Unter Bayern:Viermal die Woche Klöße, drunter geht es nicht

Unter Bayern: Einen echten Oberfranken erkenne man daran, dass er viermal pro Woche Klöße isst, so heißt es.

Einen echten Oberfranken erkenne man daran, dass er viermal pro Woche Klöße isst, so heißt es.

(Foto: Henglein/oh)

Einem alten Herrn ist neulich während der Fahrt das Mittagessen auf dem Beifahrersitz umgekippt. Da ist es gut zu wissen, wo man Ersatzknödel herbekommt. Vor allem für echte Oberfranken.

Glosse von Katja Auer

Dieser Tage ist in Oberfranken ein wirklich saublöder Unfall passiert, wenigstens, das sei vorausgeschickt, blieb der Fahrer unverletzt. Der 82-jährige Mann war mit dem Auto unterwegs, als ihm - er war schon fast daheim - ein Topf mit Rouladen und Klößen auf dem Beifahrersitz umkippte und er vor lauter Schreck einen Unfall und 25 000 Euro Schaden verursachte.

Und zum Mittagessen war auch nichts mehr da. Wie die Polizei mitteilte, landeten die Rouladen im Schoß des Autofahrers und die Klöße verteilten sich in der Mittelkonsole. Die ganze Sache ist eh schon sehr unerfreulich, aber dann auch noch am Sonntagmittag. Einen Oberfranken erkennt man daran, dass er viermal in der Woche Klöße isst, so geht ein Spruch, und ziemlich sicher zählt der Sonntag fest zu diesen vier Tagen.

In Weitramsdorf ist das passiert, in der Nähe von Coburg, da gibt es Gottseidank noch eine Wirtschaft, möglicherweise ist der alte Herr nach dem ganzen Schlamassel direkt im alten Brauhaus eingekehrt. Wahlweise hätte er, vorausgesetzt das Auto tut es noch, nach Coburg fahren und in der Klößerei einfach ein paar Knödel mit heim nehmen können. Im gut gesicherten Topf diesmal. Aber vielleicht kam er auch direkt von dort.

Eine solche Einrichtung ist wahnsinnig praktisch, handgefertigte Klöße erfordern doch einen gewissen Aufwand. Wem es nicht gegen die Ehre geht, der kann freilich fertigen Kloßteig nehmen. Oder eben welche abholen.

Seit Corona wird nicht mehr komisch angeschaut, wer mit einem Topf in der Hand ein Lokal betritt, Essen zum Mitnehmen hat die Pandemie überdauert. Nur der - gut besuchte - Schäuferla-Drive-in, den ein kundiger Wirt in Corona-Zeiten eröffnet hatte, ist dank Normalbetrieb nun nicht mehr nötig.

Die Liefer- und Abhol-Kultur kann man bedauern, weil es auf diese Weise dahin geht mit der heimischen Kochtopf-Kompetenz. Dann kann bald niemand mehr einen ordentlichen Schweinsbraten zubereiten und es wäre umsonst gewesen, dass sich Markus Söder und Hubert Aiwanger so ins Zeug legen, weil uns ja die Grünen angeblich das Fleischessen ganz verbieten wollen. Andererseits ist so ein Kloß to go eine feine Sache für all jene, die mangels Alternativen sonst immer nur Pizza holen könnten. Und ganz nebenbei auch noch vegan, ließe man die Soße weg. Aber jetzt wird's ein Schmarrn. Es heißt ja schließlich Kloß mit Soß.

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