Parteitag der Jungen Union:Seehofer irritiert, Söder lobt "Rückgrat" der Jungen Union

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  • CSU-Chef Horst Seehofer nennt die Kritik an seiner Person schädlich für die Sondierungsgespräche.
  • Die Junge Union hat auf ihrer Landesversammlung seinen Rücktritt gefordert.
  • Der als Nachfolger gehandelte bayerische Finanzminister Markus Söder bringt sich in Position.

CSU-Chef Horst Seehofer hat mit Unverständnis auf die Kritik an seiner Person reagiert - und sieht vor allem die Sondierungsgespräche in Berlin in Gefahr. Die Junge Union hatte zuvor auf ihrer Landesversammlung in Bayern seinen Rücktritt als Parteichef gefordert. "Für einen Erfolg bei der Landtagswahl im kommenden Jahr braucht es einen glaubwürdigen personellen Neuanfang", forderte die JU.

"Die Verhandlungen sind politische Schwerstarbeit. Wir müssen jetzt das Tempo erhöhen", sagte Seehofer nun in einem Interview mit der Bild am Sonntag. Auf die Rücktrittsforderungen angesprochen erwiderte er: "Das ist ohne Frage schädlich". Seit der Bundestagswahl erlebe er aus der eigenen Partei ein ununterbrochenes Trommelfeuer gegen seine Person. Die Kritik, die bisher vor allem aus der zweiten Reihe kam, pralle an ihm ab. "Ich lasse mich dadurch aber in keiner Weise beeinflussen", sagte Seehofer.

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Währenddessen hat auf der JU-Landesversammlung in Erlangen der dritte und letzte Tag begonnen. Zum Abschluss stand der bayerische Finanzminister Markus Söder am Podium. Er gilt als wahrscheinlichster Nachfolger Seehofers, sollte der CSU-Chef zum Rückzug gezwungen werden. Am Tag zuvor hatte Söder dem Parteinachwuchs seinen Respekt gezollt für die Rücktrittsforderung: "Es gibt immer mal wieder in der Geschichte der Union Landesversammlungen, an denen wird man nicht vorbeigehen können. Die haben eine Wirkung", sagte er. "Das ist eine Landesversammlung, und es ist eine Junge Union, die zeigt Rückgrat in der Partei. Meinen Respekt davor, toll gemacht."

Während seiner Rede äußerte sich Söder über die eigene Zukunft nur verhalten. "Ich möchte, dass wir gemeinsam weitergehen", sagte er. Er wolle sich an die Vorgaben halten. Erst werde sondiert, dann werde über Veränderungen in der Partei gesprochen. Aber: "Wir stehen an einer echten Weggabelung. Ich bin nicht sicher, ob alle den Ernst der Lage erkannt haben."

Der CSU fehle vor allem ein klares Profil, denn die Ideen der Partei seien gut, an der Glaubwürdigkeit fehle es. "Ein reines 'Weiter so' kann und darf es nicht geben". Deshalb müsse nach Alternativen gesucht werden. "Keiner schafft das alleine". Als das "frische Gesicht", das JU-Chef Hans Reichardt am Vortag gefordert hatte, stellte er sich nicht vor.

Das historisch schlechte Ergebnis bei der Bundestagswahl hat CSU-Chef Seehofer in seiner Führungsrolle in Bedrängnis gebracht. Nachdem er den Rückhalt aus seinem Heimatverband Oberbayern und dem Münchner Bezirksverband verloren hat, sprach sich Seehofer für eine Pause aus. Erst nach den Sondierungsgesprächen in Berlin und frühestens auf dem CSU-Parteitag Mitte November solle die Personalpolitik besprochen werden. Viele Mitglieder zweifeln daran, dass die Christsozialen bei der Landtagswahl im Herbst 2018 in der jetzigen Besetzung ihre absolute Mehrheit verteidigen können.

© SZ.de/dpa/rtr/AFP/lkr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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