Bayerische Osterbräuche:Von Fackelläufen und Hefestörchen

Lesezeit: 3 Min.

Osterstörche in Ostheim in Unterfranken. Credit: Juliane Witthauer (honorarfrei bei Namensnennung) (Foto: Juliane Witthauer)

Die Farbe der Patenware entscheidet am Osterfest über Leben und Tod, und der Storch bringt die Ostereier. Wussten Sie noch nicht? Höchste Zeit für ein Kurzstudium der abseitigsten Osterbräuche Bayerns.

Von Max Weinhold, Münchberg, Ostheim vor der Rhön, Kelheim

Die Eier, der Hase, die Schokolade und der Gang in die Kirche, für manche noch das Ende der Fastenzeit. So weit, so traditionell-österlich oder teils auch gar nicht. Weniger bekannt sind hingegen folgende fünf bayerische Osterbräuche.

Das Osterlachen: Lachen? In der Kirche? Ausgerechnet an Ostern? Ja, erklärt Pfarrer Reinhard Röhrner, diesen Brauch gebe es schon seit dem 14. Jahrhundert. Mal zur Gesellschaftskritik, mal zum Ausdruck der Osterfreude. Gut 400 Jahre später folgte per Erlass zwar ein Verbot, aber das Lachen in der Kirche erlebt, unter anderem bei Röhrner in Kelheim, eine Wiedergeburt - passenderweise jedes Jahr an Ostern. "Es geht nicht darum, dass man irgendwelche Zoten reißt", sagt Röhrner, der den diesjährigen Witz für seine Gemeinde schon vor Monaten möglichst unauffällig testete. "Aber wenn ich über Ostern lachen kann, dann hat der Tod, der ja überwunden wird, seinen Schrecken verloren."

Hefeteiggewordenes Unikat: Seit 1683 backen sie in Ostheim den Osterstorch. (Foto: Juliane Witthauer)

Der Osterstorch: Im unterfränkischen Ostheim (und in Teilen Thüringens) bringt der Storch die Ostereier - und zwar traditionell schon am Gründonnerstag. Der Legende nach wollte sich ein evangelischer Pastor von den umliegenden katholischen Gemeinden und ihren Fastenbrezeln abheben. Also entschied er sich für die zur Osterzeit heimkehrenden, eierlegenden und lebensspendenden Störche als österliches Symbol - und so beginnt Bäckermeisterin Juliane Witthauer auch an diesem Mittwochabend mit ihrer Familie, Störche aus Hefeteig zu formen, diese des Nachts in den Ofen zu schieben, sie zu verzieren mit buntem Zucker und schließlich zu verkaufen. Seit 1683 backen sie hier, seit der Schließung des Ladens vor einigen Jahren, nur noch an Ostern und nur noch die Vögel. "Damit auch weiter jedes Kind in Ostheim einen Storch bekommt."

Eins auf den Misthaufen, eins zu den Ameisen: Im "Zauberbüchlein" aus Münchberg in Oberfranken steht niedergeschrieben, was mit den Gründonnerstagseiern geschieht. (Foto: Stadtarchiv Münchberg)

Die Gründonnerstagseier: "Eier, die am Gründonnerstag gelegt wurden, waren so ungefähr das wirkmächtigste, was man sich vorstellen konnte", sagt Heimatforscher Adrian Roßner, weil: Der Gründonnerstag gilt ob des Ablasses der Sünden als segenskräftig; an Ostern wird das Leben, die Rückkehr der Kraft der Natur zelebriert; und Eier stehen für neues Leben. Dieses bedeutungsschwangere Gelege, bekannt als Gründonnerstagsei, landete in Franken bis ins 20. Jahrhundert allösterlich auf einem Misthaufen - daraus erwachsen sollte ein Stein zur Verteidigung des eigenen Leibes. So steht es in mehreren "Zauberbüchlein" aus Münchberg. Ein zweites Ei gehörte demnach in das Nest einer alten Henne und sollte Reichtum bescheren, ein drittes auf einen Ameisenhaufen, wo es sich zu einem roten Stein verwandeln sollte, der alles Leid abwehrt. Laut Roßner bewahrten die Menschen Gründonnerstagseier das ganze Jahr über auf und setzten sie mannigfaltig ein.

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Das Osterfeuerlaufen: Noch stärker symbolisch aufgeladen als das Ei sind im Christentum Licht und Feuer, Daniela Sandner vom Bayerischen Verein für Heimatpflege nennt es das "ultimative Sinnbild für die Auferstehung Jesu". Bereits seit dem 12. Jahrhundert hätten die Menschen an Ostern geweihte Feuer entzündet, die Kohlen für eine reiche Ernte in ihren Äckern vergraben oder sie ins Tierfutter gemischt. Aus dem Brauch des Osterfeuers entwickelte sich auch das antisemitische Judasfeuer oder eben das Osterfeuerlaufen, eine oberbayerische Spezialität: Junge Männer spurten mit am Osterfeuer entzündeten Baumschwämmen durchs Dorf und werfen Teile davon ins Herdfeuer, um Segen zu bringen.

Erst allösterlich zwölf Eier, zur Konfirmation Kleider, Schmuck, einen Myrtenzweig und Zinnteller: Ein Bub erhält im oberfränkischen Glashütten in den 1970er-Jahren ein Patenbündel. (Foto: Horst und Lilo Schröder, Slg. Adrian Roßner)

Die Patenware: Zwölf - teils gekochte, teils rohe - Eier legen vornehmlich in Franken seit dem 18. Jahrhundert Pateneltern ihrem Patenkind zu dessen erstem Osterfest auf den Tisch. Greift dieses Kind ein rot bemaltes, bringt das - jedenfalls geht so die Erzählung - Glück, ein blaues bedeutet Reichtum und ein weißes den Tod noch vor der Konfirmation. "Aber natürlich werden die Eier so drapiert, dass das Kind kaum ein weißes nehmen kann", erklärt Adrian Roßner. Früher hätten Pateneltern noch eine größere Bedeutung besessen, sie seien "Bürgen für das Seelenheil" gewesen und hätten dem Patenkind bis zur Konfirmation jedes Ostern wieder zwölf Eier aufgetischt. Im Jahr der Konfirmation überbrachten sie statt der Eier andere Patenware: Kleidung, Schmuck, einen Myrtenzweig, einstmals Zinnteller und heute Geld.

Je nach Bedürfnis einer Gesellschaft verändern sich ihre Bräuche. Damit sie nicht verloren gehen, präsentieren wir diesen Text aus unserem Archiv noch einmal.

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