Süddeutsche Zeitung

Parteitag der Bayern-SPD in Nürnberg:SPD kürt Ude zum Spitzenkandidaten

Er soll den Machtwechsel schaffen: Christian Ude ist von seiner Partei fast einstimmig zum SPD-Spitzenkandidaten für die bayerische Landtagswahl gekürt worden. Damit ist der Münchner Oberbürgermeister nun offizieller Herausforderer von Ministerpräsident Seehofer - und übt sogleich scharfe Kritik an der CSU.

Der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude ist von seiner Partei fast einstimmig zum offiziellen SPD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl im Herbst 2013 gekürt worden. Beim Parteitag in Nürnberg erhielt Ude am Sonntagnachmittag 99,7 Prozent Zustimmung - 288 Delegierte stimmten für ihn; es gab nur eine Gegenstimme. Nach einer langen und kämpferischen Rede vor etwa 300 Delegierten zeigte sich Ude erfreut über das Ergebnis und nahm die Wahl dankend an.

Im Zuge seiner Rede gab der Politiker ein weiteres Mitglied seines Wahlkampfteams bekannt: Die zwölffache paralympische Goldmedaillengewinnerin Verena Bentele wird Beraterin für Sport und Inklusion. Die blinde Biathletin und Skilangläuferin soll im Falle einer neuerlichen Bewerbung Münchens für die olympischen Winterspiele dafür zuständig sein. "Ein eigenes Zimmer in der Staatskanzlei sei zugesagt", sagte Ude. In den letzten Wochen hatte Ude schon Berater in den Bereichen Integration, Netzpolitik und Wirtschaft vorgestellt.

Bereits am Mittag gab Ude den Startschuss zum Wahlkampf - elf Monate vor der Wahl - und bereitet sich auf eine sehr harte Auseinandersetzung vor. SPD-Chef Sigmar Gabriel und der Landesvorsitzende Florian Pronold attackierten die CSU scharf. "Das, was vor uns liegt, ist ein Höllenritt", sagte Pronold. "Das ist ein Kampf gegen das große Geld und die Arroganz der Macht." Der Bundesvorsitzende Gabriel warf Seehofer und der CSU vor, sie seien "machtversessen und machtvergessen". Das sei der Grund für die jüngsten Niederlagen der CSU bei Kommunalwahlen."Keiner gewinnt den Wettbewerb um den schnellstdrehenden Wetterhahn Deutschlands so sicher wie Horst Seehofer", meinte Pronold zur Wende Seehofers in der Euro-Krise.

Der CSU-Chef hatte am Freitag erstmals zusätzliche Hilfen für Griechenland nicht mehr ausgeschlossen, obwohl die CSU das bislang strikt ablehnte. "Die CSU ist hundert Prozent Opportunismus", sagte Pronold. "Mehr Schein als Sein, das ist das Grundprofil", sekundierte Gabriel. Ude dagegen sei der "berühmteste und erfolgreichste Oberbürgermeister Deutschlands".

"Umfragen kann man kaufen, Wahlen nicht"

Zu dem Parteitag kamen 300 Delegierte und mehrere hundert Gäste. Ude kündigte bereits vor der Eröffnung des Parteitags eine elfmonatige Kampagne in allen Landesteilen an, um nach über einem halben Jahrhundert den Machtwechsel in Bayern zu schaffen.

Zu den hohen Umfragewerten der CSU sagte Ude: "Umfragen kann man kaufen, Wahlen nicht." Wahlsiege könne man nur bei der Bevölkerung erreichen, doch die Grundlage dafür auf Parteitagen legen. "Es ist ein wichtiger Tag, weil die Signale, die von hier ausgehen, wirklich überzeugend sein müssen", sagte Ude.

In der jüngsten Umfrage lag ein mögliches SPD-geführtes Dreierbündnis mit 38 Prozent klar hinter der CSU, die demnach derzeit allein 48 Prozent erzielen würde. Doch davon will die SPD sich nicht abschrecken lassen. "Wir werden zeigen, dass wir es ernst meinen, dass wir kämpfen wollen, dass wir gewinnen wollen", sagte Generalsekretärin Natascha Kohnen. CSU-Chef Seehofer hatte für seine Partei am Samstag genau die gegenteilige Strategie ausgegeben: Er will den Landtagswahlkampf so spät wie möglich erst im August 2013 eröffnen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1501901
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/dpa/dapd/infu
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.