Süddeutsche Zeitung

Parteitag der Bayern-SPD:"Florian, mach uns den Nils!"

Am Wochenende kamen Bayerns Sozialdemokraten in Germering zusammen. Der Landesparteitag drehte sich dabei über weite Strecken nicht um Bayern - sondern um die erfolgreichen Genossen in Stuttgart.

Frank Müller

Es war ein Parteitag der bayerischen SPD - und doch spielte er sich inhaltlich über weite Strecken außerhalb der Grenzen des Freistaats ab: in Baden-Württemberg. An den dortigen Machtwechsel samt Regierungsbeteiligung der Sozialdemokraten versuchten am Wochenende auch die bayerischen Genossen möglichst handfest anzuknüpfen. Das machte schon das Motto klar, unter dem sich die Bayern-SPD in Germering zwei Tage lang Mut machte: "Politikwechsel im Süden".

Als Gastredner appellierte folgerichtig der Stuttgarter SPD-Vize-Regierungschef Nils Schmid ans Selbstbewusstsein der bayerischen Kollegen: Der Machtwechsel in Baden Württemberg habe gezeigt: "Es gibt die Chance, den Bürgern zu zeigen, dass man ein starkes Bundesland ruhig der SPD anvertrauen kann."

Die Vision, dieses auch in Bayern beweisen zu können, treibt die Bayern-SPD immer stärker um, seit Umfragen zeigen, dass eine Dreier-Koalition aus SPD, Grünen und Freien Wählern Kopf an Kopf mit der CSU liegt, während die FDP derzeit mit dem Rauswurf aus dem Landtag rechnen müsste. Entsprechend durchchoreographiert wirkte der gemeinsame Auftritt von SPD-Landeschef Florian Pronold mit Nils Schmid auf dem Parteitag.

Beide zogen nebeneinander in die Stadthalle ein, beide mit 38 (Pronold) und 37 Jahren (Schmid) fast gleich alt, in gleich geschnittenen schwarzen Anzügen mit dem gleichen federnden Schritt: Das war ein Hauch von "Men in Black", doch die Botschaft war rot: Eine rot gefärbte neue Südschiene zwischen beiden Bundesländern solle die alte, schwarze CSU/CDU-Südschiene ablösen, forderten beide. "Wir haben in Baden-Württemberg das Unmögliche möglich gemacht", rief Schmid.

Im "Land des Lächelns"

In diesem Tenor versuchte auch Pronold die Delegierten in Germering auf Regierungskurs zu trimmen. Die Zeit für einen Regierungswechsel in Bayern sei gekommen, sagte Pronold. Schwarz-Gelb produziere in Bayern und in Berlin "nur Chaos". Sein Gegenmodell stellte Pronold unter das Motto "Land des Lächelns".

Ein Lächeln sei ihm nämlich oft entgegengeschlagen, wenn er von der Möglichkeit eines Regierungswechsels im Freistaat gesprochen habe, sagte Pronold. Nun, da dieser denkbarer sei, freue er sich auf ein anderes Lächeln nach der Landtagswahl: auf das von besser geförderten Kindern, gerechter behandelten Arbeitnehmern und nicht zuletzt auf das Lächeln der SPD-Delegierten beim Parteitag nach der Wahl.

Manch einen in Germering euphorisierte all das richtiggehend, zum Beispiel die Parteitags-Twitterer: "Go Go Go! Florian, mach uns den Nils!!!", postete "@bayern_spd".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1115615
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 04.07.2011/leja
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.