Im Bewerbungsverfahren um die Leitung der Oberammergauer Passion 2030 hat der Gemeinderat einen neuen Termin für den nächsten Schritt festgesetzt. Der bisherige Spielleiter Christian Stückl soll am 4. November den Oberammergauern in einer Bürgerversammlung sein Konzept vorstellen, wie Werkleiterin Ramona Wegenast mitteilte. Vor einer Woche war der dafür geplante Termin kurzfristig abgesagt worden.
Erwartet wird, dass Stückl seinen Stellvertreter Abdullah Karaca einbindet. Karaca wollte sich dem Vernehmen nach ursprünglich ebenfalls um die Spielleitung bewerben – es wäre damit auf eine Konkurrenz hinausgelaufen. Stückl und Karaca sollen sich dann geeinigt haben, sich gemeinsam als Team in alter Besetzung zu bewerben. Der 62-jährige Stückl hat die alle zehn Jahre gemäß einem Pestgelübde aufgeführte Passion seit 1990 vier Mal inszeniert.
Der Weg zur nächsten Kreuzigung ist dieses Mal aufwendig. Rund um die Vergabe der Spielleitung rumorte es im Dorf. Erstmals in der fast 400-jährigen Geschichte des weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannten Laienspiels hat der Gemeinderat ein solches offizielles Bewerbungsverfahren beschlossen. Seit fast 40 Jahren ist Stückl Spielleiter - und durchsetzungsstark, wenn es um die Sache geht. Manchem in dem 5000-Seelen-Ort scheint er zu mächtig geworden zu sein. Andere wiederum sehen in ihm den Erneuerer, der die Passion entstaubt, von christlichen Anti-Judaismen befreit und mit eindrucksvollen Inszenierungen auch im Ausland zum gefragten Kulturereignis gemacht hat.
Neben Stückl und Karaca soll zumindest vorweg ein weiterer Interessent die Hand gehoben haben, der aber kaum Erfahrung mit Inszenierungen auf großen Bühnen hat – anders als Stückl, der auch Intendant des Volkstheaters ist, und Karaca, der dort regelmäßig inszeniert hat. Der Gemeinderat hatte im September beschlossen, dass nur Stückl sein Konzept präsentieren soll. Ob es offizielle Bewerber neben Stückl gab, wurde nicht mitgeteilt.