Nürnberg:Rummel um den Rummel

Nürnberg: Vor nunmehr einer Woche ist der Nürnberger Hauptmarkt zum Rummelplatz geworden.

Vor nunmehr einer Woche ist der Nürnberger Hauptmarkt zum Rummelplatz geworden.

(Foto: Olaf Przybilla)

Die Fahrgeschäfte auf dem Hauptmarkt gefallen nicht allen

Von Clara Lipkowski und Olaf Przybilla, Nürnberg

"Einfach machen" ist das Motto von Marcus König (CSU), des neuen OBs von Nürnberg. Bei den Renovierungsplänen für den U-Bahn-Verhau an der Lorenzkirche und seiner Ankündigung, ein 365-Euro-Ticket für alle einzuführen, hat ihm das positive Presse eingebracht. Für den Rummel auf dem Hauptmarkt wird man das so nicht uneingeschränkt behaupten können. Zwar wird auch in Nürnberg wahrgenommen, dass andere große Städte Bayerns, München und Augsburg, in diesem besonderen Sommer ebenfalls Volksfestartiges ins Zentrum verlegt haben. Nur ballen sich dort eher nicht die Fahrgeschäfte, wo sonst Markthändler regionales Gemüse feilbieten. Und mittelalterlich enge Gassen als Zugang zu einem Rummel wird man andernorts ebenfalls so nicht finden.

Eine Woche stehen die Buden und Fahrgeschäfte auf diversen Nürnberger Stadtplätzen verteilt, das gebeutelte Schaustellergewerbe sollte aus dem Tief geholt werden. Vor allem am Hauptmarkt aber, wo Riesenrad, Autoskooter, Achterbahn-Ähnliches und anderes mehr Rummelvolk locken sollen, bedarf es keiner Tiefenrecherche, um auf konsternierte Einheimische zu treffen. Am Rand des Platzes sieht man zu nahezu jeder Tageszeit Menschen mit verschränkten Armen, die dem Treiben aus sicherer Entfernung zuschauen und auf Nachfrage "Das geht gar nicht" hervorpressen. Zwei Jugendliche setzen sich nach der Fahrt auf der "Wilden Maus" lieber etwas abseits auf den Platz, weil es ihnen im Getümmel auf Dauer dann doch zu eng ist.

Die Argumente gegen den Rummel sind vielfältig: Statt auf den fast beliebig erweiterbaren Volksfestplatz - Teil des riesenhaften ehemaligen Reichsparteitagsgeländes - werden nun Menschen in die gute, aber eben seit Jahrhunderten mittelalterenge Stube der Stadt gelockt? Und dafür werden Obsthändler vertrieben - und Touristen der Blick auf die Frauenkirche verschandelt? In Onlineportalen liest sich das kaum höflicher: Die Frage, "Wie viele Schnäpse muss man getrunken haben, um auf so eine Idee zu kommen", zählt da eher zu den charmanteren Kommentaren.

Lorenz Kalb, Chef des Schaustellerverbandes, findet das unfair. Nach der Eröffnung vor einer Woche habe man umgehend nachgebessert, das Riesenrad mit Zäunen umstellt, weiteres Sicherheitspersonal eingestellt. Am Konzept sei über Monate gefeilt worden, die Staatsregierung habe es abgesegnet. Auch eine Eis-Verkäuferin erinnert daran, dass es im Zentrum ja auch wieder so voll sei. "Die Leute, die hier laufen, laufen in der Fußgängerzone doch auch." Für Daheimgebliebene wolle man eben etwas bieten in der Stadt, sagt Kalb, und allen, die nun am Rummel herummäkelten, könne er nur entgegenhalten: "Entschuldigung, wir gehören auch zur Stadtgesellschaft." Die Debatte dürfte ihren Scheitelpunkt noch nicht erreicht haben.

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