Oberschönenfeld:Hier gibt es die größte Schneemann-Sammlung der Welt zu sehen

Oberschönenfeld: Frohes neues Jahr - wünscht eine Schneemannfamilie auf einer Neujahrskarte von 1910.

Frohes neues Jahr - wünscht eine Schneemannfamilie auf einer Neujahrskarte von 1910.

(Foto: Sammlung Cornelius Grätz)

Die Ausstellung im schwäbischen Volkskundemuseum bietet einen Blick in die Kulturgeschichte des Schneemanns - und ein Exemplar aus der Karibik.

Von Hans Kratzer, Oberschönenfeld

Ein viel zu wenig beachtetes Opfer des Klimawandels ist der Schneemann. Im vergangenen Jahrzehnt folgte ein milder und schneefreier Winter auf den nächsten, weshalb viele Kinder noch nie die Chance bekamen, im Garten einen Schneemann zu bauen. Zurzeit aber wendet sich das Blatt: Anhaltende Kälte und Schneefälle ermöglichen dem Schneemann ein Comeback.

Das wurde höchste Zeit, schließlich sprechen wir von einer prägenden Gestalt des deutschen Winters, in der sich auf faszinierende Weise stets der Zeitgeist widerspiegelte. Das bestätigt ein Fotoband, der die Spezies der Schneemänner, -frauen und -tiere raffiniert dokumentiert - quasi die Skulptur des kleinen Mannes, wie es in dem Buch heißt (Schneemänner,-frauen, -tiere, ein Fotoband, 96 Seiten, 12 Euro, Büro Wilhelm Verlag).

Auch das Schwäbische Volkskundemuseum Oberschönenfeld beschäftigt sich gerade mit dem Phänomen Schneemann und zeigt kuriose Facetten dieses beliebten Winterhelden. Ein Kupferstich von 1778 gilt als früheste Darstellung eines Schneemanns. In jener Zeit herrschte eine kleine Eiszeit. Kein Wunder also, dass der Stich den Schneemann als Verkörperung des harten Winters zeigt. So tritt er dem Betrachter als bedrohliche Figur entgegen.

In dem Maße, in dem der Winter an Schrecken verlor, nahm das Aussehen des Schneemannes in der Realität und in Kinderbüchern immer freundlichere und knuddeligere Züge an. Zu weltweiter Popularität verhalf ihm Walt Disney, der für den Film "Die Eisprinzessin" den freundlichen Schneemann Olaf schuf. Von da an wurde er gerne als Werbefigur instrumentalisiert.

Der klassische Schneemann der Nachkriegszeit hatte damit ausgedient. Damals steckten ihm die Schneemannbauer noch schwarze Holzkohlestücke in den eisigen Leib, welche die Mantelknöpfe sowie Mund und Augen markieren sollten. "Diese Form des Schneemanns ist ausgestorben", sagt Dorothee Pesch, die Kuratorin der Ausstellung. Stattdessen bietet heute der Spielwarenhandel die Grundausstattung an, das Schneemann-Set, auch Snowman-Construction-Kit genannt.

Die Ausstellung im Museum Oberschönenfeld beruht auf der weltgrößten Schneemann-Sammlung des Reutlingers Cornelius Grätz. Das kurioseste Objekt ist ein aus Seeigeln gestalteter Schneemann aus der Karibik. Das gibt Hoffnung, auch wenn wieder wärmere Winter kommen: "Der Schneemann hat auf alle Fälle Zukunft", sagt Kuratorin Pesch.

Der Schneemann. Geschichte(n) eines Winterhelden. Bis 5. Februar, Schwäbische Galerie Oberschönenfeld, Gessertshausen (Landkreis Augsburg), Di-So 10-17 Uhr, Tel. 08238/30 01-0.

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