„Out of the Box“-Festival jetzt bayernweit:Wenn Erinnerungen auf Reisen gehen

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Eine Raum-, Licht- und Soundinstallation reagiert auf Bewegungen und Berührungen. (Foto: Ralf Dombrowski)

Das „Out of the Box“-Festival hat sich mit außergewöhnlichen Aufführungen einen Namen gemacht. Bei der vierten Ausgabe gibt es Konzerte und Installationen nicht nur im Werksviertel in München, sondern in ganz Bayern.

Von Oliver Hochkeppel

Konzerte auf Instrumenten aus Eis, unter Wasser oder an einem 30 Meter in der Luft hängenden Flügel – das „Out of the Box“-Festival hat sich mit außergewöhnlichen Aufführungen einen Namen gemacht. Ganz so spektakulär wird es bei der vierten Ausgabe vom 11. Januar bis 2. Februar nicht. Dafür bespielt das Festival erstmals nicht nur das Werksviertel in München, sondern auch kulturell und historisch bedeutende Orte in ganz Bayern.

Unter dem Titel „The Resonance of Time“ geht es mit Installationen, vier Auftragskompositionen, drei Ensembles, einer Tanzkompanie und spannenden internationalen Künstlern und Künstlerinnen von München aus nach Ebersberg, Berchtesgaden, Schongau, Regensburg, Passau, Burghausen, Kaufbeuren und Lichtenberg. Bei den mehr als 40 Veranstaltungen dreht sich alles um die Frage, woran wir uns als unser kulturelles Erbe erinnern. „Eine Reise hin zu Identität, Erinnerung und Vielfalt“ soll es laut Pressemitteilung sein.

Diese treten ganz unterschiedliche spannende Ensembles an. Das Munich Composers Collective unter Leitung des in New York und München lebenden und lehrenden Geigers Gregor Hübner (bekannt auch durch sein „Progressive Chamber Music Festival“) ist eine Genre-offene Bigband mit eingebettetem Streichquartett und Electronics. Auch das norwegische Vokalensemble Trondheim Voices unter Leitung von Sissel Vera Petterson ist für seine innovativen Performances bekannt, die neue Klangwelten erschließen. Zusammen bestreiten sie am 11. Januar das Eröffnungskonzert mit der Uraufführung von Hübners Komposition „Genetic Memory“. 

Im weiteren Verlauf dabei ist auch das O/Modernt Kammerorchester unter Leitung des Geigers Hugo Ticciati, ein international besetztes Streichorchester, das Alte Musik mit Zeitgenössischem verbindet. Und die Compagnie Moving Borders, die von der Tänzerin und Choreografin Ceren Oran in der Überzeugung gegründet wurde, dass Tanz und Bewegung nicht nur eine Kunstform bilden, sondern auch gesellschaftliche Bedeutung haben. Dazu kommen Artists in Residence, die das Festival begleiten und mit ihrer Kunst dokumentieren.

Martina Taubenberger ist die künstlerische Leiterin des Festivals. Der Violinist, Pianist und Komponist Gregor Hübner leitet das "Munich Composers Collective". (Foto: Ralf Dombrowski)

Neben der Schriftstellerin Christine Yohannes und die Fotografin Karin Apollonia Müller sind dies vor allem Installationskünstler. Schon ins Eröffnungskonzert auf dem Konzerthaus-Gelände im Werksviertel integriert ist „Resonance of the Invisible“ von Marco Canevacci und Yena Young. Die einer Membran gleichende mobile Raum-, Licht- und Soundinstallation „Plastique Fantastique“ reagiert auf Bewegung und Berührung. Bespielt wird sie mit Naturgeräuschen, die in ganz Bayern aufgenommen und vom Klangkünstler Pablo Diserens zu einem neuen Klangkosmos verwoben wurden. Das Ganze begleitet die Musiker auf der Festivalreise durch Bayern.

Eine weitere Installation ist ab 16. Januar zwei Wochen lang in der Whitebox zu sehen: In „The Reservoir of Sounds“, einer 360-Grad Immersive-Audio-Umgebung, vermischen sich zwei Wochen lang elektronische Klänge, Live-Performances sowie die Aufzeichnungen der in ganz Bayern stattfindenden Konzerte zu einem sich täglich verändernden Remix aus Klang und Musik, zusammengestellt vom Klangkünstler Ben Miller.

Schon vor dem Festival hat die Künstlerin Ruth Hof Erinnerungen, Klänge und Erzählungen als „Body of Memories“ gesammelt. Was sie während des Festivals zusammen mit den Künstlern weiterführt. Zum Ende des Festivals wird diese multimediale Sammlung in der „Flüsterkneipe“ im Werksviertel in einer interaktiven Installation ausgestellt. Als Einladung zur Reflexion über das eigene Erinnern, über Geschichte und den Begriff des kulturellen Gedächtnisses.

Innovativ ist übrigens auch das Ticketing: Die Besucher zahlen nach den Veranstaltungen nach eigenem Ermessen. Um Reservierung über die Homepage wird aber gebeten.

4. „Out of the Box“-Festival, Samstag, 11. Januar, bis Sonntag, 2. Februar, Werksviertel, Meta-Theater und Piuskirche München sowie acht Spielorte in Bayern, www.werksviertel-kunst.de

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