Oktoberfest-Bilanz der Polizei:Mit der Waffe auf die Wiesn

Brenzlige Situation, positive Bilanz: Die Polizei überwältigt einen Jugendlichen, der mit gezogener Waffe einen Wiesnbesucher bedrohen will. Insgesamt aber sinkt die Zahl der Delikte auf der Wiesn - mit einer Ausnahme.

Bernd Kastner

Die gezogene Waffe eines jugendlichen Wiesnbesuchers hat am Samstagnachmittag kurzzeitig für Aufregung auf dem Oktoberfest gesorgt. Am Hang hinter den Zelten beobachteten Zivilbeamte einen 17-Jährigen aus Vaterstetten, der aus seiner Jackentasche eine Schusswaffe zog und sie hinter seinem Rücken durchlud. Danach näherte er sich einer Person, mit der er offenbar in Streit geraten war.

Polizisten aus dem Ausland als Unterstuetzung auf dem Oktoberfest

Im Wiesn-Dauereinsatz: Deutsche und italienische Polizeibeamte schlendern am Wochenende über das Wiesn-Gelände.

(Foto: dapd)

Die Polizisten zogen ebenfalls ihre Waffen und überwältigten den Jugendlichen. Es war eine Gaspistole, die er gezogen hatte. Nach der Vernehmung wurde er wieder auf freien Fuß gesetzt, er soll das Oktoberfest künftig nicht mehr betreten dürfen.

So brenzlig diese Situation war, so zufrieden ist die Polizei mit der ersten Woche. "Erfreulich gut" nennt Polizei-Vizepräsident Robert Kopp den Verlauf der ersten acht Tage: "Nur" 555 Straftaten, 25 Prozent weniger als im Vorjahr.

Und die historische Wiesn scheint ein gemütlicher und sicherer Ort zu sein: Keine einzige Straftat ist der Polizei von dort bekannt. Statt 400 Festnahmen 2009 gab es dieses Jahr bislang nur 248. Elf Sexualstraftaten, darunter zwei Vergewaltigungen, wurden in der ersten Woche angezeigt, das ist fast um die Hälfte weniger als 2009. Kopp führt den Rückgang auf die starke Polizeipräsenz zurück und auf die offenbar wachsende Vorsicht der Besucher, die besser auf ihre Wertsachen achtgäben.

Allein die Zahl der Maßkrugschlägereien habe zugenommen: 31 Mal wurden die Krüge als Waffe eingesetzt, zwei Delikte wertet die Polizei als versuchte Tötung: Ein 20-jähriger Münchner ging im Winzerer Fähndl auf einen Kanadier los, der so schwer verletzt wurde, dass er zeitweise in Lebensgefahr schwebte.

Im Hofbräuzelt erlitt ein Australier eine Gehirnblutung, nachdem er von einem 18-jährigen Franzosen attackiert worden war. Besorgt ist die Polizei über die steigende Zahl von Jugendlichen, die schwer alkoholisiert aufgegriffen wurden. 30 Minderjährige zogen die Beamten aus dem Verkehr, zwei 14 und 15 Jahre alte Burschen hatten 1,86 und 1,42 Promille - an einem Nachmittag.

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