Mittelfranken:Enteignung soll Streit um Straßenstück beenden

Pappenheims Bürgermeister Uwe Sinn.

Pappenheims Bürgermeister Uwe Sinn will die Familie von und zu Egloffstein enteignen.

(Foto: Daniel Karmann/dpa)

Schon seit Jahren streitet die Stadt Pappenheim mit der Familie von und zu Egloffstein um vier Quadratmeter Straße. Nun soll ein drastischer Schritt für Ruhe sorgen.

Von Uwe Ritzer, Pappenheim

Im grotesken Streit um vier Quadratmeter inmitten einer Altstadtstraße, welche die Familie von und zu Egloffstein für sich beansprucht, greift die Stadt Pappenheim nun durch. Am Montag beantragte Bürgermeister Uwe Sinn (SPD) beim Landratsamt Weißenburg die Enteignung. Alle Versuche, sich mit den Egloffsteins gütlich zu einigen, seien gescheitert, heißt es in dem Antrag. Seit Wochen blockiert die Familie die Sanierung des größten Parkplatzes in der Pappenheimer Innenstadt, indem sie der Baufirma verbietet, besagte vier Quadratmeter zu überfahren, was allerdings unumgänglich wäre. Mit dem Enteignungsantrag erreicht die jahrelange Posse um einen der einflussreichsten bayerischen Denkmalpfleger eine neue Eskalationsstufe.

Denn Familienoberhaupt Albrecht Graf von und zu Egloffstein ist nicht irgendwer, sondern seit Jahren stellvertretender Vorsitzender des Landesdenkmalrates und damit einer der prominentesten Denkmalschützer Bayerns. In Pappenheim liefert sich die Familie einen Kleinkrieg mit der Stadt. Er begann damit, dass diese Fördermittel für eine Schlosssanierung zurückforderte, weil die Egloffsteins sie aus Sicht der Kommune nicht korrekt verwendet hatten. Woraufhin diese besagte vier Quadratmeter Straßenfläche für sich einfordern, die vor Jahrzehnten aus Versehen nicht öffentlich gewidmet wurden.

Alle Versuche der Stadt, die Fläche zu kaufen oder zu annehmbaren Bedingungen zu tauschen, seien an der Familie gescheitert, argumentiert Bürgermeister Sinn. Zuletzt verlangten die Egloffsteins für die Überlassung der vier Quadratmeter ein uneingeschränktes Zugriffsrecht auf 450 Quadratmeter öffentliche Fläche in bester Stadtlage. Mitunter halte die Familie die Stadt monatelang hin. Hierbei werde "eine Lösung gar nicht angestrebt, sondern die kleine Fläche letztlich dafür genutzt, um andere Interessen der Eigentümerfamilie, vorsichtig ausgedrückt, ,durchzusetzen'", heißt es im Enteignungsantrag.

Eigentlich wollte die Stadt Anfang November mit der Parkplatzsanierung beginnen. Kurz zuvor warnten die Egloffsteins die Baufirma, die vier Quadratmeter zu überfahren und drohten andernfalls mit Konsequenzen. Weil die Stadt die Nutzung anordnete, klagte die Familie vor dem Verwaltungsgericht Ansbach.

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