Oberpfalz:Was aus dem Schloss wird, das keiner haben wollte

Schloss von Karl-Heinz Kago

Während alte und neue Besitzer des Loire-Schlosses im oberpfälzischen Postbauer-Heng für Rummel sorgen, gibt es in Hiltpoltstein noch Rätselraten um den Käufer der Burg.

(Foto: dpa)

Das Schloss von Postbauer-Heng und die Burg von Hiltpoltstein sind verkauft. Nun wird gerätselt, wie es mit den Problemimmobilien weitergeht.

Von Olaf Przybilla

Das mit dem Kater Felix hat Sveta Todorovic auch gelesen und fand das auch, nun ja, interessant. Angeblich soll Felix, der Schlosskater von Postbauer-Heng, im Loire-Schloss in der westlichen Oberpfalz künftig "lebenslanges Wohnrecht" genießen. So jedenfalls hat es Luecie Kago, die Ehefrau vom früheren Ofenkönig Karl-Heinz Kago, den Neumarkter Nachrichten anvertraut.

Nun ist es nicht so ganz leicht zu durchschauen, warum die Frau des Schloss-Erbauers offenbar kurz nach der Zwangsversteigerung eben jenes Schlosses eine exklusive Führung durch die Gemächer gewährt. Aber das wird schon alles seine Richtigkeit haben. Nicht richtig, das will Todorovic betonen, ist die Sache mit dem Kater. "Stimmt nicht", sagt der Immobilienentwickler aus München. Und er müsste es eigentlich wissen. Immerhin hat er das Schloss Ende August ersteigert, für fünf Millionen Euro.

Das mit dem Nießbrauchrecht für ein Schlosstier wäre damit schon mal aus der Welt. Offen bleibt die Frage, was denn nun wird aus dem Palais am Ortseingang, in dem, wie ein anderer Immobilienmakler am Rande des Zwangsversteigerungstermins durchrechnete, "so etwa 15 bis 20 Kachelöfen" auf einen neuen Nutzer warten dürften.

Horst Kratzer, der Bürgermeister von Postbauer-Heng, wollte eigentlich beim ersten Gemeinderatstermin nach der Versteigerung wissen, wohin die Reise gehen soll, wenigstens in etwa. Ein Heim, eine Klinik, ein Hotel oder doch der nächste Schlossherr? "Wir stochern da auch im Nebel", sagt Kratzer ernüchtert. Todorovic will sich nur festlegen, wer künftig nicht, respektive nicht mehr, dort heimisch sein wird.

Keiner weiß, was aus der Immobilie wird

Was aber wird aus dem Anwesen, das zu den besten Zeiten einen hübschen Privatzoo beherbergte? "Geben Sie mir noch zwei Wochen", sagt er. Und nein: Dass Karl-Heinz Kago mit ihm, Todorovic, "vor der Versteigerung" etwas "ausgehandelt" habe - das stimme nicht. Würde sich ja fast so anhören, als hätten da zwei schon vor dem Gerichtstermin gemeinsame Pläne geschmiedet, Todorovic dementiert das.

Problemimmobilien sind gerade ein großes Thema in Nordbayern und so unterschiedlich die Anwesen sind, so ähnlich sind die Probleme. Klar verfolgen sie in Hiltpoltstein genau, was da passiert in Postbauer, schließlich kennt man das nur zu gut: eine Immobilie, die den ganzen Ort dominiert - und keiner weiß, was daraus wird. In Hiltpoltstein ist die Sache sogar noch bedrückender. Denn während das Loire-Schloss nur am Rand von Postbauer die Blicke auf sich zieht, stellt die Burg seit Jahrhunderten so ziemlich alles in Hiltpoltstein in den Schatten.

Man könnte auch sagen: Die Burg, das ist Hiltpoltstein. Auf der Bundesstraße zwischen Nürnberg und Bayreuth kommt jeder daran vorbei; jeder Tourist in der Fränkischen Schweiz findet sie im Reiseführer: "Das ist unser Wahrzeichen, klar", sagt der zweite Bürgermeister, Georg Potzner. Fragt sich nur: für was?

Die Gemeinde konnte die Burg nicht kaufen

Kürzlich haben sie sich in Hiltpoltstein darüber informieren lassen, was man machen kann, um attraktiver zu werden. Und immer kam der Referent auf drei Themen zurück: die Burg, die Burg, die Burg. Eine Zeitlang hatte sich ein Burgverein um ein bisschen Kultur gekümmert, "Konzerte im Burggarten", sagt Bürgermeisterin Gisela Bauer, "das war so schön". Danach erwarb ein Architekt aus Nürnberg das Kastell, große Hoffnungen waren damit verbunden, der Verein löste sich auf.

Aber irgendwie kamen die Hotelpläne nicht voran. Dann kam die Burg in Berlin unter den Hammer, aufgerufen waren 990 000 Euro. Aber keiner bot mit. Und nun hat doch noch jemand zugeschlagen, für deutlich weniger. "Sollen seriöse Leute sein", sagt Bauer, es klingt wie ein Selbstgespräch.

Denkmalschutz, komplexer Brandschutz, kaum Parkplätze, da sind große Pläne schwierig. Hätte die Gemeinde nicht selbst mitbieten sollen? Man bekomme Strukturhilfe, sagt Bauer, "das wäre wie eine Mutter, die nicht weiß, wie sie die Kinder ernähren soll, sich aber einen Jaguar leistet."

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