Österreich fährt weiter schwere Geschütze gegen die geplante Laufzeitverlängerung des Atomkraftwerks Isar 1 bei Landshut auf: Am Freitag wurde in Wien eine Studie präsentiert, die dem Reaktor ein vernichtendes Zeugnis ausstellt. Käme es zu einer Kernschmelze, müsse mit einem massivem Austritt radioaktiver Strahlung gerechnet werden, stellte der Wiener Risikowissenschaftler Wolfgang Kromp fest, der die Studie erarbeitet hat.
Das bayerische Umweltministerium wies dies zurück. "Das ist absoluter Unsinn. Die Aussagen sind falsch und unseriös", sagte eine Ministeriumssprecherin in München zu dem Papier.
Die Studie war von der oberösterreichischen und der niederösterreichischen Landesregierung sowie der Umweltanwaltschaft in Auftrag gegeben worden. Das Hauptproblem ist für Kromp die Schweißnaht im Reaktordruckbehälter, an der "der Zahn der Zeit nagt", sagte er. Eine Überprüfung sei allerdings nicht möglich, denn in den Behälter vorzudringen wäre wegen der Strahlungsbelastung "ein tödliches Unternehmen".
Einer Explosion des Druckbehälters könne die Sicherheitshülle eines Kernkraftwerks nicht standhalten, betonte der Experte. Die Hauptgefahr bei Isar 1 sieht Kromp in Materialermüdung und menschlichem Versagen. Aber auch Erdbeben stellten eine Gefahr für die Schweißnähte dar.
Das niederbayerische Kernkraftwerk in Essenbach ist besonders umstritten, weil es zu den ältesten in Deutschland gehört und neueren Meilern sicherheitstechnisch unterlegen ist. So ist die Anlage nur eingeschränkt gegen Flugzeugabstürze geschützt. Die von der Bundesregierung geplante Laufzeitverlängerung bis 2019 hat einen Streit mit dem benachbarten und atomstromfreien Österreich ausgelöst.
Nach den bisherigen Plänen müsste Isar 1 im kommenden Jahr abgeschaltet werden. "Wenn etwas passieren würde, würde das kontaminierte Wasser über die Isar in die Donau gelangen", sagte kürzlich Österreichs Umweltminister Nikolaus Berlakovich der Nachrichtenagentur dpa. Diese Position wird von der bayerischen Staatsregierung kritisiert. Österreich beziehe seinen Strom zu einem hohen Teil aus Deutschland und Tschechien, sagte die Sprecherin des Umweltministeriums in München. "Herr Berlakovich täte gut daran, sich um die eigenen Probleme der Energieversorgung zu kümmern. Wer aus anderen Ländern Atomstrom bezieht, ist als Atomkraftgegner unglaubwürdig."