Pähl:Nach Aiwangers Kuhfladen-Show - Nägel im Feld des Bürgermeisters

Lesezeit: 3 Min.

Eine Kulisse, in der sich Neben-Agrarminister Hubert Aiwanger gefällt: Kühe im Hintergrund, Journalisten davor und alle Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Unbekannte sabotieren einen Acker des Lokalpolitikers. Der hatte sich kürzlich über den Wirtschaftsminister echauffiert, weil er der Gemeinde im Streit mit einem Landwirt in den Rücken gefallen war. Was ist da los?

Von Florian Fuchs, Pähl

Wer Werner Grünbauer telefonisch sprechen will, muss etwas Geduld aufbringen momentan. Erst tutet es lange, es folgt eine Pause, schließlich verändert sich der Wählton - bis der Erste Bürgermeister der oberbayerischen Gemeinde Pähl plötzlich abhebt. Gemeinsam mit seiner Frau befindet sich Grünbauer im Urlaub, er ist deshalb nicht auf dem Hof der Familie oder in seinem Amtszimmer zu erreichen. Und er hat auch nicht vor, daran etwas zu ändern, trotz allem. "Wir fahren nicht nach Hause, das lassen wir uns nicht versauen", sagt Grünbauer.

Dabei ist der Schaden hoch, der zu Hause in seinem Maisfeld verursacht wurde, und er hätte noch viel höher sein können. 120 Nägel sind dort bislang gefunden worden, nicht nur irgendwie verstreut, sondern zielgerichtet teils in Blätter gelegt, teils in den Mais hineingestochen. 5000 Euro Schaden wegen Ernteausfall bedeutet das für die Familie Grünbauer. Hätte der Maishäcksler keinen Metalldetektor, durch den er sich automatisch abschaltete, hätte der Schaden schnell sechsstellig sein können. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) wird wohl trotzdem nicht nach Pähl kommen, um Grünbauer aus seiner privaten Tasche den Schaden zu ersetzen.

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Bei der Sache mit den Kuhfladen im Ort sah das anders aus, da kümmerte sich Aiwanger Anfang August schnell und unbürokratisch. Die Gemeinde Pähl hatte einem Landwirt ein Bußgeld auferlegt, weil dessen Kühe auf dem Weg von der Weide in den Stall so viel Dreck hinterließen, dass sich ein Anwohner beschwerte. Da stand der FW-Wirtschaftsminister dann also, wilderte im Ressort der CSU-Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber, hob zu einer Lobrede auf Bayerns Bauern an und wollte ein Zeichen für die Landwirtschaft setzen. So ein bisschen Mist auf der Straße muss man schließlich aushalten auf dem Dorf. Der Anwohner, "ein Zuagroaster", was "nix heißen soll, wir sind weltoffen", solle sich nicht so anstellen, war der Tenor.

Die Kuhfladen-Posse sei "definitiv nicht" der Auslöser, sagt der Bürgermeister

Bürgermeister Werner Grünbauer war zu dem Termin nicht eingeladen. Er hätte aufklären können, dass der Bußgeldbescheid über knapp 130 Euro für den Landwirt überfällig war. Wiederholt habe es Beschwerden mehrerer Anwohner gegeben, wiederholt sei der Mann im persönlichen Gespräch gebeten worden, die Hinterlassenschaften seiner Tiere mit dem Besen zur Seite zu räumen. Das ist anderswo auch üblich, zudem sind Kuhfladen auf der Straße etwa für Motorradfahrer ein potenziell tödliches Risiko. Schließlich gab es laut Grünbauer sogar eine Klageandrohung gegen die Gemeinde wegen Untätigkeit.

Die Posse mit den Kuhfladen war laut Grünbauer dennoch "definitiv nicht" der Auslöser dafür, dass Unbekannte nun mit Nägeln im Maisfeld den landwirtschaftlichen Betrieb seiner Familie sabotieren wollten. Er habe einen Verdacht, könne sich aber öffentlich nicht dazu äußern. "Jedenfalls ist da jemand nicht einverstanden damit, was ich als Bürgermeister zu verantworten habe", sagt Grünbauer. Auf dem Hof gebe es schon länger Sabotageakte und Sachbeschädigungen. Seine Familie hat schon Glasscherben unter Reifen von Anhängern gefunden, verschiedentlich wurden Zäune beschädigt und jemand hat 30 Stück Siloballen aufgeschnitten.

Dies alles, sagt Grünbauer, hänge also nicht mit dem Besuch von Hubert Aiwanger zusammen. "So etwas wird mit seinen Aussagen aber verstärkt", ärgert sich Pähls Bürgermeister. Aiwangers Aussagen polarisierten, schimpft Grünbauer, was dann, wie Anfang August in seinem Fall, auf dem Rücken von Amtsträgern ausgetragen werde. "Es kann nicht sein, dass einfach der recht bekommt, der am lautesten schreit", schimpft er mit Blick zurück auf den Kuhfladenstreit. "Das Gesetz gilt für jeden."

Auch die Nägel im Maisfeld sind kein Kavaliersdelikt. So ist erst im Mai ein 63-Jähriger schuldig gesprochen worden, weil es eine Amtsrichterin in Neustadt an der Aisch als erwiesen ansah, dass der angeklagte Landwirt Metallteile und Holzklötze in Maisfeldern und Wiesen versteckt hatte. Mehrere Maishäcksler anderer Bauern sind dabei beschädigt worden, es entstand ein Schaden von etwa 90 000 Euro. Ein Betroffener erzählte damals vor Gericht, dass ein scharfes Metallstück hinten aus dem Maishäcksler wieder rausgeschossen sei und sich in den Boden gebohrt habe - das Metallteil habe dabei einen Traktor knapp verfehlt. Eine Freiheitsstrafe von 14 Monaten auf Bewährung sah die Amtsrichterin schließlich als angemessen an. Inzwischen haben sowohl die Staatsanwaltschaft wie auch der Angeklagte selbst Berufung eingelegt.

Die Polizei hatte den Mann gemeinsam mit seinem Bruder, dessen Prozess noch aussteht, mittels DNA-Proben als mögliche Täter identifiziert. Auch in Pähl ermittelt nun die Polizei, wobei Bürgermeister Grünbauer wenig Hoffnung hat, dass der oder die Täter überführt werden können. Die Polizei habe ihm schon ausgerichtet, dass sie in derartigen Fällen meist wenig tun könne. "Das ist natürlich wenig befriedigend", sagt Grünbauer.

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Kommentar von Sebastian Beck

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