura Teichmann beruhigt das nicht. Die Vorsitzende der BLLV-Studierendengruppe hatte die Petition ins Internet gestellt. Teichmann fordert darin den Erhalt des Angebots in der jetzigen Form, zumal es bereits Onlinekurse und ein Pflichtmodul zur Medienpädagogik gebe. "Unsere Angst ist, dass sich im neuen Konzept alles nur noch um die digitalen Medien dreht und Entwicklungspsychologie untergeht." Das eine sei ohne das andere kaum nachzuvollziehen. Professorin Stefanie Jaursch bietet neben einer Vorlesung auch Seminare und Examensvorbereitungskurse für Lehramtsstudenten. "Oft sind in der Entwicklungspsychologie die ersten Lebensjahre der Kinder Schwerpunkt, für uns aber ist es wichtig, was danach passiert", sagt Teichmann. Jaursch gehe darauf ein.

Seit dem Herbst hatte Teichmann intern diverse Gespräche etwa mit dem Fakultätsrat, dem Studiendekan und Mitgliedern der Hochschulleitung gesucht. Eine konkrete Auskunft, wie die Entwicklungspsychologie künftig vermittelt werde, bekam sie nicht. Zudem laufe die Stelle von Stefanie Jaursch aus und auch die Professorin wisse nicht, wie es danach weitergehe, sagt Teichmann. Mit der Petition wollen die Studenten nun deutlich machen, wie wichtig ihnen diese Inhalte sind. Am Freitag haben Teichmann und ihre Kollegen einen Termin bei Unipräsidentin Carola Jungwirth. Zur "personellen Entwicklung" wollte die Universitätssprecherin auf Anfrage nichts sagen.

© SZ vom 23.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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