Süddeutsche Zeitung

OB-Wahl:Landshut wählt FDP-Kandidaten zum Oberbürgermeister

  • FDP-Kandidat Alexander Putz wird neuer Oberbürgermeister von Landshut.
  • Der Liberale besiegt in der Stichwahl Helmut Radlmeier von der CSU
  • "Das ist ein historischer Abend für die Stadt Landshut und ein besonderer Abend für mich", sagt Putz.

Von Andreas Glas, Landshut

Alexander Putz wird neuer Oberbürgermeister in Landshut. Der FDP-Kandidat setzte sich bei der Stichwahl am Sonntag mit 63 Prozent der Stimmen überraschend klar gegen seinen CSU-Mitbewerber Helmut Radlmeier durch, der auf 37 Prozent kam. Am 1. Januar 2017 wird Alexander Putz den bisherigen Rathaus-Chef Hans Rampf (CSU) ablösen, der seit dem Jahr 2005 im Amt war und aus Altersgründen nicht mehr zur Wahl antreten durfte. Putz wird dann der erste liberale Oberbürgermeister einer kreisfreien Stadt seit Kurt Scherzer sein, der bis 1984 im Rathaus in Fürth regierte. "Das ist ein historischer Abend für die Stadt Landshut und ein besonderer Abend für mich", sagte Putz am Sonntagabend.

"Ich bin sehr enttäuscht", sagte dagegen Helmut Radlmeier nach seiner Stichwahl-Niederlage. Er müsse akzeptieren, "dass die Wähler einfach einen Wechsel wollten". In der niederbayerischen Bezirkshauptstadt hatte die CSU bereits bei der ersten Runde der OB-Wahl eine Schlappe hinnehmen müssen. Der Landtagsabgeordnete Radlmeier hatte zwar im ersten Wahlgang knapp vor Putz gelegen, die absolute Mehrheit aber deutlich verpasst. In den 46 Jahren zuvor hatten sich die CSU-Kandidaten jeweils im ersten Wahlgang durchgesetzt. Nun hat es für die Christsozialen nicht einmal im zweiten Anlauf gereicht. Der Grünen-Kandidat Stefan Gruber und die SPD-Bewerberin Patricia Steinberger hatten den Sprung in die Stichwahl dagegen verpasst. Die Kandidatin der Wählervereinigung Landshuter Mitte, Gabriele Goderbauer-Marchner, hatte ihre Bewerbung bereits im Juni wegen einer Krebserkrankung zurückgezogen. Am 1. Juli starb die 56-jährige Hochschulprofessorin.

Mit dem Wahlsieg des FDP-Politikers Putz endete am Sonntag eine spektakuläre Aufholjagd. Denn lange Zeit galt CSU-Kandidat Radlmeier als klarer Favorit auf das Oberbürgermeisteramt. Noch im Frühsommer hatte in einer Umfrage fast jeder Zweite für den 50-jährigen Bankkaufmann gestimmt. Sein Konkurrent, der 52-jährige Putz, lag damals weit dahinter. Im Wahlkampf gelang es dem politischen Seiteneinsteiger dann aber, sich als Gegenmodell zu den etablierten Stadtpolitikern zu profilieren. Viele Landshuter machen die CSU offenbar für die Finanzmisere der Stadt verantwortlich und dafür, dass wichtige Infrastrukturprojekte nur schleppend vorankommen. Die Wahlbeteiligung lag trotzdem nur bei rund 45 Prozent.

Der künftige OB Alexander Putz ist Bauingenieur und gebürtiger Niederösterreicher, lebt aber seit 34 Jahren im Raum Landshut. Erst seit vier Jahren ist Putz FDP-Mitglied, seit drei Jahren ist er Vorsitzender des Stadtverbandes. Im vergangenen Jahr kandidierte er für den Landesvorsitz der Liberalen. Zwar konnte sich Putz nicht gegen den nun amtierenden FDP-Landeschef Albert Duin durchsetzen, doch erreichte er damals mit knapp 26 Prozent ein erstaunlich gutes Ergebnis.

Duin sprach am Sonntag von einer Sensation. "In Landshut wurde auch die Arroganz der CSU abgewählt." Auf den künftigen OB kommt eine knifflige Aufgabe zu. FDP-Mann Putz hat im Rathaus keine Mehrheit hinter sich, im Gegenteil: Lediglich einer von 44 Stadträten gehört der FDP an. Weil die nächste Stadtratswahl erst in vier Jahren stattfindet, wird es Alexander Putz schwer haben, seine politischen Ziele durchzusetzen. "Nun beginnt ein neuer Lebensabschnitt für mich", sagte er, betonte aber, dass er "unglaublichen Respekt" vor seiner neuen Aufgabe habe.

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SZ vom 24.10.2016/kbl
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