Öffentliche Investitionen:Augsburg will die Wohnungsnot lindern

Oberbürgermeister Kurt Gribl setzt auf Projekte der stadteigenen Wohnbaugruppe, die dafür sogar kostenlos Grundstücke zur Verfügung gestellt bekommt

Von Florian Fuchs, Augsburg

In den vergangenen zehn Jahren ist Augsburg von 270 000 auf 300 000 Einwohner angewachsen, dieser immense Zuzug bereitet der Stadt unter anderem auf dem Wohnungsmarkt Probleme. Augsburg gilt auf Grundlage einer Statistik des bayerischen Landesamtes als Gebiet, in dem "die Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum besonders gefährdet ist". Oberbürgermeister Kurt Gribl (CSU) sagte am Dienstag, dass es "keine einfache Lösung" gebe, um den Mangel zu verbessern. Er sieht die Stadt aber aufgrund verschiedener Maßnahmen insofern gut aufgestellt, als dass sich die Lage wenigstens nicht noch weiter zuspitzt.

So verkündete Gribl, dass Augsburg sein Ziel, 100 Wohneinheiten pro Jahr durch die stadteigene Wohnbaugruppe (WBG) neu zu bauen oder zu erwerben, von 2022 an überkompensieren werde. Diese Marke hatte sich Augsburg vor sechs Jahren gestellt, bislang sind aber erst 330 Wohnungen gebaut worden. Auch dieses Jahr werde das Ziel von 100 Wohnungen nicht erreicht, sagte Gribl. Dies sei allerdings auf bei solchen Projekten übliche Anlaufverzögerungen zurückzuführen: Planungs- und Genehmigungsverfahren für zahlreiche Baugebiete seien nun abgeschlossen oder weit gediehen, dass das Ziel in den nächsten Jahren übererfüllt werde.

Insgesamt seien in der Stadt 2500 Wohneinheiten sofort und weitere 1500 schon bald realisierbar, sagte auch Zweite Bürgermeisterin Eva Weber (CSU). Neben Baugebieten, die die Stadt für private Investoren ausweist, will sie laut Weber eigene Grundstücke nicht an den Meistbietenden verkaufen, sondern kostenlos an die WBG vergeben - um so ihr Stammkapital zu erhöhen. Vier Areale mit rund 16 000 Quadratmeter Fläche hat die Stadt laut Weber dafür vorgesehen.

Gerade im Bereich des sozialen Wohnungsbaus laufen Augsburg allerdings die Kosten für die Mieten davon, wie es WBG-Geschäftsführer Dominik Hoppe ausdrückte. So werde das Mietziel in neuen Wohnungen im nächsten Jahr mit zwölf Euro pro Quadratmeter erstmals über der Zehn-Euro-Marke liegen. "Die Baufirmen sind diejenigen, die lachen", sagte Hoppe. Das heißt aber nicht, dass Mieter im sozialen Wohnungsbau diesen Preis zahlen müssen, es gibt gestaffelte Förderungen. Davon profitiert in Augsburg zum Beispiel auch eine vierköpfige Familie mit einem Bruttoeinkommen von 82 000 Euro, die sich für WBG-Wohnungen bewerben kann und dann mit Förderung zehn Euro pro Quadratmeter zahlen würde.

Dritter Bürgermeister und Sozialreferent Stefan Kiefer (SPD) berichtete, dass die Stadt nur noch über 8200 Sozialwohnungen verfüge, bei zahlreichen Einheiten sei jüngst die Sozialbindung weggefallen. Damit sei für die Stadt die Talsohle jedoch erreicht. Erst in diesem Jahr hatte der Stadtrat beschlossen, nur noch Bebauungspläne für Wohnbebauung auszuweisen, in denen mindestens 30 Prozent geförderte Einheiten festgeschrieben sind: ein Ergebnis langer Debatten zwischen CSU, SPD und Grünen. Kiefer sagte, dass Augsburg mit einem Wohnbüro, neuen Wohnungen für Menschen mit Behinderungen und verbesserten Obdachlosenunterkünften jüngst einiges im sozialen Wohnungssektor erreicht habe.

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