Nürnberg:Söders Heimatmuseum, äh... Ministerium für Heimatschutz

Söder stellt Heimatberichtes 2016 vor

Der bayerische Heimatminister Markus Söder bei der Vorstellung des Heimatberichtes 2016.

(Foto: dpa)

Ach nein, eigentlich heißt es ja Heimatministerium. Nur ist das Wort so kompliziert, dass den Menschen ständig etwas anderes rausrutscht.

Kolumne von Olaf Przybilla

Wenn dereinst Zeithistoriker eine Chronik des 17. Mai 2017 in Nürnberg zusammentragen, so werden sie an der Bild-Zeitung nicht vorbeikommen. Der Tag wird eingehen als jenes Datum, an dem der Terminus "Heimatschutzminister" für Markus Söder kreiert wurde. Offenbar unabsichtlich, jedenfalls nicht in erkennbar humoristischer Absicht. Aber darum geht es bei solchen Begriffen auch nicht.

Sind die erst mal in der Welt, gibt es kein Halten mehr. Mit dem Wort "Heimatmuseum" war es auch schon so. Das ist mal einem Radio-Mann vor Söders Heimatministerium (!) rausgerutscht. Seither darf dieses Wort als epidemisch gelten.

Es soll Redner geben, die sich in Nürnberg nicht auf die Bühne trauen, ohne zuvor einem Mitarbeiter auf der Toilette zwei Dutzend Mal "Heimatministerium Heimatministerium Heimatministerium" ins Ohr gesäuselt zu haben. Aber es bringt nichts.

Im Gegenteil: Es wird nur noch schlimmer. Das ist wie mit dem Psychologen, der zum Probanden sagt: "Stellen Sie sich jetzt bitte auf keinen Fall einen Elefanten mit grünem Rüssel vor." Schon ist das Bild im Kopf. Wie heißt übrigens das Ding, wo der Söder ein und aus geht? Heimatmuseum, genau.

Es soll ja Menschen geben, die Söder auf seiner Visitenkarte den Zusatz "Bayer Leverkusen der bayerischen Staatsregierung" vorschlagen. Aber das ist böse. Menschenfreundlich wäre der Zusatz: "Heimatschutzminister im Heimatmuseum." Dann könnte schon keiner mehr blöd angeschaut werden. In der SZ stand übrigens auch schon: Heimatmuseum. Und, so weit bekannt, nicht absichtlich.

Aber vielleicht täuscht man sich auch. Vielleicht bleibt vom 17. Mai 2017 etwas ganz anderes übrig: Eine Künstler-Truppe, die auch unterm Label "Salon der unerfüllten Wünsche" auftritt, hat ein Manifest veröffentlicht, das nichts Geringeres als den Abriss der Nürnberger Stadtmauer einfordert.

Immerhin habe es keine andere Stadt dieser Größe verpasst, sich seiner historischen Mauer zu entledigen. Kunst versteht nicht jeder, und so schien der Online-Auftritt der Nürnberger Nachrichten kurz vorm Abschmieren zu sein. Diese hatten zu dem Manifest eine Zeile gedichtet, die einem seither auch nicht mehr aus dem Kopf gehen will: "Mr. Maly, tear down this wall!"

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