Verkehr:Nimm das, Österreich!

Ein Polizist überwacht die Sperrung für den Verkehr in Tirol mit Fahrziel Italien. Vom 22. Juni bis 15. September 2019 sind in dem österreichischen Bundesland mehrere Straßen für den Umgehungsverkehr gesperrt.

Schon im Sommer waren in Tirol mehrere Straßen für den Umgehungsverkehr gesperrt. Ein Polizist überwachte die Sperrung für den Verkehr mit Fahrziel Italien.

(Foto: Angelika Warmuth/ dpa)

Verkehrspolitisch ist es schwierig geworden zwischen Deutschland und Österreich, seit Tirol und Salzburg ihre Landstraßen für Durchreisende gesperrt haben. Aber jetzt schlägt Passau zurück.

Glosse von Johann Osel

Verkehrspolitisch ist das Verhältnis zwischen Bayern und Österreich ja ins Knirschen geraten, die nachbarschaftliche Stimmung wirkt zuweilen so wie 1978 in Córdoba. Tirol und Salzburg haben Ausweichrouten auf Landstraßen für den überregionalen Durchgangsverkehr gesperrt, zum Leidwesen vieler Bayern: Nicht als "Jux und Tollerei", sondern als "Notmaßnahme" sieht das der Tiroler Landeshauptmann Günther Platter. Hinzu kommt die Blockabfertigung von Lastwagen an der Grenze, und das Drama um die Maut, die reale drüben wie die gescheiterte hierzulande. So dass man sich bei der CSU zum Veto veranlasst sah: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer nannte das alles "zutiefst diskriminierend", Ministerpräsident Markus Söder sorgte sich um die "Reisefreiheit" und spöttelte über das "Vakuum in der österreichischen Politik". Gegenmaßnahmen seien aber "albern". Doch jetzt gibt es Rache für das Bayernland, ein Tritt an das österreichische Schienbein - und der kommt aus Passau, so ist zumindest die inoffizielle Lesart.

Die offizielle ist banaler: Der Verkehr im Stadtteil Innstadt an der Grenze ist ein ewiges Frustthema. Straßen und Kreuzungen sind sehr eng, oft ist vom "Nadelöhr" die Rede, Stau und Lärm sind Alltag. So beschloss die Stadt ein Durchfahrtsverbot für Reisebusse, es gilt seit Kurzem und bedeutet Umwege für Busse aus Österreich. Prompt poltert Josef Weiermair, Obmann der oberösterreichischen Autobusunternehmer: Es sei "ein Überfall auf das umweltfreundlichste Verkehrsmittel Reisebus". Und die Werbegemeinschaft Donau-Oberösterreich teilt trotzig mit, dann komme man künftig mit vielen Kleinbussen - dann sollen die Passauer, sinngemäß, sehen, was sie davon haben.

Die Stadtverwaltung bleibt recht gelassen, anders als viele Bürger. Daher rührt die Rachetheorie. Die lieben Nachbarn ernten auf lokalen Facebook-Seiten nur Groll, hundertfach: "Karma schlägt zurück! I sag nur Tirol" - "Wie du mir, so ich dir, liebe Freunde aus Österreich." - "Jammern und klagen, des könnens." Mehrere Grenzposten hatte Passau einst, heute ist man quasi eins mit den Nachbarn. Eigentlich. Ein "Zukunftsrat" spekulierte sogar mal über eine "Orientierung" Passaus gen Österreich, was von vielen als "Übertritt" aufgefasst wurde. Man kann halt immer alles so und so interpretieren.

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