Olympiabewerbung 2018:Am Eiskanal geht alles glatt

Die Spiele können beginnen: Nach drei vergeblichen Anläufen fühlt man sich am Königssee für die Olympiabewerbung 2018 bestens gerüstet. Die Bobbahn wurde für einen zweistelligen Millionenbetrag olympiatauglich gemacht.

Heiner Effern

In Deutschland dürfte es kaum einen Olympia-Bewerber geben, der mehr Erfahrung mit Pleiten hat als Landrat Georg Grabner. Er kann zurückblicken auf eine Kandidatur seiner Heimatregion für die Winterspiele 1992. Er trat für 2010 und 2014 zweimal gemeinsam mit dem Nachbarn Salzburg an. Immer kamen andere zum Zug.

-

Durch diese Röhre müssen sie durch: Die Bobbahn am Königssee wurde für 22 Millionen Euro olympiatauglich gemacht.

(Foto: AFP)

Die sportliche Tragik liegt darin, dass es an der Kunsteisbahn am Königssee, mit der das Berchtesgadener Land nun als Partner der Münchner Bewerbung 2018 antritt, nie gelegen hat. Diesmal aber, hofft Grabner, könnte es klappen. Und wenn nicht, der Eiskanal wird daran wieder einmal nicht die Schuld tragen.

Denn wie gut die gerade für 22 Millionen Euro sanierte Bahn in Schuss ist, konnten die Berchtesgadener an den vergangenen beiden Wochenenden der Wintersport-Fangemeinde beweisen. Wie zuvor in Garmisch-Partenkirchen die Alpinen trafen sich am Königssee pünktlich vor der Vergabe der Winterspiele im Juli die Skeleton- und Bobfahrer zu ihren Weltmeisterschaften. Sportler und Zuschauer zeigten sich begeistert. "Wir hören nur Lob", sagt Landrat Grabner oben am Berg im VIP-Zelt, das so groß ist, dass es gefühlt alle Zuschauer der Skeleton-Entscheidung am Freitag aufnehmen könnte.

Grabner blickt hinab auf die Bahn und erklärt, was er in dieser Woche den strengen Prüfern des Internationalen Olympischen Komitees erklären wird, die die Münchner Bewerbung beurteilen sollen.

Er wird ihnen zeigen, wohin die 22 Millionen Euro, die zum Großteil als Zuschuss von Bund und Land kamen, geflossen sind: in das neue Funktionsgebäude, in dem das Pressezentrum, die Zeitmessung und die Rennbüros untergebracht sind; in die entschärfte Kurve vor dem Ziel, in der die Schwerkraft die Athleten bisher mit grenzwertiger Gewalt ins Eis drückte; in den längeren Auslauf am Ende der Bahn; in die neue breite Versorgungsstraße neben der Bahn. "Wir hatten früher extrem beengte Verhältnisse, das war unzumutbar, nun ist das alles entzerrt", sagt Grabner. Neben ihm sitzt im VIP-Zelt Georg Hackl, Olympiasieger im Rodeln, er isst eine Portion Kaiserschmarrn und nickt immer wieder zustimmend.

"In fünf Minuten zu Fuß zur Bobbahn"

Für Winterspiele 2018 müsste aber dennoch einiges passieren, sagt Grabner. Er blickt hinab auf die gewundene, einspurige Straße, die den Eiskanal an den Ort Schönau am Königssee anbindet. Wenn am Morgen die Zuschauer am See entlang vom großen Parkplatz der Schifffahrt herüberschlenden, geht hier nichts mehr. Die Pläne sehen vor, dass die Fans 2018 auf einem neuen Steg über den See direkt bis zum Zielbereich gehen können. "Den plant die Gemeinde Schönau sowieso", sagt Landrat Grabner.

Eine provisorische zweite Zufahrtsstraße soll gebaut werden. Der Rodelstart für die Herren soll neu errichtet werden. Und drüben im Ort Königssee soll statt eines olympischen Dorfes ein Hotel entstehen. Es liefen Gespräche mit einem Investor, sagt Grabner, der ein Drei- bis Vier-Sterne Haus mit 250 Zimmern errichten soll. Schorsch Hackl hat seinen Kaiserschmarrn inzwischen verspeist. "Die Athleten können in fünf Minuten zu Fuß zur Bahn kommen. Das sind ideale Voraussetzungen für Olympische Spiele", sagt der frühere Weltklasse-Rodler.

Die Berchtesgadener sind auch deshalb so entspannt, weil sie weder die Grundstücksstreitereien noch den Ärger mit den Umweltschützern so heftig erleben wie die Kollegen in Garmisch-Partenkirchen. Denn die Existenz der Bahn und die Gewissheit, dass sie auch nach Winterspielen intensiv genutzt würde, machen sie schon zum Pluspunkt in der Umweltbilanz der Bewerber. "Die ökologischen Probleme liegen in Garmisch-Partenkirchen", sagt Barthl Wimmer, Sprecher der Grünen im Kreistag.

Ihn ärgert viel mehr die ökonomische Komponente im wirtschaftsschwächsten Landkreis Oberbayerns. "Wir diskutieren über ein paar 100.000 Euro für eine Schul- und Breitensportanlage, investieren aber Millionen in die Bobbahn. Diese Güterabwägung ist jenseits von Gut und Böse." Die Grünen hätten damit leben können, den Eiskanal den Münchnern zur Verfügung zu stellen. Von den Risiken als aktiver Teil der Bewerbung und den Verträgen des IOC hätten sie sich lieber ferngehalten. Der Landrat habe unbedingt dabei sein wollen, sagt Wimmer, "da geht es um persönliche Eitelkeiten".

Von der Seite der Gegner brauchen die Bewerber also keine Angst haben, wenn die IOC-Prüfer zum geheimen Besuch an den Königssee kommen. Es könnte für sie ein entspannter Tag werden.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: