Oberfranken:Ein Toter und 15 Verletzte bei Brand in Asylunterkunft in Bamberg

  • Bei einem Brand in der Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber im oberfränkischen Bamberg ist am frühen Mittwochmorgen ein Mensch ums Leben gekommen.
  • 15 Bewohner wurden bei dem Feuer verletzt, sieben Menschen im Krankenhaus behandelt.

Von Olaf Przybilla, Bamberg

Es ist kurz nach sechs Uhr morgens, als Shabani Shaban, 21, die zentrale Aufnahmeeinrichtung für Asylbewerber in Bamberg verlässt. Er macht das immer so früh, weil seine Partnerin, eine Würzburgerin, ihn vor der Arbeit noch sehen will und sie gemeinsam frühstücken wollen in einem amerikanischen Schnellrestaurant in der Nähe.

Dass was passiert sein muss in der Einrichtung über Nacht, das habe er wahrgenommen, sagt Shaban. Dass es aber lauter werden kann dort, wo derzeit 1200 Flüchtlinge verschiedener Herkunft untergebracht sind, daran habe er sich gewöhnt und habe deshalb nicht aus dem Fenster geschaut. Seit zwei Monaten lebt Shaban in der Bamberger Einrichtung, er stammt aus dem Kosovo. Jetzt hört er an der Ausgangsschranke, dass es ein paar Häuser weiter gebrannt hat und dass ein Bewohner das Leben verloren hat dabei. "Sehr traurig" mache ihn das, sagt er.

Der Brand wurde um 3.28 Uhr gemeldet

Einen Brand mit "sehr starker Rauchentwicklung" in der zentralen Asyl-Aufnahmeeinrichtung in Bamberg hat die Polizei um 3.28 Uhr gemeldet, und natürlich löst so eine Meldung furchtbare Assoziationen aus. "Das ist eben ein sehr sensibler Bereich", sagt Polizeisprecher Jürgen Stadter. Zunächst sei auch nicht klar gewesen, wie viele Menschen sich im Haus 7 der Einrichtung aufgehalten haben zu der Zeit. Der Gelände, eine frühere US-Kaserne, ist umzäunt, weshalb viele denken, die Bewohner dürften nicht heraus aus der Einrichtung. Das aber stimmt nicht. Die Flüchtlinge dürfen zu jeder Zeit das Gelände verlassen, die Zäune stehen da zu ihrem Schutz. Insofern habe man zunächst nicht exakt gewusst, wie viele Personen aus dem kasernenhaften Gebäude gerettet werden müssen, sagt Stadter.

163 waren es am Ende, zum großen Teil haben sie es selbst geschafft, das Haus zu verlassen. Andere wurden von Feuerwehrleuten geweckt und nach draußen geleitet. In einer der Wohnungen fanden die Einsatzkräfte in den frühen Morgenstunden eine leblose Person. Die Brandermittler konnten diesen Bereich wegen der starken Rauchentwicklung über etliche Stunden nicht betreten. "Wir gehen aber davon aus, dass das Feuer in der Wohnung ausgebrochen ist, in der die leblose Person gefunden wurde", sagt Stadter.

Hinweise auf Brandstiftung gibt es nicht

Hinweise auf Brandstiftung gebe es keine, erklärt die Kriminalpolizei. Was den Brand ausgelöst hat - ein technischer Defekt, ein nicht ausgeschalteter Herd, womöglich eine Zigarette - soll nun ermittelt werden. Zur Identität und zum Geschlecht der leblosen Person konnte die Polizei zunächst keine Angaben machen. Durch den Qualm in dem Haus erlitten insgesamt 15 Bewohner leichte Rauchvergiftungen. Sieben davon, darunter zwei Kinder, brachte der Rettungsdienst in Kliniken.

Was andernorts Einsatzkräfte vor Schwierigkeiten stellen würde - mehr als 160 befreite Personen bei Temperaturen um den Gefrierpunkt -, das ist in der Bamberger Einrichtung kein Problem. Auf dem Gelände sollten nach den ursprünglichen Plänen bis zu 4500 Asylsuchende untergebracht werden. Die Stadt kritisiert diese Pläne, ob dort jemals so viele Flüchtlinge untergebracht werden, ist ungewiss. Aber die Kapazitäten sind da. Die 163 Flüchtlinge aus Haus 7 wurden noch in der Nacht auf andere Häuser verteilt und versorgt.

Alexandra Koepke hat von alledem nichts mitbekommen. Sie wohnt in einem Haus an der Eingangsschranke der Einrichtung. "Heute habe ich ausnahmsweise mal gut geschlafen", sagt sie und klingt unwirsch. Ausnahmsweise? Man bekomme "schon manches zugemutet" in der Nacht, seit mehr als tausend Flüchtlinge verschiedener Nationalitäten in der Nachbarschaft lebten. Ihre Nachbarin Irene Hofstädter würde das so nicht sagen. "Manchmal fahren die Radler aus der Einrichtung ohne Licht", sagt sie, sonst aber könne man sich nicht beklagen über besondere Vorkommnisse. Auch Hofstädter hat von dem nächtlichen Großeinsatz in der Nachbarschaft nichts mitbekommen.

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