Die Pläne sind kühn, aber Christian Stückl ist ein Mann mit Visionen, und die vielen Tausend Passionsspielgäste dieses Sommers dürfte vielleicht ein baldiges Wiedersehen mit den Jesus-, Judas- oder Marien-Darstellern freuen.

Christian Stückl, Spielleiter der vergangenen drei Passionen, plant, während der zehnjährigen Passions-Pause ein Festival in Oberammergau zu etablieren. "Wir sind eines der größten Laientheater der Welt, das Theaterspielen ist die Lebensader für die Passion", sagte er am Freitag in München bei der Vorstellung seiner Pläne.
Der Gemeinderat hat sie ohne die üblichen Diskussionen abgenickt, und Stückl hat mit fünf Mitstreitern eine GmbH dafür gegründet. Es sei wichtig, dass was passiere im Dorf, sagt Bürgermeister Arno Nunn, der auf einen Sekundäreffekt für Oberammergau durch die Veranstaltungen hofft. Die finanzielle Haftung aber trägt die GmbH.
Im kommenden Sommer will Stückl "Joseph und seine Brüder" nach Thomas Manns 2000 Seiten starker Roman-Tetralogie inszenieren. Keine sechs Stunden, wie John von Düffels Dramatisierung für das Düsseldorfer Schauspielhaus, doch mit Anleihen aus dessen Arbeit. Markus Zwink komponiert bereits die Musik, Stefan Hageneier denkt über Bühnenbild und Kostüme nach. Im Januar beginnt das Casting für die 300 Darsteller.
Premiere wird am 15. Juli sein, Karten für die geplanten acht Aufführungen gibt es bereits über das Passionstheater. Das allein aber macht noch kein Festival. Im Juli wird der "Brandner Kaspar" des Volkstheaters ein Gastspiel haben, am 12. August Max Raabe. "Wir beginnen klein etwas Großes", so Stückl.