Starkregen hat in Nürnberg am Donnerstagabend zu Hunderten Einsätzen von Polizei und Feuerwehr geführt. Viele Keller und Tiefgaragen seien vollgelaufen, in Unterführungen seien Autos im Wasser stehengeblieben und Insassen eingeschlossen gewesen, berichtete ein Polizeisprecher am Abend.
Ein Feuerwehrsprecher ergänzte, die Menschen hätten sich über die Fenster der Autos aber selbst befreien können. Betroffene standen teilweise bis zur Brust im Wasser. Helfer mussten mit Gummibooten in die Unterführungen paddeln.

Auch Teile des Hauptbahnhofs und U-Bahn-Stationen wurden überflutet. In Eingängen stand das Wasser zentimeterhoch, wie Bilder der Nürnberger Nachrichten zeigen. In der U-Bahn-Station Sündersbühl prasselte der Regen durch die Decke. Eine Straßenbahn konnte in einer Unterführung wegen der Wassermassen nicht mehr weiterfahren, wie die Feuerwehr berichtete.
Laut Polizei kam es zu mehreren Unfällen wegen Aquaplaning. Zur Zahl der Unfälle und ihrer Schwere konnte der Sprecher wegen der Vielzahl an Einsätzen zunächst nichts sagen. Auch fiel partiell der Strom in der Stadt aus, weil Trafostationen lahmgelegt waren. Gasleitungen seien ebenfalls beschädigt worden.

Unwetter in Nordbayern:Historische Stadtmauer von Weißenburg eingestürzt
Ein extremes Unwetter sucht Nürnberg heim, und auch der Rest Frankens bleibt nicht verschont. In Weißenburg kann das Mauerwerk aus dem 14. Jahrhundert den Wassermassen nicht mehr standhalten.
Vor allem über der Nürnberger Innenstadt hatte sich laut Feuerwehr eine Gewitterzelle gebildet. Betroffen von den Überflutungen seien vor allem die Altstadt und der Innenstadtteil Steinbühl gewesen. Auch der Frankenschnellweg im Stadtgebiet wurde massiv überflutet.

Meldungen über Personenschäden lagen der Feuerwehr bis zum Abend nicht vor. Dafür hat es viele Autos erwischt - Bäume stürzten auf parkende, teils auch auf fahrende Autos.
Während des Gewitters gingen bei Feuerwehr und Polizei unzählige Notrufe ein. Bei der Feuerwehr waren die Leitungen trotz Personalverstärkung zum Teil überlastet. Die Polizei rief die Menschen auf der Plattform X (vormals Twitter) dazu auf, zu Hause zu bleiben und nur in "absoluten Notfällen" den Notruf zu wählen.
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Verletzte und Gewitterschäden in ganz Franken
Der Deutsche Wetterdienst hatte vor Unwettern in Schwaben, Oberbayern und Mittelfranken bis in die Nacht gewarnt. Auch im Bahnverkehr kam es aufgrund von Unwetterschäden zu Beeinträchtigungen. Die Strecke zwischen Georgensgmünd sowie Pleinfeld und Gunzenhausen musste gesperrt werden.
Eine Gewitterfront mit Starkregen hatte bereits in der Nacht zum Donnerstag zahlreiche Schäden in Unterfranken verursacht. Die Feuerwehren im Landkreis Aschaffenburg waren mit rund 600 Kräften an mehr als 350 Einsatzstellen gefordert. Besonders betroffen war die Gemeinde Laufach - dort traten mehrere Bäche über die Ufer und Straßen, Keller und Gebäude wurden überflutetet.
In Oberfranken wurde ein 71-Jähriger in Thurnau schwer verletzt, als während der Fahrt ein Baum auf sein Auto fiel. Er wurde eingeklemmt und musste von der Feuerwehr befreit werden.
Im mittelfränkischen Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen stürzten 40 Bäume auf eine Straße und begruben zwölf Autos unter sich. Drei Menschen aus den Fahrzeugen mussten vom Rettungsdienst versorgt werden, darunter ein knapp zwei Wochen alter Säugling.
"Letzte Generation" sagt Blockaden ab
Die Gruppierung Letzte Generation kündigte am Donnerstagabend an, ihre Blockadeaktionen in Nürnberg zu unterbrechen. "Wir müssen nicht blockieren, die Klimakrise übernimmt für uns", hieß es in einer Erklärung nach dem Gewitter. Aktivisten hatten den Verkehr am Donnerstag in Nürnberg und Fürth teilweise zum Erliegen gebracht. Die Klimaaktivisten setzten sich in Nürnberg vor dem Hauptbahnhof mit Bannern auf die Straße. Vorübergehend konnten dort auch keine Busse und Straßenbahnen fahren.
Anteilnahme und Kritik aus der Politik
"Was für ein schlimmes Unwetter in #Nürnberg. Unser Mitgefühl mit allen, die davon betroffen waren", schrieb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Freitag auf der Plattform X. Zugleich dankte er den Einsatzkräften für ihre "hervorragende Arbeit".
Der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, schrieb, die Bilder aus Nürnberg seien erschreckend. "Meine Gedanken sind bei allen, die heute den schlimmsten Tag ihres Lebens haben." Dies verband er mit Kritik an der Klimapolitik der CSU. Die Klimakrise sei längst auch in Bayern angekommen. "Vielleicht merkt das nun endlich auch Markus Söder."
Er wolle nicht, dass der Alltag seiner Kinder in Zukunft so aussehe, schrieb Hartmann. "Ich will, dass Bayern endlich die Lösungen umsetzt, die auf dem Tisch liegen: Windräder und Stromnetze bauen, der Wirtschaft beim klimaneutralen Umbau helfen."
CSU-Generalsekretär Martin Huber warf ihm daraufhin Stimmungsmache vor. "Ein Unwetter so für Wahlkampf zu instrumentalisieren, ist schäbig. Ist Ihnen das nicht peinlich?", schrieb Huber auf X.