Oktoberfest:AfD-Funktionär verärgert Parteifreunde mit Wiesn-Selfie

Peter Junker aus Erding hat bei einem Wiesnbesuch ein Gruppenbild mit vier Schwarzen gemacht. Viele AfD-Freunde im Netz reagierten mit allem, was das Wutrepertoire hergibt.

Glosse von Johann Osel

Das Oktoberfest ist zu Ende gegangen, die Gäste aus Bayerns Weiten brachten meist nur kleinere Blessuren mit nach Hause: Wiesngrippe, vielleicht Schrammen vom Autoscooter oder manchen Knutschfleck, womöglich miese Laune im Freundeskreis, weil sich einer aus der Gruppe daneben benommen hat. Peter Junker aus dem Landkreis Erding hat nach einem Wiesnbesuch mehrere Freunde eingebüßt - digitale Freunde. Ein Selfie, das er beim Fest gemacht hat, war nicht nach deren Gusto. Das wäre belanglos, wäre Junker nicht AfD-Funktionär und das Selfie nicht ein Gruppenbild mit vier Schwarzen. So wird die Reaktion zu einem Sittengemälde der Parteibasis.

Aber von vorn: Junker, Vize-Kreischef und 2018 Bezirkstagskandidat, ist gut vernetzt in der AfD, digital wie real, gilt aber einigen als Zausel. Denn bei den Landesparteitagen und auch sonst trägt er oft seine blaue AfD-Kappe. Auch auf der Wiesn, es gibt davon Fotos: mit besoffenen Schotten samt Kilt, mit einem Polizisten, mit Asiatinnen im Dirndl ("AfD = Anbandeln für Deutschland"). Und eben mit vier jungen Schwarzen in heiterer Umarmung. Ob diese die Kappe zuordnen konnten, ist unklar; Junker betont aber, sie sprachen einwandfrei Deutsch. Warum also nicht?

Die Antwort gaben viele AfD-Freunde im Netz, es hagelte Entfreundungen. Mit allem, was das Wutrepertoire hergibt: "Eine Schande für die AfD", "Europa ist nicht Afrika. Das Foto entspricht den Wunschvorstellungen Linker und Grüner", "solche Leute tät ich mit der Zange nicht anfassen", "i hoff, der begleitet die ans Meer zurück", "Ich kanns mir als Rentnerin nicht leisten auf die Wiesn zu gehen" - aber: "Merkels Gäste sind finanziell bestens versorgt", "Ein Gutmensch in der AfD, auf einen Eingeborenen kommen bald 4 Afrikaner", "Na Junker, mach Platz in deinem Haus für sie".

Die Hass-Welle erntet auch viel Widerspruch: "Wer den Wert eines Menschen nach dessen Hautfarbe bemisst, der hat in der AfD nichts zu suchen". Oder: "Wir sind Patrioten, keine Rassisten." Junker versucht dann aber doch, die Wogen zu glätten: Er werde sich natürlich "gnadenlos gegen ,Eroberer' einsetzen, die unsere Werte missachten". Neben ihm zögen demnächst Flüchtlinge ein. Er werde sich "am ersten Tag bei ihnen vorstellen und unsere Regeln ansagen." Mit AfD-Kappe, selbstredend.

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