Oberpfälzer verschollen in der Karibik:Rettungskräfte geben Segler auf

Keine Spur von Bodo R.: Der in der Karibik verschollene Weltumsegler aus der Oberpfalz ist trotz tagelanger Suche nicht auffindbar. Nun haben Familie und Rettungskräfte keine Hoffnung mehr.

Tobias Dorfer

Tagelang haben sie Bodo R. gesucht. Hubschrauber sind über die etwa 50 Kilometer breite Meerenge zwischen den Karibikinseln Santa Lucia und Martinique gekreist, die Seenotrettungsgesellschaft von Martinique war in Alarmbereitschaft - und zuhause im oberpfälzischen Amberg bangte die Familie und hoffte auf ein Lebenszeichen des seit Anfang Januar verschollenen Abenteurers, der mit seiner Yacht Balu die Welt umsegelte.

Bodo Rufenach, Boot Balu, Foto: Rettungswacht Martinique, Bild vom Blog des Seglers, Erlaubnis von Familie, dass wir das nehmen dürfen, eingeholt.

Mit seiner Yacht Balu wollte der Amberger Bodo R. die Welt umsegeln.

(Foto: oh)

Doch Bodo R. blieb unauffindbar und inzwischen haben die Rettungskräfte aufgegeben. R.s Bruder Thomas hat vor wenigen Tagen im Internetblog, in dem Bodo R. knapp zweieinhalb Jahre lang seine Reise dokumentiert hat, den "wohl letzten Eintrag" verfasst. "Die Suche ist eingestellt und wenn man die Karte mit seiner Eintragung der letzten Position betrachtet, muss man akzeptieren, dass er nicht mehr auffindbar ist", heißt es darin.

Am 15. Januar war Thomas R. noch einmal nach Martinique geflogen. Dort bekam er von der Polizei die persönlichen Gegenstände seines Bruders übergeben, die im Boot gefunden wurden. "Wir haben die Kosten für die Bergung beglichen, die Balu leergeräumt, Kleidung und Lebensmittel vor Ort verschenkt und den Rest weggeworfen", schreibt der Bruder.

Das ist das traurige Ende eines Projektes, das mit viel Euphorie und Enthusiasmus begann. Am 31. August 2008 war Bodo R. mit seiner Yacht vom Hafen des Nürnberger Motoryachtclubs gestartet. Dem Lauf der Donau folgte der Segler dann bis zum Schwarzen Meer, bevor er das Mittelmeer durchquerte und die Kanarischen Inseln ansteuerte. Von dort brach der 57-Jährige, der vor seiner Renten-Zeit eine Segelschule leitete, am 11. Dezember 2010 zur Atlantik-Überfahrt auf.

Balu: Endstation Martinique

Die Öffentlichkeit konnte das Abenteuer auf seinem Internetblog verfolgen. "Träume nicht dein Leben sondern lebe deinen Traum", so hatte Bodo R. das Internettagebuch überschrieben. Hier gab er nicht nur über die Route Auskunft sondern beschrieb auch, wie er sich zu Weihnachten Semmelknödel mit Champignonrahmsoße und Fleischbällchen sowie als Nachtisch eine Sharonfrucht zubereitete. Der letzte von Bodo R. verfasste Eintrag stammt vom 8. Januar. Es geht um eine Beinahe-Kollision mit einem fremden Schiff, die aber ohne Folgen bleibt. Am Ende waren es noch 101 Seemeilen bis Martinique.

Doch Bodo R. ist nie auf der Insel angekommen. Die Behörden vor Ort gehen davon aus, dass Bodo R. "über Bord gegangen ist, während er im hinteren Teil des Bootes nach Werkzeug suchte, um ein Teil aus dem Motor zu reparieren". So zitiert Thomas R. im Blog einen Verantwortlichen des deutschen Honorarkonsulats von Gouadeloupe. Offenbar war die Kühlpumpe des Motors der Balu defekt.

Die Suchaktion blieb erfolglos - und die Wahrscheinlichkeit, dass Bodo R, der früher DLRG-Schwimmer war, sich aus eigener Kraft ans Land retten konnte, war minimal. "Die Strömungen hätte ihn nach Westen getrieben", sagte damals ein Sprecher der Seenotrettungsgesellschaft von Martinique zu sueddeutsche.de. Und damit hinaus aufs offene Meer.

So bleiben von Bodo R. sein Internettagebuch und ein Selbstporträt des Seefahrers, das sein Bruder zum letzten Eintrag gestellt hat. Die Balu ist noch immer auf Martinique. Thomas R. und seine Helfer haben sie auf einem angemieteten Landstellplatz abgestellt. Der Bruder schreibt: "Dort steht sie nun, gut gerüstet mit allem was man für eine Weltumsegelung benötigt und wartet auf einen, der wie Bodo seine Träume verwirklichen will."

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