Oberbayern:Investoren bevorzugen Oberbayern

Die staatliche Agentur "Invest in Bavaria" lockt ausländische Firmen ins Land - aber nicht in strukturschwache Regionen. Wirtschaftsminister Martin Zeil sieht dies alles jedoch etwas anders.

Max Hägler

Erst vor vier Wochen konnte die Agentur wieder Vollzug melden: Der japanische Maschinenbauer Nittoku wird in München seine erste deutsche Niederlassung aufmachen. Wieder ein Erfolg für "Invest in Bavaria", die regierungseigene Ansiedlungsagentur, die mit 23 Auslandsrepräsentanzen die weiß-blaue Fahne hochhält. Im vergangenen Jahr halfen die freistaatlichen Werber, 58 ausländische Investoren nach Bayern zu holen. Schöne Ergebnisse, aber leider profitieren davon nicht alle in Bayern, kritisieren nun die Grünen im bayerischen Landtag. Sie hatten in einer parlamentarischen Anfrage das bayerische Wirtschaftsministerium um genaue Erfolgszahlen von "Invest in Bavaria" gebeten und um Angaben, ob die strukturschwachen Gebiete Bayerns besonders beworben wurden. Die Antworten sind aus Sicht der Grünen enttäuschend. Nur neun von den 58 Unternehmensansiedlungen gelangen außerhalb Oberbayerns. Oder anders gesagt: Im sowieso prosperierenden Bezirk Oberbayern entstanden so 850 neue Arbeitsplätze, in allen übrigen Regierungsbezirken dagegen nur 142 neue Stellen. Angesichts dieser Schieflage müsse die Wirtschaftsförderung geprüft werden, fordert Martin Runge, wirtschaftspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion: "Es kann schließlich nicht darum gehen, den Speckgürtel rund um München weiter zu mästen, sondern man muss verstärkt die Regionen bewerben, die Wirtschaftsförderung dringend nötig hätten." Auch der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Volkmar Halbleib, schimpft. In seinem Bezirk Unterfranken sei nur ein einziger Betrieb angesiedelt worden. "Man mag schon nicht mehr von einem bedauernswerten Ungleichgewicht sprechen, vielmehr handelt es sich um eine offensichtliche Ungleichbehandlung der Regierungsbezirke", kritisiert Halbleib. Seine Fraktion werde das Thema Strukturpolitik nun zum Schwerpunkt machen. Aus Sicht des Wirtschaftsministeriums ist diese Kritik völlig unberechtigt. Er weise sie mit "allem Nachdruck zurück", sagt Minister Martin Zeil (FDP), denn "Invest in Bavaria" handle zum "Wohl Bayerns". Dabei sei die Agentur jedoch an die Anforderungen potentieller Investoren gebunden, die letztlich auch selbst entscheiden. Wenn möglich biete man aber in Zusammenarbeit mit lokalen Wirtschaftsförderern Standorte in ländlichen Regionen an. Der aus Sicht dieser ländlichen Regionen letztlich aber miserablen Quote hält Zeil konkrete Beispiele entgegen: Ein Logistikzentrum von Amazon sei im Landkreis Augsburg angesiedelt worden. Und auch diverse Kundendienstleistungszentren in Nordbayern.

Amazon Bad Hersfeld

Amazon investierte lieber in Schwaben als in Oberbayern.

(Foto: dpa)
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