Süddeutsche Zeitung

Tag des offenen Denkmals:Bei diesen Sehenswürdigkeiten in Bayern lohnt sich ein Besuch

Historische Sportstätten, prächtige Herrschaftssitze, traditionelles Handwerk: Am Sonntag sind viele Denkmäler zugänglich, deren Türen sonst verschlossen bleiben. Eine Auswahl.

Von Florian Fuchs, Andreas Glas, Hans Kratzer, Olaf Przybilla und Christian Sebald

Beim Tag des offenen Denkmals, den die Deutsche Stiftung Denkmalschutz bundesweit an diesem Sonntag koordiniert, hat das bayerische Landesamt für Denkmalpflege wieder eine große Auswahl an kostenlosen Führungen, Kinderprogrammen, Stadtspaziergängen und Vorträgen im Freistaat vorbereitet. Ein Überblick über das Gesamtprogramm ist im Internet zu finden. Eine Auswahl.

Augsburg: Eiskanal

Die "Mutter aller künstlichen Kanuslalomstrecken" wird der Augsburger Eiskanal genannt. 1972 für die Olympischen Spiele als erste derartige künstliche Strecke gebaut, ist die Anlage bis heute Vorbild und Inspiration für zahlreiche andere Kanustrecken weltweit. Erst kürzlich fand wieder eine Kanu-Weltmeisterschaft in Augsburg statt, Athleten aus dem Ausland betonten dabei immer und immer wieder, wie gerne sie auf dieser wohl weltweit bekanntesten Kanuslalomstrecke fahren. Der Eiskanal ist also ein Denkmal, das erst kürzlich saniert und für den Spitzensport neu hergerichtet wurde, allerdings mit Sinn fürs Nostalgische: Selbst der Bar im Organisationszentrum sind die orangefarbenen Fliesen aus den Siebzigerjahren erhalten geblieben. Die Anlage zählt zu den 22 Stätten des Augsburger Unesco-Welterbetitels, mit dem das historische Wassermanagementsystem der Stadt ausgezeichnet wurde.

Führungen am Sonntag um 11 und 14 Uhr, Treffpunkt: Denkmal am Hochablass-Wehr

Eichstätt: Willibaldsburg

Teile der Willibaldsburg werden derzeit saniert und sind deshalb gesperrt, genau das aber macht einen Besuch am Tag des Denkmals so spannend: Bei den Führungen gelangen Teilnehmer in die Bereiche der eigentlich abgeschotteten Baumaßnahmen - und sie dürfen auch sonst nicht zugängliche Teile der Anlage wie den Spitalhof sowie die Schellenbergbastion besichtigen. Die Rundgänge dürften einigermaßen abenteuerlich ausfallen, es wird explizit Trittsicherheit eingefordert, Kinderwagen und sogar Kraxen seien nicht geeignet. Wer dabei ist, lernt dafür ein Fürstenschloss kennen, das Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut und von 1609 an vom Augsburger Baumeister Elias Holl zu einem der herausragenden Bauwerke der deutschen Renaissance umgebaut wurde.

Führungen nur nach Anmeldung von 9.30 bis 15 Uhr zu jeder vollen und halben Stunde. Die Willibaldsburg ist aktuell nicht über die Burgstraße erreichbar. Zugang nur zu Fuß über den nicht-barrierefreien Mondscheinweg

Landshut: Bauzunfthaus

Das am Dreifaltigkeitsplatz in der Landshuter Altstadt gelegene Bauzunfthaus war einst ein zur mittelalterlichen Stadtbefestigung gehörendes Brunnenhaus mit ehemaligem Wasserturm. Von 1978 bis 1984 wurde das Gebäude saniert. Dabei wurde der alte Stadtmauerturm nach historischem Vorbild wieder hergerichtet. Heute beherbergt der restaurierte Turmbau den gemeinnützigen Verein Bauzunfthaus, dessen Mitglieder sich der Pflege des alten Handwerks und der Denkmalpflege verschrieben haben. Zu diesem Zweck wurden kleine Werkstätten eingerichtet, in denen traditionelle Handwerkstechniken gezeigt und vermittelt werden.

Am Sonntag gibt es um 11 und um 15 Uhr Führungen durch das historische Brunnenhaus. Auch Schmiede- und Schusterwerkstatt sind geöffnet. Um 12.30 Uhr wird der Kunstdruckkalender 2023 "Baumeister und Architekten in Landshut" präsentiert.

Passau: Veste Oberhaus

Unübersehbar wacht die Veste Oberhaus am linken Donauufer über Passau. Die Burganlage, die mit 65 000 Quadratmeter umbauter Fläche zu den mächtigsten Burganlagen Europas zählt, ist neben dem Stephansdom die bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt. Das Bauwerk blickt auf eine 800-jährige Geschichte zurück und hat dabei zahlreiche architektonische Veränderungen erlebt. 1932 übernahm es die Stadt Passau und richtete das Oberhausmuseum ein.

In geführten Rundgängen erhalten die Besucher am Sonntag Einblicke hinter die Kulissen und in bauliche Verwandlungen. Geführte Rundgänge: 11, 14, 16 Uhr. Wegen begrenzter Teilnehmerzahl ist eine Anmeldung an der Museumskasse vor Ort nötig. Treffpunkt: Äußerer Burghof.

Heilsbronn: Münster

Das Münster in Heilsbronn ist historisch eines der interessantesten Gotteshäuser Bayerns. Die wenigsten dürften in Mittelfranken eine bedeutende Grablege der Hohenzollern - also der späteren preußischen Dynastie schlechthin - erwarten. Als Zisterzienserabtei gegründet war der sakrale Bau später zum Hauskloster der Abenberger geworden. Durch Heirat fielen deren Ländereien im 13. Jahrhundert an die fränkischen Hohenzollern - die zu der Zeit Burggrafen in Nürnberg waren. Als erster Hohenzoller wurde Burggraf Friedrich III. in der Chorgruft in Heilsbronn bestattet, später zahlreiche weitere, darunter die drei ersten brandenburgischen Kurfürsten. Bis 1625 fanden die Ansbacher Markgrafen in dem beschaulichen Ort ihre letzte Ruhe, Heilsbronn wurde zur größten Hohenzollerngrablege in Süddeutschland. Manche bezeichnen Heilsbronn bis heute als "christliche Schlafkammer Frankens". An diesem Wochenende freilich führt der Blick nicht hinunter, sondern hinauf, in den Dachboden des Münsters. Dort lockt ein Blick in die Glockenkammer - und über die Dächer der Stadt.

Führungen am Sonntag um 13.30 und 15.30 Uhr.

Schloss Zeilitzheim

Das Barockschloss im unterfränkischen Zeilitzheim liegt seit 1677 mitten im Ort. Steildächer, Quaderverputz, ein reich gegliedertes Eingangsportal und Deckenstuckaturen prägen den pittoresken Sandsteinbau, ein kleiner Park schließt das Anwesen anheimelnd ab. Das historische Haus hat schon sehr schlechte Zeiten erlebt, historische Türen wurden durch Baumarktware ersetzt, eindringendes Regenwasser tat ein Übriges. Seit 1980 aber wurde der Bau von Privatleuten von Unrat befreit und sorgfältig instandgesetzt, Einbauten wurden beseitigt, die Schlosssäle erhielten wieder ihr ursprüngliches Gepräge. Heute kann man sich in dem Schloss - unweit der bekannten Mainschleife bei Volkach gelegen - beherbergen lassen.

Am Sonntag bietet die Schlossfamilie - unter anderem Chefin Marina von Halem - zwei Führungen an (11 und 15 Uhr). Auch der Förderkreis Schloss Zeilitzheim e.V. öffnet seine Bücherstube (im ehemaligen Gasthaus Zur Sonne, gleich gegenüber).

Wasserkraftwerk Kammerl

Drei Kilometer südwestlich des oberbayerischen Saulgrub am Eingang zur Ammerschlucht steht das Wasserkraftwerk Kammerl. Das Jugendstil-Ensemble aus Maschinenhalle, Wohnhaus und Waschhaus ist die Keimzelle der Elektrifizierung des Bahnverkehrs in Mitteleuropa. Ende des 19. Jahrhunderts erhielt eine lokale Aktiengesellschaft die Konzession für Bau und Betrieb der Eisenbahnstrecke von Murnau nach Oberammergau. Sie sollte helfen, den Ansturm auf die Region zu bewältigen, vor allem zur Oberammergauer Passion. Aber auch die Kurgäste sollten bequem ins damals europaweit berühmte Bad Kohlgrub gelangen. Die Eisenbahn sollte elektrisch betrieben werden. Dazu wurde das Wasserkraftwerk Kammerl errichtet. Zunächst mussten freilich allerlei technische Hindernisse überwunden werden. Am 1. Januar 1905 wurde der Fahrplanbetrieb aufgenommen. Die Ammergaubahn war die erste in Mitteleuropa, die regulär mit Wechselstrom fuhr.

Führungen am Sonntag von 10 bis 16 Uhr jeweils zur vollen Stunde.

Bauarchiv Thierhaupten

Fragmente römischer Gebäude, historische Fenster, Türen, Dachziegel und Schlösser, aber auch Bauteile des Münchner Olympiastadions: Die Schau- und Lehrsammlung des Bauarchivs in Thierhaupten ist mit seinen beinahe 6000 Exponaten eine der größten einschlägigen Sammlungen Deutschlands. Die Einrichtung, die in der vormaligen Benediktinerabtei der schwäbischen Ortschaft untergebracht ist, gehört zum Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und begreift sich als Schnittstelle zwischen denkmalpflegerischer Forschung und Praxis. Außer der Bauteile-Sammlung zählen Restaurierungswerkstätten zum Beispiel für Holz- und Glasteile sowie für historische Putze und Mauerwerk zum Bauarchiv. Und in den Seminaren der Einrichtung können sich Denkmalpfleger, aber auch Bauherren über neueste konservatorische Methoden informieren.

Führungen durch die Schau- und Lehrsammlung um 10.30, 11.30, 14, 15 und 16 Uhr, dazu je nach Bedarf Spezialführungen zu "Schichten und Geschichte: Spurensuche unter Anstrichen und Putzen".

Regensburg: Königliche Villa

Am Ostrand gelegen, ist die Königliche Villa quasi der Hintereingang in die Regensburger Altstadt. Ihren Namen verdankt das Schlösschen König Maximilian II. von Bayern, der es Mitte des 19. Jahrhunderts als Sommerresidenz bauen ließ - nach den Plänen des Münchner Architekten Ludwig Foltz. Mit seinen neugotischen Zinnengiebeln sieht der Bau auch selbst ein bisschen so aus, als trage er eine Krone. In den 1960er-Jahren wäre der Villapark dann beinahe den Planungen der Stadtpolitik zum Opfer gefallen, eine vierspurige Straße durch die Altstadt zu planieren - was von den Bürgerinnen und Bürgern letztlich erfolgreich bekämpft wurde. Inzwischen hat die Stadt den Park zwischen Ostengasse und Donauufer hergerichtet, die Mauern der Villa und den Stadtgraben saniert. Einen schöneren Hintereingang kann es für eine Altstadt kaum geben.

Führungen am Sonntag immer halbstündlich zwischen 10 und 16 Uhr.

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