Nürnberg:Stadt unterstützt Hochhausbewohner

Die Eigentümer der fünf Nürnberger Hochhäuser, von denen wegen möglicher Brandgefahr in einem Hauruck-Verfahren die Fassaden entfernt wurden, bekommen Unterstützung von der Stadt. Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) hat am Donnerstagabend bei einer Informationsveranstaltung für die Betroffenen angekündigt, dass der Energieversorger N-Ergie, ein teilweise städtisches Unternehmen, das die Häuser mit Fernwärme versorgt, sich bei dem zu erwartenden Anstieg der Stromkosten in diesem Winter kulant zeigen werde. Man werde den Durchschnittsverbrauch der vergangenen drei Jahre zugrunde legen, kündigte Maly an. Das Rathaus werde außerdem eine telefonische Beratung für Eigentümer und Mieter einrichten, die sich durch die unvorhergesehenen Baumaßnahmen in ihrer Existenz bedroht sehen, sagte der OB.

In den Gebäuden, die Mitte der Sechzigerjahre im Stadtteil Langwasser errichtet wurden, leben viele Menschen mit geringem Einkommen. Vor allem ältere Eigentümer befürchten, dass sie die Kosten für den Fassadenabriss und -neubau nicht bezahlen können und auch keinen Kredit bekommen. Derzeit gebe es nach Kenntnissen der Stadt keine Sozialhilfeempfänger unter den Eigentümern, sagte Maly. "Es könnte aber sein, dass jemand bedürftig wird, wenn die Umlagen fällig werden." Ihnen stellte er Hilfe in Aussicht: Das Sozialamt könne ein Bankdarlehen ersetzen, in manchen Fällen die Zinsen übernehmen. Bei Mietern, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, wollen die Behörden laut Maly die besonderen Umstände berücksichtigen: Sollten Mieten wegen der Kosten für die Fassade steigen und die zulässige Miethöhe überschritten werden, werde das Sozialamt die Bewohner nicht zum Umzug zwingen. "Das ist natürlich immer eine Einzelfallentscheidung", schränkte er ein.

"Das ist der Versuch, Ihnen an einer klitzekleinen Stelle entgegenzukommen", sagte Maly und bekam dafür ein wenig Applaus. Es war einer der wenigen versöhnlichen Momente in der emotional sehr aufgeladenen Versammlung. Mehr als 200 überwiegend wütende Bewohner waren auf Einladung der Stadt zum Messegelände gekommen, um sich noch einmal von der Stadt und der Firma Vonovia, welche die Anlage verwaltet, erklären zu lassen, wie es zu der überstürzten Maßnahme gekommen ist. Sowohl Vonovia als auch Stadt, Feuerwehr und ein Prüfsachverständiger betonten, dass sie die gemeinsam getroffene Entscheidung, die Fassade so schnell wie möglich zu entfernen, nach wie vor für richtig halten. Wer die Kosten zu tragen hat, müssten nun Juristen entscheiden.

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