Süddeutsche Zeitung

Vor Gericht:26-Jähriger äußert sich zu Messerangriff

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Er soll einen damals Elfjährigen in Vilshofen (Landkreis Passau) mit einem Messer angegriffen und schwer verletzt haben - zum Prozessauftakt hat sich der Angeklagte nur zu seinem Motiv geäußert. Der 26-Jährige hatte es nach eigener Darstellung ursprünglich auf die Mutter des Jungen abgesehen, weil diese angeblich sein Handy gehackt und ein Nacktvideo von ihm verbreitet hatte. "Das hat mich im Kopf verrückt gemacht", sagte er am Mittwoch vor dem Landgericht Passau, wo er wegen versuchten Mordes angeklagt ist.

Weil die Mutter nicht zu Hause war, folgte der Mann aus Eritrea der Anklage zufolge dem Jungen im Juli vergangenen Jahres in die Wohnung der Familie. Dort habe er ein Küchenmesser aus der Hosentasche gezogen und auf das Kind eingestochen. Dabei soll er mehrfach "Stirb!" gerufen haben. Der Junge erlitt Schnittverletzungen am Hals sowie an Armen und Beinen und musste operiert werden.

Der Staatsanwaltschaft zufolge hat der Elfjährige versucht, sich gegen den Angreifer zu wehren, konnte sich aber erst losreißen, als der Hund der Familie den Täter biss. Der Junge ist seit der Tat in psychologischer Behandlung.

"Ich war sechs Monate nur am Weinen"

Als die Staatsanwältin vor dem Gericht den letzten Satz der Anklage vorgelesen hatte, schlug der junge Mann die Hände vor dem Gesicht zusammen. Dann fing er stockend an, sich zu erklären. Das Nacktvideo habe er selbst gedreht, es aber wieder gelöscht. Über einen Freund will er dann erfahren haben, dass die Mutter des Jungen sein Handy gehackt und das Video verbreitet haben soll. Seither wird er nach eigener Darstellung in den sozialen Medien beleidigt. "Ich war sechs Monate nur am Weinen", sagte der 26-Jährige.

"Der Junge hatte damit aber nichts zu tun?", fragte der Richter. Der Angeklagte schüttelte den Kopf. Vor dem Prozess hatte er nach Angaben der Staatsanwaltschaft angegeben, dass er den Elfjährigen nicht habe verletzen wollen. In dem Prozess sind bis zum 6. Juni drei weitere Verhandlungstage angesetzt.

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Sz.de/dpa/jael
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