Süddeutsche Zeitung

Olympische Winterspiele 2018:Oberammergau will ausscheren

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Erfolg für die Olympia-Kritiker in Oberammergau: Eine Initiative hat ein Bürgerbegehren erzwungen. Damit wird die Beteiligung an den Winterspielen 2018 immer unwahrscheinlicher.

Katja Riedel

Die Gemeinde Oberammergau scheidet als einer der Austragungsorte für die Olympischen Winterspiele 2018 offenbar aus. Eine Bürgerinitiative hatte am Freitagmorgen 773 Unterschriften für ein Bürgerbegehren gegen Olympia in der Gemeinde vorgelegt und damit das notwendige Quorum erfüllt.

Für die Münchner Gesamtbewerbung um Olympia 2018 bedeutet das einen schweren Dämpfer. Denn es nicht absehbar, wie das IOC auf einen Wechsel der Sportstätten reagieren wird.

Eine Alternative für die Langlauf und Biathlon-Wettbewerbe, die in Oberammergau stattfinden sollte, stünde allerdings schon bereit. Wie das Landwirtschaftsministerium der Süddeutschen Zeitung bestätigte, handelt es sich dabei um das staatliche Haupt- und Landesgestüt Gut Schwaiganger bei Ohlstadt im Kreis Garmisch-Partenkirchen. Die Olympia-Bewerbungsgesellschaft wollte das am Freitagabend auf Anfrage allerdings nicht bestätigen.

Sollte die Bewerbungsgesellschaft trotz der sich schon länger andauernden Querelen an Oberammergau als Austragungsort für die Langlauf- und Biathlonwettbewerbe festhalten, müsste der Gemeinderat nun bei seiner nächsten Sitzung am 14. Juli über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens befinden und einen Termin innerhalb von drei Monaten festsetzen. Sollte eine Mehrheit die Beteiligung an den Spielen ablehnen, wäre dieses Votum bindend.

Auch ohne das Bürgerbegehren steht Oberammergaus Mitwirkung aber offenbar unter keinem guten Stern. Bürgermeister Arno Nunn musste einräumen, dass ihm ein Fünftel der erforderlichen Unterschriften von Grundstückseigentümern, die ihr Land für die Spiele zur Verfügung stellen müssten, wohl fehlen werden. Weil die Frist für die Grundstückseigentümer an diesem Freitag endete, hätte die Gemeinde Oberammergau die notwendigen Bedingungen nicht erfüllt.

Ruhpolding wohl aus dem Rennen

Für den Oberammergauer Bürgermeister Nunn, einen Olympia-Befürworter, ist das eine schmerzhafte Niederlage. Bis zuletzt hatten Nunn, Vertreter der Bewerbungsgesellschaft, des Bauernverbandes und der Staatsregierung versucht, die Eigner in Gesprächen zur Unterschrift zu bewegen. Unter den Verweigerern seien auch Besitzer besonders wichtiger Grundstücke. "Wenn das so bleibt, wird es schwer, Olympia nach Oberammergau zu holen", sagte er.

In der kommenden Woche werde man gemeinsam mit der Olympia-Bewerbungsgesellschaft entscheiden, ob und wie es in Oberammergau weitergeht, sagte Nunn. Für Montag ist ein Pressetermin angesetzt. Der Chef Bewerbungsgesellschaft, Willy Bogner, hatte wiederholt versichert, dass es eine Alternative zu Oberammergau gäbe. Experten gingen stets davon aus, dass es sich bei diesem Plan B um Gelände in staatlichem Besitz handeln müsse - so wie es bei Gut Schwaiganger der Fall ist, dem einzigen Lehr- und Versuchszentrum für Pferdehaltung der Landesanstalt für Landwirtschaft. So wie in Oberammergau auch, müssten die Loipen und Biathlon-Anlagen dort völlig neu errichtet werden

Die Alternative, die Wettbewerbe doch in Ruhpolding auszutragen, wo die Biathlon-Anlagen derzeit für 16 Millionen Euro modernisiert werden, gilt als sehr unwahrscheinlich. Denn die Bewertungskriterien des IOC sehen kurze Wege zwischen den einzelnen Austragungsstätten vor. Ruhpolding ist jedoch sowohl von Garmisch, wo die alpinen Bewerbe stattfinden sollen, als auch von München zu weit entfernt.

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Quelle:
SZ vom 03.07.2010
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