Man kennt es noch aus Polen, dass katholische Geistliche Gläubigen sagen, wo sie bei politischen Wahlen ihr Kreuzchen machen sollen, im Namen des Herrn. Auch in Bayern hielten jahrzehntelang vorwiegend katholische Pfarrer Wahlpredigten für die CSU. Eine Zeit, die man überwunden glaubte.
Nicht so in Pappenheim. In dem protestantisch geprägten, fränkischen Altmühlstädtchen trat der evangelische Dekan Wolfgang Popp als Redner bei jener CSU-Mitgliederversammlung auf, die den Bürgermeisterkandidaten der Partei nominierte. Anwesenden zufolge ließ Popp dabei "kaum ein gutes Haar" am Umgang der Stadt mit der Kirchengemeinde, was allenthalben als Kritik am SPD-Bürgermeister und Wahlempfehlung für den CSU-Kandidaten verstanden wurde. "Dekan Popp schlug sich öffentlich auf seine Seite", schrieb das Weißenburger Tagblatt.
Nun muss man wissen, dass die kommunalpolitischen Verhältnisse in Pappenheim seit Monaten aufgeheizt sind. Der SPD-Fraktionsvorsitzende im Rathaus etwa sieht sich einer ziemlich üblen, weit ins Private gehenden Schmutzkampagne ausgesetzt. Mäßigende Appelle des Dekans Popp oder gar, dass er sich vor das Opfer stellen würde, sind nicht überliefert. Und auch im jahrelangen Schlosskonflikt tat sich der Dekan bislang nicht erkennbar als Vermittler hervor.
Den Vorwurf einer öffentlichen Parteinahme für den CSU-Bürgermeisterkandidaten weist Popp auf Anfrage zurück. Als Dekan sei es seine Aufgabe, die Interessen des Dekanats gegenüber der Politik zu vertreten. Weshalb er auch eine Grünen-Versammlung besucht habe. Bei der CSU habe er nur Fragen gestellt und mehr Ehrlichkeit und Miteinander in der Stadt verlangt, behauptet der Dekan. Auf die Seite des CSU-Kandidaten habe er sich nicht geschlagen. Ohrenzeugen berichten etwas anderes. Ob er CSU-Mitglied sei, beantwortete der Dekan auch auf Nachfrage nicht. Und seine Vorgesetzten in der Landeskirche finden an seinem Verhalten nichts auszusetzen.