"Bis heute Abend Sturm mit orkanartigen Böen, im höheren Bergland Orkanböen!" So heißt es auf der Warnkarte des Deutschen Wetterdienstes (DWD) über das Orkantief Andrea.

Bie Weißenstad (Landkreis Wunsiedel) kam es am Morgen zu einen tödlichen Verkehrsunfall. Der Mann sei frontal mit dem Wagen einer 43 Jahre alten Frau zusammengestoßen, die bei dem Unfall ums Leben gekommen ist, sagte eine Polizeisprecherin. Der Wagen der Frau sei nach dem Aufprall in einem Straßengraben gelandet. Die 43-Jährige starb noch an der Unfallstelle. Die katastrophalen Witterungsverhältnisse könnten den Unfall ausgelöst haben, teilte die Polizei mit. Es sei möglich, dass der Mann von einer Sturmböe in den Gegenverkehr gedrückt worden sei. Der Fahrer des von der Spur abgekommenen Wagens wurde mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.
In Augsburg und Mehringen wurden zwei Seniorinnen verletzt. Sie seien durch Windböen gestürzt, erklärte die Feuerwehr. Beide Frauen mussten stationär im Krankenhaus aufgenommen werden.
Sturmtief Andrea hat auch die Skifahrer in Bayern von den Gipfeln verjagt. In den größeren Skigebieten im Freistaat waren am Donnerstag zahlreiche Lifte geschlossen. Meist mussten die Lifte in höheren und exponierten Lagen auf den Betrieb verzichten, während in niedrigeren und windgeschützten Lagen der Betrieb möglich war. So blieb beispielsweise die Zugspitzbahn wegen Böen in Orkanstärke geschlossen, während das Gebiet Garmisch-Classic geöffnet war.
In Regensburg haben starke Böen das Dach eines Möbelmarktes abgedeckt. Von den Trümmerteilen sei niemand verletzt worden, teilte die Polizei mit. "Um die umherfliegenden Teile des Wellblechdaches zu bergen, ist die Autobahn 3 derzeit komplett gesperrt", sagte ein Sprecher am Vormittag. Das betreffe beide Fahrtrichtungen zwischen Nürnberg und Passau auf einer Länge von etwa fünf Kilometern.
In weiten Teilen Bayerns mussten zudem Dutzende Straßen wegen umgebrochener Bäume gesperrt werden. Auch bei Helmstadt wurde die A 3 teilweise gesperrt, nachdem ein Lastwagen von einer Windböe zum Schlingern gebracht und sein Anhänger umgekippt war. In Schwaben musste die A 8 wegen eines Baumes kurzzeitig gesperrt werden. Zudem kam es in Oberbayern auf dieser Autobahn und der A 95 zu Behinderungen. Teilweise waren auch Zugverbindungen betroffen, hier wurde ein Schienenersatzverkehr organisiert.
Tierpark in München geschlossen
Auch in München stürmt es gewaltig. "Es sind vereinzelte Orkanböen bis 120 Kilometer pro Stunde nicht ausgeschlossen, vor allem in Verbindung mit kräftigen Schauern und Gewittern", heißt es auf der Webseite des DWD über die bayerische Landeshauptstadt. "Es können Bäume entwurzelt und Dächer beschädigt werden. Achten Sie auf herabstürzende Äste, Dachziegel oder Gegenstände."
Im Englischen Garten wurden mehrere Bäume umgeworfen und Äste abgerissen worden, berichtete die Bayerische Schlösserverwaltung. Die Behörde warnte davor, den bei Spaziergängern und Joggern beliebten Park zu betreten, solange der Sturm anhält.
Die stärksten Böen werden den Süden Deutschlands allerdings erst in der Mittagszeit und am Nachmittag erreichen. Laut DWD dürften die Stürme bis mindestens 17 Uhr andauern. "Bis zum Abend ist der Spuk in den meisten Teilen Deutschlands vorbei", sagte Meteorologe Helmut Malewski vom DWD der Nachrichtenagentur dpa. Die Nacht wird also wieder ruhig.
Die Münchner Feuerwehr musste bereits über 50 Mal ausrücken. Bis zum Morgen hatte es zwei Einsätze für die Polizei gegeben. Um 2.15 Uhr musste ein in der Baldurstraße in Gern abgestellter und nicht ausreichend gesicherter Anhänger auf seinen Parkplatz zurückgeschoben werden, nachdem ihn der Wind auf die Straße versetzt hatte. Um 2.45 Uhr fiel durch den Wind ein Bauzaun in der Schwanthalerstraße in der Ludwigsvorstadt um. Er blockierte eine Fahrspur, konnte anschließend jedoch wieder aufgerichtet werden.
Zahlreiche Münchner konnten in der Nacht nicht schlafen, da Andrea an Bäumen und Hauswänden rüttelte.
Die Zoos in München und Augsburg bleiben am Donnerstag geschlossen. Die Leitung habe sich zu dieser "Sicherheitsvorkehrung" entschieden, "weil wir ein paar große Bäume haben", sagte eine Sprecherin des Münchner Tierparks Hellabrunn zur Nachrichtenagentur dapd. Empfindliche Tiere wie etwa Antilopen sollten in den Innenbereichen bleiben. "Unsere gefährlichen Tiere sind seit der Nacht drinnen", sagte die Sprecherin und verwies auf Ausbruchgefahr durch Sturmschäden an den Gehegen.