Die Orientierungslosigkeit in Bayern ist dieser Tage groß. Markus Söder zum Beispiel, aktuelles Amt Ministerpräsident, streift auf der Suche nach einer neuen Rolle durch die Welt und darf zwischen Pandaknutschen und Papst-Besuch von einem Leben als Bundespräsident träumen - endlich frei von langweiliger Sachpolitik. Auch in bayerischen Schulen herrscht Verwirrung: Ist das Gendersternchen nun wirklich verboten oder nur so halb? Darf nach der Pisa-Reform in Grundschulen noch gesungen und gemalt werden oder reicht es, in Reli für bessere Noten zu beten?
Nicht mal der Rausch ist in Bayern noch sicher: Ob die bundesweite Cannabis-Freigabe auch im Freistaat gilt oder längst durch bierernste Landesverordnungen ausgehebelt wurde, können höchstens Verfassungsrechtler beurteilen. Und am allerschlimmsten: Beim Fränkischen Bratwurstgipfel soll jüngst eine vegane Wurst gesichtet worden sein.
Kein Wunder, dass die Identitätskrise auch die stärkste bayerische Bastion ins Wanken bringt: das Auto. Anders lässt sich kaum erklären, warum im Land von BMW und Audi plötzlich so viele Autofahrer auf Abwege geraten. Im Fichtelgebirge fuhr ein 42-Jähriger vor ein paar Tagen mit seinem Auto bis auf den Gipfel des 1024 Meter hohen Ochsenkopfs. Sein Navi hatte ihn am Parkplatz vorbei zur Spitze gelotst.
Noch mehr Chaos im Allgäu: Dort tuckern seit Wochen verirrte Autofahrer über Wanderwege und Skipisten nach Österreich. Weil die B 19 am Alpenrand bis 12. Juli immer wieder gesperrt ist, folgten Ortsfremde einer vom Navigationsprogramm Google Maps empfohlenen Umfahrung ins Kleinwalsertal. Davon rät die Gemeinde Oberstdorf dringend ab: "Teilweise empfiehlt Google Maps kuriose Umfahrungsstrecken, die in alpines Gelände führen und für Fahrzeuge nicht befahrbar sind." Der richtige Weg führe direkt durch Oberstdorf. "Bitte folgen Sie unbedingt der Umleitungs-Beschilderung."
Wie die Allgäuer Zeitung berichtet, musste sogar die Bergwacht zu Hilfe eilen: Ein Fahrzeug hatte sich zu einer Skilift-Station auf 1620 Höhenmetern verfahren.
Manchmal führen Irrwege ganz nach oben. Man kann also nur hoffen, dass Markus Söder sich nicht auf Google Maps verlässt. Sonst landet er am Ende tatsächlich im Schloss Bellevue.