Süddeutsche Zeitung

Parteitag der Bayern-SPD in Nürnberg:Der Christian-Ude-Tag

Es soll ein Parteitag der Superlative werden und alles dreht sich nur um Christian Ude. Der Oberbürgermeister von München soll offiziell zum SPD-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl gekürt werden - und mit seinem Auftritt auch eine andere Veranstaltung an diesem Wochenende überstrahlen: den Parteitag der CSU.

Frank Müller

Es soll ein Parteitag werden mit Dimensionen, wie die Bayern sie bislang nur von der CSU kannte. Auf der Nürnberger Messe zelebriert die Bayern-SPD am Sonntag die endgültige Krönung von Christian Ude zum Spitzenkandidaten mit allem Glanz und Gloria: eine große, teure Halle, lange Gästelisten, ein rein auf Ude zugeschnittenes Programm.

Die eintägige Veranstaltung hat ein doppeltes Ziel: Zum einen soll Ude seinem Ansinnen, an die Spitze der Staatskanzlei zu kommen, einen entscheidenden Schritt nähergebracht werden. Zum zweiten will man schlicht der CSU die Schau stehlen. Die versammelt sich bereits seit Freitag zu einem Parteitag in München, einem reinen "Arbeits-Parteitag", wie die CSU defensiv erklärte.

Ude ist zwar schon seit mehr als einem Jahr die Nummer eins der SPD für die Landtagswahl - bislang allerdings ohne formelle Zustimmung der Partei. Im Sommer vergangenen Jahres hatte er sich quasi selbst ausgerufen und damit eine bislang nur parteiinterne Absprache öffentlich gemacht. Im Anschluss folgte eine Bestätigung durch den Vorstand, die Wahl durch die Basis stand also bislang aus. Alles andere als ein fulminantes Votum der Delegierten wäre nach diesem Vorlauf eine Negativsensation.

800 Gäste beim Parteitags-Event

Entsprechend viel Engagement haben die Organisatoren auf den Parteitag verwendet, der eher ein Event zu werden verspricht als ein herkömmlicher Delegiertentreff. Nur 300 Delegierte, dafür aber 800 Gäste sind geladen, Parteichef Sigmar Gabriel leitet mit einer Auftaktrede Udes Krönung ein. Auch der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Torsten Albig ist dabei. Er ist eines der zentralen Vorbilder Udes, weil er den Sprung vom Kieler Oberbürgermeister zum Ministerpräsidenten geschafft hat - so wie es sich der Münchner Noch-OB Ude für Bayern erträumt.

Zuletzt allerdings hatten sich Ude und das von ihm angestrebte Dreierbündnis aus SPD, Grünen und Freien Wählern schwer getan. In Umfragen blieb Udes Wunschkoalition deutlich hinter der CSU zurück, zugleich zog Amtsinhaber Horst Seehofer (CSU) in der persönlichen Beliebtheit an Ude vorbei.

Am Freitag bestätigte eine weitere Umfrage von GMS für den TV-Sender Sat1 diesen Trend. Sie sieht die SPD bei nur 20 Prozent, die Grünen bei zehn und die Freien Wähler bei acht. Die amtierende Koalition liegt weit vorne mit 48 Prozent für die CSU, selbst die totgesagte FDP wäre mit fünf Prozent wieder im Landtag.

Sinkende Begeisterung beim Dreierbündnis

Doch Ude wiederholte unverdrossen, er sehe gute Chancen für einen Machtwechsel, die Wahl sei noch längst nicht entschieden. Zuletzt hatte allerdings auch innerhalb des Dreierbündnisses die gegenseitige Begeisterung spürbar abgenommen. SPD und Grünen stießen die populistischen Sprüche von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger gegen die Eurorettung auf, der verbat sich entnervt jegliche Einmischung von außen.

Udes Gegenkandidat Horst Seehofer hatte seine Aufstellung zum Spitzenkandidaten demonstrativ von Udes Termin weggeschoben. Ursprünglich wollte er sich am selben Wochenende in München küren lassen, verschob dies aber auf das nächste Jahr. Der Wahlkampf beginne für ihn erst "am 1. August 2013", sagte Seehofer.

Zu Ude wolle er kein Wort sagen, erklärte Seehofer. Das tat dafür Generalsekretär Alexander Dobrindt. "Christian Ude hat als Kandidat bereits jetzt abgewirtschaftet", rief er den Delegierten zum Parteitagsauftakt zu. In der Landtagsfraktion gebe es schon das geflügelte Wort: Verlieren hätten man auch ohne Ude können.

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SZ vom 20.10.2012/infu
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