Süddeutsche Zeitung

Öffentlicher Nahverkehr:In der Nürnberger S-Bahn können Fahrgäste Sitzplätze reservieren

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Für einen Euro sitzen Pendler dort zu gebuchten Zeiten auf ihrem gewünschten Platz. Die Deutsche Bahn erwägt, das Angebot auch auf München auszuweiten.

Interview von Jacqueline Lang, München

Seit diesem Dienstag können sich Kunden der Deutschen Bahn in der Nürnberger S-Bahn einen Sitzplatz reservieren. Kostenpunkt: ein Euro. Wer sicher sein will, dass er täglich auf dem gleichen Platz sitzen kann, hat sogar die Möglichkeit ein Jahresabonnement abzuschließen. In der Münchner S-Bahn heißt es jedoch bis auf weiteres: Hoffen, dass sie kommt und dann irgendwie reinquetschen. Kathrin Kratzer von der Deutschen Bahn in Bayern erklärt, wie das Angebot zustande kam.

SZ: Wie kamen Sie darauf, ähnlich wie in Zügen eine Sitzplatzreservierung in S-Bahnen einzuführen?

Kathrin Kratzer: Wir wissen von Kundenbefragungen, dass viele Pendler, aber auch kleinere Reisegruppen sich diesen Service wünschen und gerne einen festen Sitzplatz haben.

Und wie genau funktioniert das mit der Reservierung?

Man kann entweder ein Jahresabo für 40 Euro unter www.mein-sitzplatz-regio.de abschließen. Ein Einzelticket kann aber auch ganz einfach am Automaten oder im Reisezentrum für einen Euro kaufen. Das ist besonders für Gruppen interessant, die gemeinsam reisen möchten.

Aber in der S-Bahn gibt es ja normalerweise keine nummerierten Plätze. Und ganz praktisch: Wie macht seine Reservierung in den häufig überfüllten Zügen geltend?

Die Reservierung gilt nur in einem kleinen Teilbereich, wo die Sitzplätze nummeriert sind. Dort funktioniert es dann ähnlich wie das "Bahn Comfort"-Prinzip im Fernverkehr. Die Plätze können zunächst frei besetzt werden, aber sobald ein Gast mit einer gültigen Reservierung kommt, muss der Platz freigegeben werden.

Kann man als Pendler einen spezifischen Platz und eine genaue Uhrzeit reservieren?

Ja, die Reservierung ist zuggebunden und kann für den gewünschten Sitzplatz vorgenommen werden.

Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass auch ein Jahresabo nicht immer und an jedem Tag gilt, sondern sich auf eine genaue Uhrzeit und einen bestimmten Platz bezieht?

Ja, genau. Man kann zum Beispiel angeben, dass man von Montag bis Freitag um eine bestimmte Uhrzeit im Zug XY den Sitzplatz mit der Nummer XY reservieren will. Fahrgäste können Ihre Reservierung allerdings auch jederzeit eigenständig ändern.

Und was ist, wenn die S-Bahn verspätet ist oder ausfällt?

Im Falle einer Verspätung behält die Reservierung trotzdem ihre Gültigkeit. Entfällt die S-Bahn, hat der Kunde Anspruch auf die Rückerstattung von einem Euro.

Ist die Nürnberger S-Bahn die erste in Deutschland, in der man reservieren kann?

In Nürnberg können Fahrgäste bundesweit zum ersten Mal in S-Bahnen eine Einzelplatzreservierung vornehmen. Eine Sitzplatzreservierung für Abokunden gibt es bereits in der S-Bahn Mitteldeutschland, die unter anderem in Leipzig und Halle verkehrt.

In München sind die S-Bahnen oft sehr voll. Gibt es da auch Pläne für Reservierungen?

Nein, momentan nicht. Das liegt vor allem daran, dass die S-Bahn-Struktur in Nürnberg eine ganz andere ist als in München.

Inwiefern?

Die Nürnberger S-Bahn ist ähnlich strukturiert wie der Regionalverkehr, umfasst also ein wesentlich breiteres Netz. Im Münchener Zentrum funktioniert die S-Bahn ja wie eine U-Bahn. Auf den Außenästen hingegen wird die S-Bahn zur Regionalbahn. Ich möchte aber trotzdem nicht ausschließen, dass wir das Angebot nicht auch auf München ausweiten, aber zum jetzigen Zeitpunkt gibt es dahingehend noch keine Pläne.

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